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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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weins-Fässer in die Hände, weilen die Barbaren
den Brandtewein unmenschlich starck trincken.

Endlich traffen wir noch an 316. Stück gute
brauchbare Büchsen und Flinten, 600. Paar
Pistolen und noch eine stärckere Anzahl neuer und
noch ungebrauchter Säbels an.

Jch will mich (fuhr der Capitain Horn in sei-
ner Rede fort) mit Meldung aller geringschätzigen
Sachen, wie ich schon gesagt, Jhnen nicht ver-
drüßlich machen, und nur so viel sagen, daß wir
alles, was etwa noch Geldes werth war, in 2. glei-
che Hauffen theileten, und mit denen Portugiesen
darum loseten.

An Gefangenen hatten wir 486. Mann, und
sie gestunden selbst, daß sie ohne die Blessirten,
eine starcke Anzahl ihrer Cameraden eingebüsset
hätten, nicht so wohl die auf ihren Schiffen, son-
dern hauptsächlich die von den Sturm-Leitern
oder Stegen herunter geschossen, auch auf unsern
Schiffen massacrirt worden.

Hiernächst fanden wir auf allen 3. feindli-
chen Schiffen 37. gefangene Christen-Sclaven, und
zwar ihrer 4. weiblichen, und die übrigen männ-
lichen Geschlechts. Die meisten Männer waren
an die Ruder-Bäncke geschlossen; die übrigen
aber musten unten im Schiffe die allerbeschwer-
lichste Arbeit verrichten. Hergegen wusten die
4. Frauenzimmer, welches eine Christliche Schiffs-
Capitains Frau mit ihrer 16. jährigen Tochter
und zweyen Mägdgens waren, eben nicht sonder-
lich sich über die Barbaren und deren Aufführung
zu beschweren, denn sie hätten ihnen, wenn man

sie

weins-Faͤſſer in die Haͤnde, weilen die Barbaren
den Brandtewein unmenſchlich ſtarck trincken.

Endlich traffen wir noch an 316. Stuͤck gute
brauchbare Buͤchſen und Flinten, 600. Paar
Piſtolen und noch eine ſtaͤrckere Anzahl neuer und
noch ungebrauchter Saͤbels an.

Jch will mich (fuhr der Capitain Horn in ſei-
ner Rede fort) mit Meldung aller geringſchaͤtzigen
Sachen, wie ich ſchon geſagt, Jhnen nicht ver-
druͤßlich machen, und nur ſo viel ſagen, daß wir
alles, was etwa noch Geldes werth war, in 2. glei-
che Hauffen theileten, und mit denen Portugieſen
darum loſeten.

An Gefangenen hatten wir 486. Mann, und
ſie geſtunden ſelbſt, daß ſie ohne die Bleſſirten,
eine ſtarcke Anzahl ihrer Cameraden eingebuͤſſet
haͤtten, nicht ſo wohl die auf ihren Schiffen, ſon-
dern hauptſaͤchlich die von den Sturm-Leitern
oder Stegen herunter geſchoſſen, auch auf unſern
Schiffen maſſacrirt worden.

Hiernaͤchſt fanden wir auf allen 3. feindli-
chen Schiffen 37. gefangene Chriſten-Sclaven, und
zwar ihrer 4. weiblichen, und die uͤbrigen maͤnn-
lichen Geſchlechts. Die meiſten Maͤnner waren
an die Ruder-Baͤncke geſchloſſen; die uͤbrigen
aber muſten unten im Schiffe die allerbeſchwer-
lichſte Arbeit verrichten. Hergegen wuſten die
4. Frauenzimmer, welches eine Chriſtliche Schiffs-
Capitains Frau mit ihrer 16. jaͤhrigen Tochter
und zweyen Maͤgdgens waren, eben nicht ſonder-
lich ſich uͤber die Barbaren und deren Auffuͤhrung
zu beſchweren, denn ſie haͤtten ihnen, wenn man

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[118/0128] weins-Faͤſſer in die Haͤnde, weilen die Barbaren den Brandtewein unmenſchlich ſtarck trincken. Endlich traffen wir noch an 316. Stuͤck gute brauchbare Buͤchſen und Flinten, 600. Paar Piſtolen und noch eine ſtaͤrckere Anzahl neuer und noch ungebrauchter Saͤbels an. Jch will mich (fuhr der Capitain Horn in ſei- ner Rede fort) mit Meldung aller geringſchaͤtzigen Sachen, wie ich ſchon geſagt, Jhnen nicht ver- druͤßlich machen, und nur ſo viel ſagen, daß wir alles, was etwa noch Geldes werth war, in 2. glei- che Hauffen theileten, und mit denen Portugieſen darum loſeten. An Gefangenen hatten wir 486. Mann, und ſie geſtunden ſelbſt, daß ſie ohne die Bleſſirten, eine ſtarcke Anzahl ihrer Cameraden eingebuͤſſet haͤtten, nicht ſo wohl die auf ihren Schiffen, ſon- dern hauptſaͤchlich die von den Sturm-Leitern oder Stegen herunter geſchoſſen, auch auf unſern Schiffen maſſacrirt worden. Hiernaͤchſt fanden wir auf allen 3. feindli- chen Schiffen 37. gefangene Chriſten-Sclaven, und zwar ihrer 4. weiblichen, und die uͤbrigen maͤnn- lichen Geſchlechts. Die meiſten Maͤnner waren an die Ruder-Baͤncke geſchloſſen; die uͤbrigen aber muſten unten im Schiffe die allerbeſchwer- lichſte Arbeit verrichten. Hergegen wuſten die 4. Frauenzimmer, welches eine Chriſtliche Schiffs- Capitains Frau mit ihrer 16. jaͤhrigen Tochter und zweyen Maͤgdgens waren, eben nicht ſonder- lich ſich uͤber die Barbaren und deren Auffuͤhrung zu beſchweren, denn ſie haͤtten ihnen, wenn man ſie

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/128>, abgerufen am 21.11.2024.