Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

am dritten Tage wolten wir insgesammt ein an-
der auf der Alberts-Burg wieder antreffen.

Dieses wurde vollbracht, und am dritten
Tage rapportirten wir dem Regenten, grauen
Häuptern, Priestern und andern versammleten
guten Freunden dieses:

1) Daß nicht einmahl ein Hühner-Stall, ge-
schweige denn ein Hauß oder Scheure auf der gan-
tzen Jnsul sonderlich beschädigt, vielweniger um-
gestürtzt worden. Doch wäre überall an denen
Fenstern ein grosser Schade geschehen, indem die
meisten Scheiben zersplittert wären, auch mancher
fast gar kein gantz Fenster mehr im Hause hätte.
2) Hergegen wäre es ein rechtes Wunderwerck
zu nennen: daß in der Glaß-Hütte und in dem
Glaß-Magazin, als worinnen ein gewaltiger
Vorrath von allerhand Sorten Gläsern, Glaß-
Taffeln und Scheiben befindlich, nicht ein eintzi-
ger Splitter oder Scherbel zu finden, sondern
alles noch gantz und unversehrt. Der Factor
und andere Glaß-Leute hätten gemeldet, daß wir
allzusammen auf der gantzen Jnsul das Erdbe-
ben nicht hefftiger könten empfunden haben, als
sie es empfunden hätten, wäre also diese Erhal-
tung des Glases vor ein rechtes Wunder zu
achten.
3) Aber unsere guten ehrlichen Töpffer wolten
sich fast nicht trösten lassen, da sie von ihrem an-
sehnlichen Vorrathe von allerley Sorten Töpffer-
Geschirre, kaum den 4ten Theil, wohl aber Scher-
bel genug aufzuweisen hätten; über dieses so wä-
ren die Eingänge zu den Thon-Gruben ver-
fallen

am dritten Tage wolten wir insgeſammt ein an-
der auf der Alberts-Burg wieder antreffen.

Dieſes wurde vollbracht, und am dritten
Tage rapportirten wir dem Regenten, grauen
Haͤuptern, Prieſtern und andern verſammleten
guten Freunden dieſes:

1) Daß nicht einmahl ein Huͤhner-Stall, ge-
ſchweige denn ein Hauß oder Scheure auf der gan-
tzen Jnſul ſonderlich beſchaͤdigt, vielweniger um-
geſtuͤrtzt worden. Doch waͤre uͤberall an denen
Fenſtern ein groſſer Schade geſchehen, indem die
meiſten Scheiben zerſplittert waͤren, auch mancher
faſt gar kein gantz Fenſter mehr im Hauſe haͤtte.
2) Hergegen waͤre es ein rechtes Wunderwerck
zu nennen: daß in der Glaß-Huͤtte und in dem
Glaß-Magazin, als worinnen ein gewaltiger
Vorrath von allerhand Sorten Glaͤſern, Glaß-
Taffeln und Scheiben befindlich, nicht ein eintzi-
ger Splitter oder Scherbel zu finden, ſondern
alles noch gantz und unverſehrt. Der Factor
und andere Glaß-Leute haͤtten gemeldet, daß wir
allzuſammen auf der gantzen Jnſul das Erdbe-
ben nicht hefftiger koͤnten empfunden haben, als
ſie es empfunden haͤtten, waͤre alſo dieſe Erhal-
tung des Glaſes vor ein rechtes Wunder zu
achten.
3) Aber unſere guten ehrlichen Toͤpffer wolten
ſich faſt nicht troͤſten laſſen, da ſie von ihrem an-
ſehnlichen Vorrathe von allerley Sorten Toͤpffer-
Geſchirre, kaum den 4ten Theil, wohl aber Scher-
bel genug aufzuweiſen haͤtten; uͤber dieſes ſo waͤ-
ren die Eingaͤnge zu den Thon-Gruben ver-
fallen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0040" n="30"/>
am dritten Tage wolten wir insge&#x017F;ammt ein an-<lb/>
der auf der <hi rendition="#aq">Alberts-</hi>Burg wieder antreffen.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;es wurde vollbracht, und am dritten<lb/>
Tage <hi rendition="#aq">rapportirt</hi>en wir dem <hi rendition="#aq">Regent</hi>en, grauen<lb/>
Ha&#x0364;uptern, Prie&#x017F;tern und andern ver&#x017F;ammleten<lb/>
guten Freunden die&#x017F;es:</p><lb/>
        <list>
          <item>1) Daß nicht einmahl ein Hu&#x0364;hner-Stall, ge-<lb/>
&#x017F;chweige denn ein Hauß oder Scheure auf der gan-<lb/>
tzen Jn&#x017F;ul &#x017F;onderlich be&#x017F;cha&#x0364;digt, vielweniger um-<lb/>
ge&#x017F;tu&#x0364;rtzt worden. Doch wa&#x0364;re u&#x0364;berall an denen<lb/>
Fen&#x017F;tern ein gro&#x017F;&#x017F;er Schade ge&#x017F;chehen, indem die<lb/>
mei&#x017F;ten Scheiben zer&#x017F;plittert wa&#x0364;ren, auch mancher<lb/>
fa&#x017F;t gar kein gantz Fen&#x017F;ter mehr im Hau&#x017F;e ha&#x0364;tte.</item><lb/>
          <item>2) Hergegen wa&#x0364;re es ein rechtes Wunderwerck<lb/>
zu nennen: daß in der Glaß-Hu&#x0364;tte und in dem<lb/>
Glaß-<hi rendition="#aq">Magazin,</hi> als worinnen ein gewaltiger<lb/>
Vorrath von allerhand Sorten Gla&#x0364;&#x017F;ern, Glaß-<lb/>
Taffeln und Scheiben befindlich, nicht ein eintzi-<lb/>
ger Splitter oder Scherbel zu finden, &#x017F;ondern<lb/>
alles noch gantz und unver&#x017F;ehrt. Der <hi rendition="#aq">Factor</hi><lb/>
und andere Glaß-Leute ha&#x0364;tten gemeldet, daß wir<lb/>
allzu&#x017F;ammen auf der gantzen Jn&#x017F;ul das Erdbe-<lb/>
ben nicht hefftiger ko&#x0364;nten empfunden haben, als<lb/>
&#x017F;ie es empfunden ha&#x0364;tten, wa&#x0364;re al&#x017F;o die&#x017F;e Erhal-<lb/>
tung des Gla&#x017F;es vor ein rechtes Wunder zu<lb/>
achten.</item><lb/>
          <item>3) Aber un&#x017F;ere guten ehrlichen To&#x0364;pffer wolten<lb/>
&#x017F;ich fa&#x017F;t nicht tro&#x0364;&#x017F;ten la&#x017F;&#x017F;en, da &#x017F;ie von ihrem an-<lb/>
&#x017F;ehnlichen Vorrathe von allerley Sorten To&#x0364;pffer-<lb/>
Ge&#x017F;chirre, kaum den 4ten Theil, wohl aber Scher-<lb/>
bel genug aufzuwei&#x017F;en ha&#x0364;tten; u&#x0364;ber die&#x017F;es &#x017F;o wa&#x0364;-<lb/>
ren die Einga&#x0364;nge zu den Thon-Gruben ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fallen</fw><lb/></item>
        </list>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0040] am dritten Tage wolten wir insgeſammt ein an- der auf der Alberts-Burg wieder antreffen. Dieſes wurde vollbracht, und am dritten Tage rapportirten wir dem Regenten, grauen Haͤuptern, Prieſtern und andern verſammleten guten Freunden dieſes: 1) Daß nicht einmahl ein Huͤhner-Stall, ge- ſchweige denn ein Hauß oder Scheure auf der gan- tzen Jnſul ſonderlich beſchaͤdigt, vielweniger um- geſtuͤrtzt worden. Doch waͤre uͤberall an denen Fenſtern ein groſſer Schade geſchehen, indem die meiſten Scheiben zerſplittert waͤren, auch mancher faſt gar kein gantz Fenſter mehr im Hauſe haͤtte. 2) Hergegen waͤre es ein rechtes Wunderwerck zu nennen: daß in der Glaß-Huͤtte und in dem Glaß-Magazin, als worinnen ein gewaltiger Vorrath von allerhand Sorten Glaͤſern, Glaß- Taffeln und Scheiben befindlich, nicht ein eintzi- ger Splitter oder Scherbel zu finden, ſondern alles noch gantz und unverſehrt. Der Factor und andere Glaß-Leute haͤtten gemeldet, daß wir allzuſammen auf der gantzen Jnſul das Erdbe- ben nicht hefftiger koͤnten empfunden haben, als ſie es empfunden haͤtten, waͤre alſo dieſe Erhal- tung des Glaſes vor ein rechtes Wunder zu achten. 3) Aber unſere guten ehrlichen Toͤpffer wolten ſich faſt nicht troͤſten laſſen, da ſie von ihrem an- ſehnlichen Vorrathe von allerley Sorten Toͤpffer- Geſchirre, kaum den 4ten Theil, wohl aber Scher- bel genug aufzuweiſen haͤtten; uͤber dieſes ſo waͤ- ren die Eingaͤnge zu den Thon-Gruben ver- fallen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/40
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/40>, abgerufen am 21.11.2024.