Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

war ihnen gantz und gar nichts schreckhafftes oder
wiederwärtiges begegnet. Nachdem wir nun 2. Tage
ausgeruhet, und uns die niedlichsten Speisen und
Geträncke wohl bekommen lassen, trat Vincenti-
us auf, und sagte: So zu leben ist keine Kunst, mei-
ne Herrn und Freunde! allein ich halte nicht vor
rathsam, daß wir so länger auf der Bärenhaut lie-
gen, darum wollen wir, wenn es euch gefällig ist,
uns eine Bewegung machen, denn es hat mir in
verwichener Nacht ein guter weisser Geist angedeu-
tet, daß unser Gang nicht vergeblich seyn soll, vielmehr
würden wir etwas gantz besonders neues antreffen.

Wie wir nun insgesammt der Faulheit eben
so sehr nicht ergeben, als wurde verabredet und be-
schlossen, eine Reise nach dem grossen Gebürge, (NB.
welches auf dem Grund-Risse dieser Jusul
Klein-Felsenburg
pag. 452. im andern Thei-
le mit
N. bezeichnet) vorzunehmen, da denn Vin-
centius
mit seiner Wünschel-Ruthe eine und andere
Probe zu machen versprach. Ob nun gleich einem
jeden frey gestellet war, entweder mitzugehen, oder
in den Hütten bey unsern Sachen zu bleiben, so war
doch kein eintziger, der zurück zu bleiben Lust bezeig-
te, sondern sie giengen alle mit, und zwar früh Mor-
gens mit Anbruche des Tages, da sich denn ein jeder
mit Proviant und Gewehr aufs beste versorgte, und
auser diesem allen führeten wir auch noch viele Pi-
cken, Hacken, Aexte, Schauffeln und Spaten
mit uns.

Als wir nun das Gebürge bey Untergang der
Sonnen erreicht, machten wir am Fusse desselben
etliche Feuer an, lagerten uns um dieselben herum,

und

war ihnen gantz und gar nichts ſchreckhafftes oder
wiederwaͤrtiges begegnet. Nachdem wir nun 2. Tage
ausgeruhet, und uns die niedlichſten Speiſen und
Getraͤncke wohl bekommen laſſen, trat Vincenti-
us auf, und ſagte: So zu leben iſt keine Kunſt, mei-
ne Herrn und Freunde! allein ich halte nicht vor
rathſam, daß wir ſo laͤnger auf der Baͤrenhaut lie-
gen, darum wollen wir, wenn es euch gefaͤllig iſt,
uns eine Bewegung machen, denn es hat mir in
verwichener Nacht ein guter weiſſer Geiſt angedeu-
tet, daß unſer Gang nicht vergeblich ſeyn ſoll, vielmehr
wuͤrden wir etwas gantz beſonders neues antreffen.

Wie wir nun insgeſammt der Faulheit eben
ſo ſehr nicht ergeben, als wurde verabredet und be-
ſchloſſen, eine Reiſe nach dem groſſen Gebuͤrge, (NB.
welches auf dem Grund-Riſſe dieſer Juſul
Klein-Felſenburg
pag. 452. im andern Thei-
le mit
N. bezeichnet) vorzunehmen, da denn Vin-
centius
mit ſeiner Wuͤnſchel-Ruthe eine und andere
Probe zu machen verſprach. Ob nun gleich einem
jeden frey geſtellet war, entweder mitzugehen, oder
in den Huͤtten bey unſern Sachen zu bleiben, ſo war
doch kein eintziger, der zuruͤck zu bleiben Luſt bezeig-
te, ſondern ſie giengen alle mit, und zwar fruͤh Mor-
gens mit Anbruche des Tages, da ſich denn ein jeder
mit Proviant und Gewehr aufs beſte verſorgte, und
auſer dieſem allen fuͤhreten wir auch noch viele Pi-
cken, Hacken, Aexte, Schauffeln und Spaten
mit uns.

Als wir nun das Gebuͤrge bey Untergang der
Sonnen erreicht, machten wir am Fuſſe deſſelben
etliche Feuer an, lagerten uns um dieſelben herum,

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0388" n="378"/>
war ihnen gantz und gar nichts &#x017F;chreckhafftes oder<lb/>
wiederwa&#x0364;rtiges begegnet. Nachdem wir nun 2. Tage<lb/>
ausgeruhet, und uns die niedlich&#x017F;ten Spei&#x017F;en und<lb/>
Getra&#x0364;ncke wohl bekommen la&#x017F;&#x017F;en, trat <hi rendition="#aq">Vincenti-</hi><lb/>
us auf, und &#x017F;agte: So zu leben i&#x017F;t keine Kun&#x017F;t, mei-<lb/>
ne Herrn und Freunde! allein ich halte nicht vor<lb/>
rath&#x017F;am, daß wir &#x017F;o la&#x0364;nger auf der Ba&#x0364;renhaut lie-<lb/>
gen, darum wollen wir, wenn es euch gefa&#x0364;llig i&#x017F;t,<lb/>
uns eine Bewegung machen, denn es hat mir in<lb/>
verwichener Nacht ein guter wei&#x017F;&#x017F;er Gei&#x017F;t angedeu-<lb/>
tet, daß un&#x017F;er Gang nicht vergeblich &#x017F;eyn &#x017F;oll, vielmehr<lb/>
wu&#x0364;rden wir etwas gantz be&#x017F;onders neues antreffen.</p><lb/>
        <p>Wie wir nun insge&#x017F;ammt der Faulheit eben<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ehr nicht ergeben, als wurde verabredet und be-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, eine Rei&#x017F;e nach dem gro&#x017F;&#x017F;en Gebu&#x0364;rge, (<hi rendition="#aq">NB.</hi><lb/><hi rendition="#fr">welches auf dem Grund-Ri&#x017F;&#x017F;e die&#x017F;er Ju&#x017F;ul<lb/>
Klein-Fel&#x017F;enburg</hi> <hi rendition="#aq">pag.</hi> 452. <hi rendition="#fr">im andern Thei-<lb/>
le mit</hi> <hi rendition="#aq">N.</hi> <hi rendition="#fr">bezeichnet</hi>) vorzunehmen, da denn <hi rendition="#aq">Vin-<lb/>
centius</hi> mit &#x017F;einer Wu&#x0364;n&#x017F;chel-Ruthe eine und andere<lb/>
Probe zu machen ver&#x017F;prach. Ob nun gleich einem<lb/>
jeden frey ge&#x017F;tellet war, entweder mitzugehen, oder<lb/>
in den Hu&#x0364;tten bey un&#x017F;ern Sachen zu bleiben, &#x017F;o war<lb/>
doch kein eintziger, der zuru&#x0364;ck zu bleiben Lu&#x017F;t bezeig-<lb/>
te, &#x017F;ondern &#x017F;ie giengen alle mit, und zwar fru&#x0364;h Mor-<lb/>
gens mit Anbruche des Tages, da &#x017F;ich denn ein jeder<lb/>
mit Proviant und Gewehr aufs be&#x017F;te ver&#x017F;orgte, und<lb/>
au&#x017F;er die&#x017F;em allen fu&#x0364;hreten wir auch noch viele Pi-<lb/>
cken, Hacken, Aexte, Schauffeln und Spaten<lb/>
mit uns.</p><lb/>
        <p>Als wir nun das Gebu&#x0364;rge bey Untergang der<lb/>
Sonnen erreicht, machten wir am Fu&#x017F;&#x017F;e de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
etliche Feuer an, lagerten uns um die&#x017F;elben herum,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[378/0388] war ihnen gantz und gar nichts ſchreckhafftes oder wiederwaͤrtiges begegnet. Nachdem wir nun 2. Tage ausgeruhet, und uns die niedlichſten Speiſen und Getraͤncke wohl bekommen laſſen, trat Vincenti- us auf, und ſagte: So zu leben iſt keine Kunſt, mei- ne Herrn und Freunde! allein ich halte nicht vor rathſam, daß wir ſo laͤnger auf der Baͤrenhaut lie- gen, darum wollen wir, wenn es euch gefaͤllig iſt, uns eine Bewegung machen, denn es hat mir in verwichener Nacht ein guter weiſſer Geiſt angedeu- tet, daß unſer Gang nicht vergeblich ſeyn ſoll, vielmehr wuͤrden wir etwas gantz beſonders neues antreffen. Wie wir nun insgeſammt der Faulheit eben ſo ſehr nicht ergeben, als wurde verabredet und be- ſchloſſen, eine Reiſe nach dem groſſen Gebuͤrge, (NB. welches auf dem Grund-Riſſe dieſer Juſul Klein-Felſenburg pag. 452. im andern Thei- le mit N. bezeichnet) vorzunehmen, da denn Vin- centius mit ſeiner Wuͤnſchel-Ruthe eine und andere Probe zu machen verſprach. Ob nun gleich einem jeden frey geſtellet war, entweder mitzugehen, oder in den Huͤtten bey unſern Sachen zu bleiben, ſo war doch kein eintziger, der zuruͤck zu bleiben Luſt bezeig- te, ſondern ſie giengen alle mit, und zwar fruͤh Mor- gens mit Anbruche des Tages, da ſich denn ein jeder mit Proviant und Gewehr aufs beſte verſorgte, und auſer dieſem allen fuͤhreten wir auch noch viele Pi- cken, Hacken, Aexte, Schauffeln und Spaten mit uns. Als wir nun das Gebuͤrge bey Untergang der Sonnen erreicht, machten wir am Fuſſe deſſelben etliche Feuer an, lagerten uns um dieſelben herum, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/388
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/388>, abgerufen am 21.11.2024.