Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

ner Cur gehabt, aufs allerbedächtigste zu besichti-
gen, und wenn er auch schon halb verfault seyn sol-
te. Wir bathen ihn aber, unsere Lust nicht zu stöh-
ren, zumahlen, da wir ohne dem gern abwarten
wolten, wie sich die 5. Leute beginnen würden,
wenn sie unsere Geschencke empfiengen, die eben zur
selben Zeit von den Booten bereits des mehrersten
Theils herbey gebracht waren.

Jch will nichts von der Freude sagen, welche
diese Leute bezeugten, da sie sahen, was ihnen zu-
gebracht und gewidmet war, denn dieses ist mir
eine unmögliche Sache; jedoch, da sie allesbese-
hen hatten, sagten wir ihnen, daß sie nur auf heute
alles bey Seite bringen, und sich einen lustigen
Muth machen möchten biß Morgen, da sie denn
alles nach ihren eigenem Belieben in behörige Ord-
nung stellen könten, indem wir noch einen, oder
wohl noch 2. Tage bey ihnen zu bleiben gesonnen
wären, um ihre neuen Anstalten in Augenschein
zu nehmen. Die Leute folgten unserm Rathe, und
ohngeachtet, daß sie den allerbesten Wein und
auch anderes starcke Geträncke vor sich zu genies-
sen im grösten Uberflusse sahen, so musten wir uns
doch über ihre besondere Mäßigkeit, so wohl im
Essen als Trincken, gantz ungemein verwunde-
ren; dennoch begaben sie sich bald bey einbrechen-
der Nacht einjeder an seinen Ort zur Ruhe.

Hierbey muß ich melden, daß sich auf dieser
Jnsul sehr artige Thierlein, und zwar in weit grös-
serer Menge befanden, als auf der grossen Jnsul,
welchen unser Frauenzimmer den Nahmen Mi-
nions
beygeleget hatte. Diese Thierlein waren

etwas

ner Cur gehabt, aufs allerbedaͤchtigſte zu beſichti-
gen, und wenn er auch ſchon halb verfault ſeyn ſol-
te. Wir bathen ihn aber, unſere Luſt nicht zu ſtoͤh-
ren, zumahlen, da wir ohne dem gern abwarten
wolten, wie ſich die 5. Leute beginnen wuͤrden,
wenn ſie unſere Geſchencke empfiengen, die eben zur
ſelben Zeit von den Booten bereits des mehrerſten
Theils herbey gebracht waren.

Jch will nichts von der Freude ſagen, welche
dieſe Leute bezeugten, da ſie ſahen, was ihnen zu-
gebracht und gewidmet war, denn dieſes iſt mir
eine unmoͤgliche Sache; jedoch, da ſie allesbeſe-
hen hatten, ſagten wir ihnen, daß ſie nur auf heute
alles bey Seite bringen, und ſich einen luſtigen
Muth machen moͤchten biß Morgen, da ſie denn
alles nach ihren eigenem Belieben in behoͤrige Ord-
nung ſtellen koͤnten, indem wir noch einen, oder
wohl noch 2. Tage bey ihnen zu bleiben geſonnen
waͤren, um ihre neuen Anſtalten in Augenſchein
zu nehmen. Die Leute folgten unſerm Rathe, und
ohngeachtet, daß ſie den allerbeſten Wein und
auch anderes ſtarcke Getraͤncke vor ſich zu genieſ-
ſen im groͤſten Uberfluſſe ſahen, ſo muſten wir uns
doch uͤber ihre beſondere Maͤßigkeit, ſo wohl im
Eſſen als Trincken, gantz ungemein verwunde-
ren; dennoch begaben ſie ſich bald bey einbrechen-
der Nacht einjeder an ſeinen Ort zur Ruhe.

Hierbey muß ich melden, daß ſich auf dieſer
Jnſul ſehr artige Thierlein, und zwar in weit groͤſ-
ſerer Menge befanden, als auf der groſſen Jnſul,
welchen unſer Frauenzimmer den Nahmen Mi-
nions
beygeleget hatte. Dieſe Thierlein waren

etwas
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0338" n="328"/>
ner Cur gehabt, aufs allerbeda&#x0364;chtig&#x017F;te zu be&#x017F;ichti-<lb/>
gen, und wenn er auch &#x017F;chon halb verfault &#x017F;eyn &#x017F;ol-<lb/>
te. Wir bathen ihn aber, un&#x017F;ere Lu&#x017F;t nicht zu &#x017F;to&#x0364;h-<lb/>
ren, zumahlen, da wir ohne dem gern abwarten<lb/>
wolten, wie &#x017F;ich die 5. Leute beginnen wu&#x0364;rden,<lb/>
wenn &#x017F;ie un&#x017F;ere Ge&#x017F;chencke empfiengen, die eben zur<lb/>
&#x017F;elben Zeit von den Booten bereits des mehrer&#x017F;ten<lb/>
Theils herbey gebracht waren.</p><lb/>
        <p>Jch will nichts von der Freude &#x017F;agen, welche<lb/>
die&#x017F;e Leute bezeugten, da &#x017F;ie &#x017F;ahen, was ihnen zu-<lb/>
gebracht und gewidmet war, denn die&#x017F;es i&#x017F;t mir<lb/>
eine unmo&#x0364;gliche Sache; jedoch, da &#x017F;ie allesbe&#x017F;e-<lb/>
hen hatten, &#x017F;agten wir ihnen, daß &#x017F;ie nur auf heute<lb/>
alles bey Seite bringen, und &#x017F;ich einen lu&#x017F;tigen<lb/>
Muth machen mo&#x0364;chten biß Morgen, da &#x017F;ie denn<lb/>
alles nach ihren eigenem Belieben in beho&#x0364;rige Ord-<lb/>
nung &#x017F;tellen ko&#x0364;nten, indem wir noch einen, oder<lb/>
wohl noch 2. Tage bey ihnen zu bleiben ge&#x017F;onnen<lb/>
wa&#x0364;ren, um ihre neuen An&#x017F;talten in Augen&#x017F;chein<lb/>
zu nehmen. Die Leute folgten un&#x017F;erm Rathe, und<lb/>
ohngeachtet, daß &#x017F;ie den allerbe&#x017F;ten Wein und<lb/>
auch anderes &#x017F;tarcke Getra&#x0364;ncke vor &#x017F;ich zu genie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en im gro&#x0364;&#x017F;ten Uberflu&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ahen, &#x017F;o mu&#x017F;ten wir uns<lb/>
doch u&#x0364;ber ihre be&#x017F;ondere Ma&#x0364;ßigkeit, &#x017F;o wohl im<lb/>
E&#x017F;&#x017F;en als Trincken, gantz ungemein verwunde-<lb/>
ren; dennoch begaben &#x017F;ie &#x017F;ich bald bey einbrechen-<lb/>
der Nacht einjeder an &#x017F;einen Ort zur Ruhe.</p><lb/>
        <p>Hierbey muß ich melden, daß &#x017F;ich auf die&#x017F;er<lb/>
Jn&#x017F;ul &#x017F;ehr artige Thierlein, und zwar in weit gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erer Menge befanden, als auf der gro&#x017F;&#x017F;en Jn&#x017F;ul,<lb/>
welchen un&#x017F;er Frauenzimmer den Nahmen <hi rendition="#aq">Mi-<lb/>
nions</hi> beygeleget hatte. Die&#x017F;e Thierlein waren<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">etwas</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[328/0338] ner Cur gehabt, aufs allerbedaͤchtigſte zu beſichti- gen, und wenn er auch ſchon halb verfault ſeyn ſol- te. Wir bathen ihn aber, unſere Luſt nicht zu ſtoͤh- ren, zumahlen, da wir ohne dem gern abwarten wolten, wie ſich die 5. Leute beginnen wuͤrden, wenn ſie unſere Geſchencke empfiengen, die eben zur ſelben Zeit von den Booten bereits des mehrerſten Theils herbey gebracht waren. Jch will nichts von der Freude ſagen, welche dieſe Leute bezeugten, da ſie ſahen, was ihnen zu- gebracht und gewidmet war, denn dieſes iſt mir eine unmoͤgliche Sache; jedoch, da ſie allesbeſe- hen hatten, ſagten wir ihnen, daß ſie nur auf heute alles bey Seite bringen, und ſich einen luſtigen Muth machen moͤchten biß Morgen, da ſie denn alles nach ihren eigenem Belieben in behoͤrige Ord- nung ſtellen koͤnten, indem wir noch einen, oder wohl noch 2. Tage bey ihnen zu bleiben geſonnen waͤren, um ihre neuen Anſtalten in Augenſchein zu nehmen. Die Leute folgten unſerm Rathe, und ohngeachtet, daß ſie den allerbeſten Wein und auch anderes ſtarcke Getraͤncke vor ſich zu genieſ- ſen im groͤſten Uberfluſſe ſahen, ſo muſten wir uns doch uͤber ihre beſondere Maͤßigkeit, ſo wohl im Eſſen als Trincken, gantz ungemein verwunde- ren; dennoch begaben ſie ſich bald bey einbrechen- der Nacht einjeder an ſeinen Ort zur Ruhe. Hierbey muß ich melden, daß ſich auf dieſer Jnſul ſehr artige Thierlein, und zwar in weit groͤſ- ſerer Menge befanden, als auf der groſſen Jnſul, welchen unſer Frauenzimmer den Nahmen Mi- nions beygeleget hatte. Dieſe Thierlein waren etwas

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/338
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/338>, abgerufen am 23.11.2024.