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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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men, versammleten sie sich gleich um mich herum
wie die Bienen, und verlangten mit hinüber zu
fahren, da denn gleich mit Aufgang der Sonnen,
3. der besten und grösten Boote in allergröster Ge-
schwindigkeit zu rechte gemacht und ausgerüstet
wurden; wobey wir alle unser Ober- und Unter-
Gewehr nebst Pulver und Bley, auch Lebens-
Mitteln, so viel wir nur in so hefftiger Eile finden
konten, mit uns nahmen, und fort ruderten, auch
noch Vormittags auf Klein-Felsenburg anlan-
deten.

Nachdem wir in der ordentlichen Bay ange-
langet und ans Land gestiegen, erfanden wir nach
Verlauf etwa einer halben Stunde sogleich den
Platz, allwo das beschriebene Feuer noch beständig
fort brannte, jedoch zu unserm ersten Schrecken
erblickten wir schon von ferne, daß 4. Personen
darbey sassen, welche jedoch, so bald sie uns mit
Gewehr auf sich zukommen sahen, augenblicklich
aufsprungen, und uns auf Händen und Füssen,
über die 50. Schritte daher, entgegen gekrochen
kamen. Da wir dieselben nun so gleich vor Por-
tugiesen erkannten, und zwar vor einige dererjeni-
gen, welche schon eine Zeit daher in unserm so ge-
nannten Lazarethe gelegen hätten, so nahmen wir
unsere Flinten verdeckt unter den lincken Arm, mit
der rechten Hand aber winckten wir ihnen, näher zu
kommen. Worauf sie auf ihre Füsse traten, und
flehentlich bathen, ihres Lebens zu verschonen,
weilen sie vor die vielfältige genossene Gnade,
Güte und Barmhertzigkeit, welche wir ihnen er-
zeigt hätten, weder uns noch den Unserigen, so wie

ihre
(u) 5

men, verſammleten ſie ſich gleich um mich herum
wie die Bienen, und verlangten mit hinuͤber zu
fahren, da denn gleich mit Aufgang der Sonnen,
3. der beſten und groͤſten Boote in allergroͤſter Ge-
ſchwindigkeit zu rechte gemacht und ausgeruͤſtet
wurden; wobey wir alle unſer Ober- und Unter-
Gewehr nebſt Pulver und Bley, auch Lebens-
Mitteln, ſo viel wir nur in ſo hefftiger Eile finden
konten, mit uns nahmen, und fort ruderten, auch
noch Vormittags auf Klein-Felſenburg anlan-
deten.

Nachdem wir in der ordentlichen Bay ange-
langet und ans Land geſtiegen, erfanden wir nach
Verlauf etwa einer halben Stunde ſogleich den
Platz, allwo das beſchriebene Feuer noch beſtaͤndig
fort brannte, jedoch zu unſerm erſten Schrecken
erblickten wir ſchon von ferne, daß 4. Perſonen
darbey ſaſſen, welche jedoch, ſo bald ſie uns mit
Gewehr auf ſich zukommen ſahen, augenblicklich
aufſprungen, und uns auf Haͤnden und Fuͤſſen,
uͤber die 50. Schritte daher, entgegen gekrochen
kamen. Da wir dieſelben nun ſo gleich vor Por-
tugieſen erkannten, und zwar vor einige dererjeni-
gen, welche ſchon eine Zeit daher in unſerm ſo ge-
nannten Lazarethe gelegen haͤtten, ſo nahmen wir
unſere Flinten verdeckt unter den lincken Arm, mit
der rechten Hand aber winckten wir ihnen, naͤher zu
kommen. Worauf ſie auf ihre Fuͤſſe traten, und
flehentlich bathen, ihres Lebens zu verſchonen,
weilen ſie vor die vielfaͤltige genoſſene Gnade,
Guͤte und Barmhertzigkeit, welche wir ihnen er-
zeigt haͤtten, weder uns noch den Unſerigen, ſo wie

ihre
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[313/0323] men, verſammleten ſie ſich gleich um mich herum wie die Bienen, und verlangten mit hinuͤber zu fahren, da denn gleich mit Aufgang der Sonnen, 3. der beſten und groͤſten Boote in allergroͤſter Ge- ſchwindigkeit zu rechte gemacht und ausgeruͤſtet wurden; wobey wir alle unſer Ober- und Unter- Gewehr nebſt Pulver und Bley, auch Lebens- Mitteln, ſo viel wir nur in ſo hefftiger Eile finden konten, mit uns nahmen, und fort ruderten, auch noch Vormittags auf Klein-Felſenburg anlan- deten. Nachdem wir in der ordentlichen Bay ange- langet und ans Land geſtiegen, erfanden wir nach Verlauf etwa einer halben Stunde ſogleich den Platz, allwo das beſchriebene Feuer noch beſtaͤndig fort brannte, jedoch zu unſerm erſten Schrecken erblickten wir ſchon von ferne, daß 4. Perſonen darbey ſaſſen, welche jedoch, ſo bald ſie uns mit Gewehr auf ſich zukommen ſahen, augenblicklich aufſprungen, und uns auf Haͤnden und Fuͤſſen, uͤber die 50. Schritte daher, entgegen gekrochen kamen. Da wir dieſelben nun ſo gleich vor Por- tugieſen erkannten, und zwar vor einige dererjeni- gen, welche ſchon eine Zeit daher in unſerm ſo ge- nannten Lazarethe gelegen haͤtten, ſo nahmen wir unſere Flinten verdeckt unter den lincken Arm, mit der rechten Hand aber winckten wir ihnen, naͤher zu kommen. Worauf ſie auf ihre Fuͤſſe traten, und flehentlich bathen, ihres Lebens zu verſchonen, weilen ſie vor die vielfaͤltige genoſſene Gnade, Guͤte und Barmhertzigkeit, welche wir ihnen er- zeigt haͤtten, weder uns noch den Unſerigen, ſo wie ihre (u) 5

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/323>, abgerufen am 24.11.2024.