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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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de Esel in die Schrancken gelassen, da man sich
denn über die wunderlichen Fechter-Sprünge der
letztern fast hätte schäckig lachen mögen. Sie ga-
ben den Leoparden manche tüchtige Schläge,
(denn sie waren beschlagen) an die Köpffe, Brüste
und Bäuche, allein sie wurden binnen einer Stun-
de dennoch von den Leoparden in kurtz und kleine
Stücken zerrissen. Hierauf wurden 4. Bären
in die Schrancken gelassen, welche ebenfalls wun-
derliche Täntze machten, und sich über eine Stun-
de lang tapffer wehreten, allein es halff ihre Gegen-
wehr nichts, sondern sie wurden von den Leopar-
den zerrissen, welche aber, indem sie von den Bä-
ren viele Bisse bekommen hatten, gantz ohnmäch-
tig zu Boden suncken. Demnach wurde ein Ty-
ger und 2. wilde Pferde, die wohl beschlagen wa-
ren, in die Schrancken gelassen, allein es verlief
keine Stunde, da der Tyger alle beyde Pferde zu
Tode gebissen hatte, ohngeachtet sie sich heldenmü-
thig gewehret, und dem Tyger unzähliche Schlä-
ge mit ihren Hufeisen beygebracht, wovon dersel-
be so wohl, als die Leoparden ohnmächtig zu Bo-
den sanck und liegen blieb.

Hierauf wurden 24. Hunde, von verschiede-
ner Grösse, nebst einer gewaltigen Anzahl von
Affen, Füchsen, wilden Katzen, und noch andern
kleinen Thieren, in die Schrancken gelassen; dem-
nach entstund eine solche Kater-Jagd, daß wir
uns alle vor Lachen hätten ausschütten mögen.
Endlich nahm das Spiel ein Ende, nachdem nicht
mehr als 3. Hunde, ein alter Affe und 2. wilde Ka-
tzen noch auf dem Platze lebendig zu sehen waren.

Wir

de Eſel in die Schrancken gelaſſen, da man ſich
denn uͤber die wunderlichen Fechter-Spruͤnge der
letztern faſt haͤtte ſchaͤckig lachen moͤgen. Sie ga-
ben den Leoparden manche tuͤchtige Schlaͤge,
(denn ſie waren beſchlagen) an die Koͤpffe, Bruͤſte
und Baͤuche, allein ſie wurden binnen einer Stun-
de dennoch von den Leoparden in kurtz und kleine
Stuͤcken zerriſſen. Hierauf wurden 4. Baͤren
in die Schrancken gelaſſen, welche ebenfalls wun-
derliche Taͤntze machten, und ſich uͤber eine Stun-
de lang tapffer wehreten, allein es halff ihre Gegen-
wehr nichts, ſondern ſie wurden von den Leopar-
den zerriſſen, welche aber, indem ſie von den Baͤ-
ren viele Biſſe bekommen hatten, gantz ohnmaͤch-
tig zu Boden ſuncken. Demnach wurde ein Ty-
ger und 2. wilde Pferde, die wohl beſchlagen wa-
ren, in die Schrancken gelaſſen, allein es verlief
keine Stunde, da der Tyger alle beyde Pferde zu
Tode gebiſſen hatte, ohngeachtet ſie ſich heldenmuͤ-
thig gewehret, und dem Tyger unzaͤhliche Schlaͤ-
ge mit ihren Hufeiſen beygebracht, wovon derſel-
be ſo wohl, als die Leoparden ohnmaͤchtig zu Bo-
den ſanck und liegen blieb.

Hierauf wurden 24. Hunde, von verſchiede-
ner Groͤſſe, nebſt einer gewaltigen Anzahl von
Affen, Fuͤchſen, wilden Katzen, und noch andern
kleinen Thieren, in die Schrancken gelaſſen; dem-
nach entſtund eine ſolche Kater-Jagd, daß wir
uns alle vor Lachen haͤtten ausſchuͤtten moͤgen.
Endlich nahm das Spiel ein Ende, nachdem nicht
mehr als 3. Hunde, ein alter Affe und 2. wilde Ka-
tzen noch auf dem Platze lebendig zu ſehen waren.

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[108/0118] de Eſel in die Schrancken gelaſſen, da man ſich denn uͤber die wunderlichen Fechter-Spruͤnge der letztern faſt haͤtte ſchaͤckig lachen moͤgen. Sie ga- ben den Leoparden manche tuͤchtige Schlaͤge, (denn ſie waren beſchlagen) an die Koͤpffe, Bruͤſte und Baͤuche, allein ſie wurden binnen einer Stun- de dennoch von den Leoparden in kurtz und kleine Stuͤcken zerriſſen. Hierauf wurden 4. Baͤren in die Schrancken gelaſſen, welche ebenfalls wun- derliche Taͤntze machten, und ſich uͤber eine Stun- de lang tapffer wehreten, allein es halff ihre Gegen- wehr nichts, ſondern ſie wurden von den Leopar- den zerriſſen, welche aber, indem ſie von den Baͤ- ren viele Biſſe bekommen hatten, gantz ohnmaͤch- tig zu Boden ſuncken. Demnach wurde ein Ty- ger und 2. wilde Pferde, die wohl beſchlagen wa- ren, in die Schrancken gelaſſen, allein es verlief keine Stunde, da der Tyger alle beyde Pferde zu Tode gebiſſen hatte, ohngeachtet ſie ſich heldenmuͤ- thig gewehret, und dem Tyger unzaͤhliche Schlaͤ- ge mit ihren Hufeiſen beygebracht, wovon derſel- be ſo wohl, als die Leoparden ohnmaͤchtig zu Bo- den ſanck und liegen blieb. Hierauf wurden 24. Hunde, von verſchiede- ner Groͤſſe, nebſt einer gewaltigen Anzahl von Affen, Fuͤchſen, wilden Katzen, und noch andern kleinen Thieren, in die Schrancken gelaſſen; dem- nach entſtund eine ſolche Kater-Jagd, daß wir uns alle vor Lachen haͤtten ausſchuͤtten moͤgen. Endlich nahm das Spiel ein Ende, nachdem nicht mehr als 3. Hunde, ein alter Affe und 2. wilde Ka- tzen noch auf dem Platze lebendig zu ſehen waren. Wir

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/118>, abgerufen am 17.05.2024.