Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
fallen und eingestürtzt, jedoch versicherten sie, uns
vom annoch vorräthigen Thone, Töpffe, Schüs-
seln und dergleichen wohl noch auf ein halb Jahr
lang zu verschaffen, da man denn mittlerweile,
wenn sie nur Gehülffen bekämen, die Thon-Gru-
ben wieder aufräumen könte.
4) Diejenigen, so am nächsten an der grossen
See wohnen, hätten referirt, daß schon Tages
vorhero, ehe sie das Erdbeben verspüret, sie in der
Mittags-Stunde gewahr worden, daß eine grosse
Menge der schönsten und vortrefflichsten Fische
von allerhand Gattung, deren etliche über 6. 8.
und noch mehr Pfund gewogen, abgestanden, und
die Bäuche auf dem Wasser in die Höhe gekehret.
Etliche der besten, an welchen sie noch einiges
Leben verspüret, hätten sie geschlachtet und geges-
sen, die übrigen aber, (so viel sie mit ihren Hamen
fangen können) weilen ihnen die Sache bedenck-
lich vorgekommen, und sich fast ein Eckel bey ih-
nen erregen wollen, in den Fluß geworffen, wei-
len sie befürchtet, es möchten etwa auf den Eckel
Kranckheiten erfolgen.
5) Zu bewundern wäre, daß auf dem GOttes-
Acker nicht ein eintziger Leichen Stein umgefallen,
auch an den Pyramiden nicht das geringste be-
schädigt, doch an der Nord-Seite wäre ein Stück
Mauer, ohngefehr 4. oder 5. Ruthen lang, einge-
schossen.
6) Jn unserer Kirche fänden sich 19. Orgel-
Pfeiffen, theils auf dem Orgel-Chor liegend,
theils aber wären biß herunter aufs Pflaster ge-
fallen, sonsten aber wäre in der Kirche nichts be-
schädiget,
fallen und eingeſtuͤrtzt, jedoch verſicherten ſie, uns
vom annoch vorraͤthigen Thone, Toͤpffe, Schuͤſ-
ſeln und dergleichen wohl noch auf ein halb Jahr
lang zu verſchaffen, da man denn mittlerweile,
wenn ſie nur Gehuͤlffen bekaͤmen, die Thon-Gru-
ben wieder aufraͤumen koͤnte.
4) Diejenigen, ſo am naͤchſten an der groſſen
See wohnen, haͤtten referirt, daß ſchon Tages
vorhero, ehe ſie das Erdbeben verſpuͤret, ſie in der
Mittags-Stunde gewahr worden, daß eine groſſe
Menge der ſchoͤnſten und vortrefflichſten Fiſche
von allerhand Gattung, deren etliche uͤber 6. 8.
und noch mehr Pfund gewogen, abgeſtanden, und
die Baͤuche auf dem Waſſer in die Hoͤhe gekehret.
Etliche der beſten, an welchen ſie noch einiges
Leben verſpuͤret, haͤtten ſie geſchlachtet und gegeſ-
ſen, die uͤbrigen aber, (ſo viel ſie mit ihren Hamen
fangen koͤnnen) weilen ihnen die Sache bedenck-
lich vorgekommen, und ſich faſt ein Eckel bey ih-
nen erregen wollen, in den Fluß geworffen, wei-
len ſie befuͤrchtet, es moͤchten etwa auf den Eckel
Kranckheiten erfolgen.
5) Zu bewundern waͤre, daß auf dem GOttes-
Acker nicht ein eintziger Leichen Stein umgefallen,
auch an den Pyramiden nicht das geringſte be-
ſchaͤdigt, doch an der Nord-Seite waͤre ein Stuͤck
Mauer, ohngefehr 4. oder 5. Ruthen lang, einge-
ſchoſſen.
6) Jn unſerer Kirche faͤnden ſich 19. Orgel-
Pfeiffen, theils auf dem Orgel-Chor liegend,
theils aber waͤren biß herunter aufs Pflaſter ge-
fallen, ſonſten aber waͤre in der Kirche nichts be-
ſchaͤdiget,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <list>
          <item><pb facs="#f0041" n="31"/>
fallen und einge&#x017F;tu&#x0364;rtzt, jedoch ver&#x017F;icherten &#x017F;ie, uns<lb/>
vom annoch vorra&#x0364;thigen Thone, To&#x0364;pffe, Schu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;eln und dergleichen wohl noch auf ein halb Jahr<lb/>
lang zu ver&#x017F;chaffen, da man denn mittlerweile,<lb/>
wenn &#x017F;ie nur Gehu&#x0364;lffen beka&#x0364;men, die Thon-Gru-<lb/>
ben wieder aufra&#x0364;umen ko&#x0364;nte.</item><lb/>
          <item>4) Diejenigen, &#x017F;o am na&#x0364;ch&#x017F;ten an der gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
See wohnen, ha&#x0364;tten <hi rendition="#aq">referi</hi>rt, daß &#x017F;chon Tages<lb/>
vorhero, ehe &#x017F;ie das Erdbeben ver&#x017F;pu&#x0364;ret, &#x017F;ie in der<lb/>
Mittags-Stunde gewahr worden, daß eine gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Menge der &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten und vortrefflich&#x017F;ten Fi&#x017F;che<lb/>
von allerhand Gattung, deren etliche u&#x0364;ber 6. 8.<lb/>
und noch mehr Pfund gewogen, abge&#x017F;tanden, und<lb/>
die Ba&#x0364;uche auf dem Wa&#x017F;&#x017F;er in die Ho&#x0364;he gekehret.<lb/>
Etliche der be&#x017F;ten, an welchen &#x017F;ie noch einiges<lb/>
Leben ver&#x017F;pu&#x0364;ret, ha&#x0364;tten &#x017F;ie ge&#x017F;chlachtet und gege&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, die u&#x0364;brigen aber, (&#x017F;o viel &#x017F;ie mit ihren Hamen<lb/>
fangen ko&#x0364;nnen) weilen ihnen die Sache bedenck-<lb/>
lich vorgekommen, und &#x017F;ich fa&#x017F;t ein Eckel bey ih-<lb/>
nen erregen wollen, in den Fluß geworffen, wei-<lb/>
len &#x017F;ie befu&#x0364;rchtet, es mo&#x0364;chten etwa auf den Eckel<lb/>
Kranckheiten erfolgen.</item><lb/>
          <item>5) Zu bewundern wa&#x0364;re, daß auf dem GOttes-<lb/>
Acker nicht ein eintziger Leichen Stein umgefallen,<lb/>
auch an den Pyramiden nicht das gering&#x017F;te be-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;digt, doch an der Nord-Seite wa&#x0364;re ein Stu&#x0364;ck<lb/>
Mauer, ohngefehr 4. oder 5. Ruthen lang, einge-<lb/>
&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en.</item><lb/>
          <item>6) Jn un&#x017F;erer Kirche fa&#x0364;nden &#x017F;ich 19. Orgel-<lb/>
Pfeiffen, theils auf dem Orgel-Chor liegend,<lb/>
theils aber wa&#x0364;ren biß herunter aufs Pfla&#x017F;ter ge-<lb/>
fallen, &#x017F;on&#x017F;ten aber wa&#x0364;re in der Kirche nichts be-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;cha&#x0364;diget,</fw><lb/></item>
        </list>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0041] fallen und eingeſtuͤrtzt, jedoch verſicherten ſie, uns vom annoch vorraͤthigen Thone, Toͤpffe, Schuͤſ- ſeln und dergleichen wohl noch auf ein halb Jahr lang zu verſchaffen, da man denn mittlerweile, wenn ſie nur Gehuͤlffen bekaͤmen, die Thon-Gru- ben wieder aufraͤumen koͤnte. 4) Diejenigen, ſo am naͤchſten an der groſſen See wohnen, haͤtten referirt, daß ſchon Tages vorhero, ehe ſie das Erdbeben verſpuͤret, ſie in der Mittags-Stunde gewahr worden, daß eine groſſe Menge der ſchoͤnſten und vortrefflichſten Fiſche von allerhand Gattung, deren etliche uͤber 6. 8. und noch mehr Pfund gewogen, abgeſtanden, und die Baͤuche auf dem Waſſer in die Hoͤhe gekehret. Etliche der beſten, an welchen ſie noch einiges Leben verſpuͤret, haͤtten ſie geſchlachtet und gegeſ- ſen, die uͤbrigen aber, (ſo viel ſie mit ihren Hamen fangen koͤnnen) weilen ihnen die Sache bedenck- lich vorgekommen, und ſich faſt ein Eckel bey ih- nen erregen wollen, in den Fluß geworffen, wei- len ſie befuͤrchtet, es moͤchten etwa auf den Eckel Kranckheiten erfolgen. 5) Zu bewundern waͤre, daß auf dem GOttes- Acker nicht ein eintziger Leichen Stein umgefallen, auch an den Pyramiden nicht das geringſte be- ſchaͤdigt, doch an der Nord-Seite waͤre ein Stuͤck Mauer, ohngefehr 4. oder 5. Ruthen lang, einge- ſchoſſen. 6) Jn unſerer Kirche faͤnden ſich 19. Orgel- Pfeiffen, theils auf dem Orgel-Chor liegend, theils aber waͤren biß herunter aufs Pflaſter ge- fallen, ſonſten aber waͤre in der Kirche nichts be- ſchaͤdiget,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/41
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/41>, abgerufen am 23.11.2024.