Jch steh hier und singe Jn gar sichrer Ruh: GOttes Macht hält mich in Acht, Erd und Abgrund muß verstummen, Ob sie noch so brummen.
Diese ungemein wohl componirte Cantata ergötzte die gantze Gemeine, mich aber delectirte am allermeisten das erste Wort: Bebet, welches der Componist so artig ausgedrückt hatte, daß es unvergleichlich und nicht anders als ein kleines Erdbeben zu betrachten war, denn die bereits re- parirte Orgel, die Violons, Fleutes-traverses, Fagotts, und dergleichen Instrumente, machten so ein artiges Beben, daß man sich darüber ver- gnügen muste, wie denn auch in der ersten Aria zu einigen Zeilen und Worten die Violinen Piz- zicato gespielet wurden. Kurtz! es nahm sich die- se Cantata ungemein wohl aus.
Zwischen der Predigt, welche Hr. M. Schmel- tzer Sen. ablegte, wurde der Choral abgesungen: Ach GOtt! sehr schrecklich ist dein Grimm etc. Nach abgelegter Predigt intonirte Herr Mag. Schmeltzer vor dem Altare das Te Deum lau- damus &c. welches unter Trompeten-und Pau- cken-Schall abgesungen wurde, auch wurden bey den gewöhnlichen Absätzen, jedes mahl 6. auf der Burg stehende Canonen gelöset, die sich auf ein- mahl hören liessen.
Als der GOttes-Dienst vor dieses mahl in der Kirche vollbracht war, wurde nochmahls mit allen Glocken, 3. Pulse hinter einander her geläu- tet, worauf sich Trompeten und Paucken vom
Thur-
(c) 3
Jch ſteh hier und ſinge Jn gar ſichrer Ruh: GOttes Macht haͤlt mich in Acht, Erd und Abgrund muß verſtummen, Ob ſie noch ſo brummen.
Dieſe ungemein wohl componirte Cantata ergoͤtzte die gantze Gemeine, mich aber delectirte am allermeiſten das erſte Wort: Bebet, welches der Componiſt ſo artig ausgedruͤckt hatte, daß es unvergleichlich und nicht anders als ein kleines Erdbeben zu betrachten war, denn die bereits re- parirte Orgel, die Violons, Fleutes-traverſes, Fagotts, und dergleichen Inſtrumente, machten ſo ein artiges Beben, daß man ſich daruͤber ver- gnuͤgen muſte, wie denn auch in der erſten Aria zu einigen Zeilen und Worten die Violinen Piz- zicato geſpielet wurden. Kurtz! es nahm ſich die- ſe Cantata ungemein wohl aus.
Zwiſchen der Predigt, welche Hr. M. Schmel- tzer Sen. ablegte, wurde der Choral abgeſungen: Ach GOtt! ſehr ſchrecklich iſt dein Grimm ꝛc. Nach abgelegter Predigt intonirte Herr Mag. Schmeltzer vor dem Altare das Te Deum lau- damus &c. welches unter Trompeten-und Pau- cken-Schall abgeſungen wurde, auch wurden bey den gewoͤhnlichen Abſaͤtzen, jedes mahl 6. auf der Burg ſtehende Canonen geloͤſet, die ſich auf ein- mahl hoͤren lieſſen.
Als der GOttes-Dienſt vor dieſes mahl in der Kirche vollbracht war, wurde nochmahls mit allen Glocken, 3. Pulſe hinter einander her gelaͤu- tet, worauf ſich Trompeten und Paucken vom
Thur-
(c) 3
<TEI><text><body><divn="1"><floatingText><body><div><pbfacs="#f0047"n="37"/><lgtype="poem"><l>Jch ſteh hier und ſinge</l><lb/><l>Jn gar ſichrer Ruh:</l><lb/><l>GOttes Macht haͤlt mich in Acht,</l><lb/><l>Erd und Abgrund muß verſtummen,</l><lb/><l>Ob ſie noch ſo brummen.</l></lg></div></body></floatingText><lb/><p>Dieſe ungemein wohl <hirendition="#aq">componirt</hi>e <hirendition="#aq">Cantata</hi><lb/>
ergoͤtzte die gantze Gemeine, mich aber <hirendition="#aq">delectirt</hi>e<lb/>
am allermeiſten das erſte Wort: <hirendition="#fr">Bebet,</hi> welches<lb/>
der <hirendition="#aq">Componiſt</hi>ſo artig ausgedruͤckt hatte, daß es<lb/>
unvergleichlich und nicht anders als ein kleines<lb/>
Erdbeben zu betrachten war, denn die bereits <hirendition="#aq">re-<lb/>
parir</hi>te Orgel, die <hirendition="#aq">Violons, Fleutes-traverſes,<lb/>
Fagotts,</hi> und dergleichen <hirendition="#aq">Inſtrumente,</hi> machten<lb/>ſo ein artiges <hirendition="#fr">Beben,</hi> daß man ſich daruͤber ver-<lb/>
gnuͤgen muſte, wie denn auch in der erſten <hirendition="#aq">Aria</hi><lb/>
zu einigen Zeilen und Worten die <hirendition="#aq">Violin</hi>en <hirendition="#aq">Piz-<lb/>
zicato</hi> geſpielet wurden. Kurtz! es nahm ſich die-<lb/>ſe <hirendition="#aq">Cantata</hi> ungemein wohl aus.</p><lb/><p>Zwiſchen der Predigt, welche Hr. <hirendition="#aq">M.</hi> Schmel-<lb/>
tzer <hirendition="#aq">Sen.</hi> ablegte, wurde der <hirendition="#aq">Choral</hi> abgeſungen:<lb/><hirendition="#fr">Ach GOtt! ſehr ſchrecklich iſt dein Grimm ꝛc.</hi><lb/>
Nach abgelegter Predigt <hirendition="#aq">intonir</hi>te Herr <hirendition="#aq">Mag.</hi><lb/>
Schmeltzer vor dem Altare das <hirendition="#aq">Te Deum lau-<lb/>
damus &c.</hi> welches unter Trompeten-und Pau-<lb/>
cken-Schall abgeſungen wurde, auch wurden bey<lb/>
den gewoͤhnlichen Abſaͤtzen, jedes mahl 6. auf der<lb/>
Burg ſtehende <hirendition="#aq">Canon</hi>en geloͤſet, die ſich auf ein-<lb/>
mahl hoͤren lieſſen.</p><lb/><p>Als der GOttes-Dienſt vor dieſes mahl in<lb/>
der Kirche vollbracht war, wurde nochmahls mit<lb/>
allen Glocken, 3. Pulſe hinter einander her gelaͤu-<lb/>
tet, worauf ſich Trompeten und Paucken vom<lb/><fwplace="bottom"type="sig">(c) 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Thur-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[37/0047]
Jch ſteh hier und ſinge
Jn gar ſichrer Ruh:
GOttes Macht haͤlt mich in Acht,
Erd und Abgrund muß verſtummen,
Ob ſie noch ſo brummen.
Dieſe ungemein wohl componirte Cantata
ergoͤtzte die gantze Gemeine, mich aber delectirte
am allermeiſten das erſte Wort: Bebet, welches
der Componiſt ſo artig ausgedruͤckt hatte, daß es
unvergleichlich und nicht anders als ein kleines
Erdbeben zu betrachten war, denn die bereits re-
parirte Orgel, die Violons, Fleutes-traverſes,
Fagotts, und dergleichen Inſtrumente, machten
ſo ein artiges Beben, daß man ſich daruͤber ver-
gnuͤgen muſte, wie denn auch in der erſten Aria
zu einigen Zeilen und Worten die Violinen Piz-
zicato geſpielet wurden. Kurtz! es nahm ſich die-
ſe Cantata ungemein wohl aus.
Zwiſchen der Predigt, welche Hr. M. Schmel-
tzer Sen. ablegte, wurde der Choral abgeſungen:
Ach GOtt! ſehr ſchrecklich iſt dein Grimm ꝛc.
Nach abgelegter Predigt intonirte Herr Mag.
Schmeltzer vor dem Altare das Te Deum lau-
damus &c. welches unter Trompeten-und Pau-
cken-Schall abgeſungen wurde, auch wurden bey
den gewoͤhnlichen Abſaͤtzen, jedes mahl 6. auf der
Burg ſtehende Canonen geloͤſet, die ſich auf ein-
mahl hoͤren lieſſen.
Als der GOttes-Dienſt vor dieſes mahl in
der Kirche vollbracht war, wurde nochmahls mit
allen Glocken, 3. Pulſe hinter einander her gelaͤu-
tet, worauf ſich Trompeten und Paucken vom
Thur-
(c) 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/47>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.