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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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&q;64. Jahren, und habe bekannter Maassen, wo
&q;nicht die gantze, jedoch bey nahe die halbe Welt
&q;durchreiset, sonderlich hat es mir in denen Euro-
&q;paei
schen Königreichen und Ländern über alle
&q;Maassen wohl gefallen, und ich kan nicht läug-
&q;nen, daß ich daselbst zum öfftern vor weniges
&q;Geld zuweilen viel Vergnügen gefunden, son-
&q;derlich in Deutschland; Allein, wenn ich sagen
&q;solte, daß ich Zeit meines Lebens einen vergnüg-
&q;tern Tag und eine vergnügtere Nacht gehabt,
&q;als die ich nunmehro seit fast 24. Stunden zu-
&q;rück gelegt habe, so müste ich es lügen, und ich
&q;mercke an euch allen, daß ihr vergnügt seyd, son-
&q;derlich, da uns die Herrn Deutschen und Por-
&q;tugiesen fast fürstlich tractiret, und mit einem
&q;so kostbaren Feuerwercke beehret haben. Jch
&q;vor meine Person will vorjetzo nichts mehr, als
&q;grossen Danck sagen, und in Erwartung, daß
&q;sie längstens Morgen Nachmittags in meinem
&q;Hause erscheinen werden, mich gegen ihre Höf-
&q;lichkeit aufs möglichste zu revangiren suchen.

Hierauf, da der Gouverneur noch sagte,
daß er Müdigkeit halber nicht länger bey uns blei-
ben könte, nahmen wir mit vielen Hertzen und Küs-
sen den liebreichsten Abschied von einander, un-
sere Gäste setzten sich auf ihre Wagens und Pfer-
de, und reiseten, nachdem eine Salve aus 50. Ca-
non
en von unsern Schiffen gegeben, nach der
Citadelle zu. Ohngeachtet nun der Gouverne-
ur
seine gewöhnliche Escorte bey sich hatte, so
thaten wir und die Portugiesen ihm dennoch
die Ehre an, und liessen ihn mit 200. Granadiers

von

&q;64. Jahren, und habe bekannter Maaſſen, wo
&q;nicht die gantze, jedoch bey nahe die halbe Welt
&q;durchreiſet, ſonderlich hat es mir in denen Euro-
&q;pæi
ſchen Koͤnigreichen und Laͤndern uͤber alle
&q;Maaſſen wohl gefallen, und ich kan nicht laͤug-
&q;nen, daß ich daſelbſt zum oͤfftern vor weniges
&q;Geld zuweilen viel Vergnuͤgen gefunden, ſon-
&q;derlich in Deutſchland; Allein, wenn ich ſagen
&q;ſolte, daß ich Zeit meines Lebens einen vergnuͤg-
&q;tern Tag und eine vergnuͤgtere Nacht gehabt,
&q;als die ich nunmehro ſeit faſt 24. Stunden zu-
&q;ruͤck gelegt habe, ſo muͤſte ich es luͤgen, und ich
&q;mercke an euch allen, daß ihr vergnuͤgt ſeyd, ſon-
&q;derlich, da uns die Herrn Deutſchen und Por-
&q;tugieſen faſt fuͤrſtlich tractiret, und mit einem
&q;ſo koſtbaren Feuerwercke beehret haben. Jch
&q;vor meine Perſon will vorjetzo nichts mehr, als
&q;groſſen Danck ſagen, und in Erwartung, daß
&q;ſie laͤngſtens Morgen Nachmittags in meinem
&q;Hauſe erſcheinen werden, mich gegen ihre Hoͤf-
&q;lichkeit aufs moͤglichſte zu revangiren ſuchen.

Hierauf, da der Gouverneur noch ſagte,
daß er Muͤdigkeit halber nicht laͤnger bey uns blei-
ben koͤnte, nahmen wir mit vielen Hertzen und Kuͤſ-
ſen den liebreichſten Abſchied von einander, un-
ſere Gaͤſte ſetzten ſich auf ihre Wagens und Pfer-
de, und reiſeten, nachdem eine Salve aus 50. Ca-
non
en von unſern Schiffen gegeben, nach der
Citadelle zu. Ohngeachtet nun der Gouverne-
ur
ſeine gewoͤhnliche Eſcorte bey ſich hatte, ſo
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die Ehre an, und lieſſen ihn mit 200. Granadiers

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[134/0144] &q;64. Jahren, und habe bekannter Maaſſen, wo &q;nicht die gantze, jedoch bey nahe die halbe Welt &q;durchreiſet, ſonderlich hat es mir in denen Euro- &q;pæiſchen Koͤnigreichen und Laͤndern uͤber alle &q;Maaſſen wohl gefallen, und ich kan nicht laͤug- &q;nen, daß ich daſelbſt zum oͤfftern vor weniges &q;Geld zuweilen viel Vergnuͤgen gefunden, ſon- &q;derlich in Deutſchland; Allein, wenn ich ſagen &q;ſolte, daß ich Zeit meines Lebens einen vergnuͤg- &q;tern Tag und eine vergnuͤgtere Nacht gehabt, &q;als die ich nunmehro ſeit faſt 24. Stunden zu- &q;ruͤck gelegt habe, ſo muͤſte ich es luͤgen, und ich &q;mercke an euch allen, daß ihr vergnuͤgt ſeyd, ſon- &q;derlich, da uns die Herrn Deutſchen und Por- &q;tugieſen faſt fuͤrſtlich tractiret, und mit einem &q;ſo koſtbaren Feuerwercke beehret haben. Jch &q;vor meine Perſon will vorjetzo nichts mehr, als &q;groſſen Danck ſagen, und in Erwartung, daß &q;ſie laͤngſtens Morgen Nachmittags in meinem &q;Hauſe erſcheinen werden, mich gegen ihre Hoͤf- &q;lichkeit aufs moͤglichſte zu revangiren ſuchen. Hierauf, da der Gouverneur noch ſagte, daß er Muͤdigkeit halber nicht laͤnger bey uns blei- ben koͤnte, nahmen wir mit vielen Hertzen und Kuͤſ- ſen den liebreichſten Abſchied von einander, un- ſere Gaͤſte ſetzten ſich auf ihre Wagens und Pfer- de, und reiſeten, nachdem eine Salve aus 50. Ca- nonen von unſern Schiffen gegeben, nach der Citadelle zu. Ohngeachtet nun der Gouverne- ur ſeine gewoͤhnliche Eſcorte bey ſich hatte, ſo thaten wir und die Portugieſen ihm dennoch die Ehre an, und lieſſen ihn mit 200. Granadiers von

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/144>, abgerufen am 24.11.2024.