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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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testirten hoch und theuer, daß sie seit vielen Jah-
ren her keine Mahlzeit mit grösserem Vergnügen
eingenommen hätten, worinnen ihre Töchter und
Söhne mit einstimmeten.

Wir sassen biß 4. oder 5. Uhr bey Taffel, da
denn der Gouverneur sich ausbath, daß wir ihm,
weil er des Sitzens überdrüßig, unsere Schiffe zu
besichtigen Erlaubniß geben möchten. Demnach
führeten wir die gantze Svite hinunter in die Schif-
fe, worbey wir dem Gouverneur den Antrag tha-
ten: ob ihm mit dem Barbarischen blessirten Schif-
fe gedient sey, weil es ein sehr schönes, starckes
Schiff wäre, nur aber einiger Ausbesserung von
nöthen hätte, indem es von uns ziemlich durchlö-
chert worden, welches alles aber bald ausgebessert
werden könte; wir aber, indem wir keine ledige
Schiffe mehr brauchten, sondern uns dieselben nur
zur Last gereichten, wolten keine Mühe und Arbeit
daran wenden, vielweniger die edle Zeit verspielen,
und uns an unserer weitern Reise versäumen, sondern
es Sr. Excell. umsonst zurücke lassen. Der Gou-
verneur visitir
te selbst das gantze blessirte Schiff,
und sagte: Meine Brüder! das ist noch ein vor-
trefflich schönes und starckes Schiff, wollet ihr mir
dasselbe hier lassen, so thut ihr mir einen Gefallen,
denn es ist noch lange nicht tödtlich blessirt, aber um-
sonst verlange ich es nicht, sondern will mich um den
Preiß schon mit euch vergleichen, und sogleich An-
stallten machen lassen, dasselbe auszubessern, denn
ich verhoffe es noch tüchtig und wichtig zu nutzen.
Wir sagten, Sr. Excell. möchten nur gleich Dero
Leuten Ordre geben, das Schiff auszubessern, im

übri-

teſtirten hoch und theuer, daß ſie ſeit vielen Jah-
ren her keine Mahlzeit mit groͤſſerem Vergnuͤgen
eingenommen haͤtten, worinnen ihre Toͤchter und
Soͤhne mit einſtimmeten.

Wir ſaſſen biß 4. oder 5. Uhr bey Taffel, da
denn der Gouverneur ſich ausbath, daß wir ihm,
weil er des Sitzens uͤberdruͤßig, unſere Schiffe zu
beſichtigen Erlaubniß geben moͤchten. Demnach
fuͤhreten wir die gantze Svite hinunter in die Schif-
fe, worbey wir dem Gouverneur den Antrag tha-
ten: ob ihm mit dem Barbariſchen bleſſirten Schif-
fe gedient ſey, weil es ein ſehr ſchoͤnes, ſtarckes
Schiff waͤre, nur aber einiger Ausbeſſerung von
noͤthen haͤtte, indem es von uns ziemlich durchloͤ-
chert worden, welches alles aber bald ausgebeſſert
werden koͤnte; wir aber, indem wir keine ledige
Schiffe mehr brauchten, ſondern uns dieſelben nur
zur Laſt gereichten, wolten keine Muͤhe und Arbeit
daran wenden, vielweniger die edle Zeit verſpielen,
und uns an unſerer weitern Reiſe verſaͤumen, ſondern
es Sr. Excell. umſonſt zuruͤcke laſſen. Der Gou-
verneur viſitir
te ſelbſt das gantze bleſſirte Schiff,
und ſagte: Meine Bruͤder! das iſt noch ein vor-
trefflich ſchoͤnes und ſtarckes Schiff, wollet ihr mir
daſſelbe hier laſſen, ſo thut ihr mir einen Gefallen,
denn es iſt noch lange nicht toͤdtlich bleſſirt, aber um-
ſonſt verlange ich es nicht, ſondern will mich um den
Preiß ſchon mit euch vergleichen, und ſogleich An-
ſtallten machen laſſen, daſſelbe auszubeſſern, denn
ich verhoffe es noch tuͤchtig und wichtig zu nutzen.
Wir ſagten, Sr. Excell. moͤchten nur gleich Dero
Leuten Ordre geben, das Schiff auszubeſſern, im

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[125/0135] teſtirten hoch und theuer, daß ſie ſeit vielen Jah- ren her keine Mahlzeit mit groͤſſerem Vergnuͤgen eingenommen haͤtten, worinnen ihre Toͤchter und Soͤhne mit einſtimmeten. Wir ſaſſen biß 4. oder 5. Uhr bey Taffel, da denn der Gouverneur ſich ausbath, daß wir ihm, weil er des Sitzens uͤberdruͤßig, unſere Schiffe zu beſichtigen Erlaubniß geben moͤchten. Demnach fuͤhreten wir die gantze Svite hinunter in die Schif- fe, worbey wir dem Gouverneur den Antrag tha- ten: ob ihm mit dem Barbariſchen bleſſirten Schif- fe gedient ſey, weil es ein ſehr ſchoͤnes, ſtarckes Schiff waͤre, nur aber einiger Ausbeſſerung von noͤthen haͤtte, indem es von uns ziemlich durchloͤ- chert worden, welches alles aber bald ausgebeſſert werden koͤnte; wir aber, indem wir keine ledige Schiffe mehr brauchten, ſondern uns dieſelben nur zur Laſt gereichten, wolten keine Muͤhe und Arbeit daran wenden, vielweniger die edle Zeit verſpielen, und uns an unſerer weitern Reiſe verſaͤumen, ſondern es Sr. Excell. umſonſt zuruͤcke laſſen. Der Gou- verneur viſitirte ſelbſt das gantze bleſſirte Schiff, und ſagte: Meine Bruͤder! das iſt noch ein vor- trefflich ſchoͤnes und ſtarckes Schiff, wollet ihr mir daſſelbe hier laſſen, ſo thut ihr mir einen Gefallen, denn es iſt noch lange nicht toͤdtlich bleſſirt, aber um- ſonſt verlange ich es nicht, ſondern will mich um den Preiß ſchon mit euch vergleichen, und ſogleich An- ſtallten machen laſſen, daſſelbe auszubeſſern, denn ich verhoffe es noch tuͤchtig und wichtig zu nutzen. Wir ſagten, Sr. Excell. moͤchten nur gleich Dero Leuten Ordre geben, das Schiff auszubeſſern, im uͤbri-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/135>, abgerufen am 24.11.2024.