der andern vor, so, daß wir uns seiner Gegenwart wenig zu erfreuen hatten.
Mittlerweile lieffen die Jahre eines nach dem andern dahin, und Mirzamanda wurde endlich mannbar, da denn der Fürst, als er einstmahls plötzlich wieder von Ispahan zurück kam, sich über ihre schöne Person und gantze Aufführung unge- mein erfreuete. Er beschenckte nicht allein mich, sondern auch alle Bedienten dergestalt reichlich, daß wir fast darüber erstauneten, rühmete und lo- bete anbey unsern Fleiß und Bemühung wegen guter Auferziehung seiner eintzigen liebsten Toch- ter über alle Maassen, und versicherte uns seiner fernern beständigen Gnade.
Meine Person bildete sich vor allen andern so wohl auf das beygelegte Lob, als wegen der em- pfangenen kostbaren Geschencke nicht wenig ein, und sahe mit Vergnügen, daß der Fürst mit seiner eintzigen liebsten Tochter auf das allerzärtlichste, und zwar bey allen Gelegenheiten umgieng.
Allein, das Spiel bekam binnen wenig Wo- chen ein gantz anderes Ansehen, denn, nachdem der Fürst seine Printzeßin nicht allein sehr öffters mit sich auf die Jagd, sondern auch zu andern Lust- barkeiten genommen, wolte er sie bey gewissen Fest- Tagen auch dahin zwingen, seinem Abgötter- Dienste mit beyzuwohnen, und sonderlich das Feuer und die Sonne, Mond und Sterne anzu- beten; wie sich nun die Printzeßin dessen in vie- len Stücken geweigert hatte, seinen Willen zu ge- horsamen, so wurde der Fürst zornig so wohl über die Printzeßin, als mich, und ließ uns alle beyde
in
der andern vor, ſo, daß wir uns ſeiner Gegenwart wenig zu erfreuen hatten.
Mittlerweile lieffen die Jahre eines nach dem andern dahin, und Mirzamanda wurde endlich mannbar, da denn der Fuͤrſt, als er einſtmahls ploͤtzlich wieder von Iſpahan zuruͤck kam, ſich uͤber ihre ſchoͤne Perſon und gantze Auffuͤhrung unge- mein erfreuete. Er beſchenckte nicht allein mich, ſondern auch alle Bedienten dergeſtalt reichlich, daß wir faſt daruͤber erſtauneten, ruͤhmete und lo- bete anbey unſern Fleiß und Bemuͤhung wegen guter Auferziehung ſeiner eintzigen liebſten Toch- ter uͤber alle Maaſſen, und verſicherte uns ſeiner fernern beſtaͤndigen Gnade.
Meine Perſon bildete ſich vor allen andern ſo wohl auf das beygelegte Lob, als wegen der em- pfangenen koſtbaren Geſchencke nicht wenig ein, und ſahe mit Vergnuͤgen, daß der Fuͤrſt mit ſeiner eintzigen liebſten Tochter auf das allerzaͤrtlichſte, und zwar bey allen Gelegenheiten umgieng.
Allein, das Spiel bekam binnen wenig Wo- chen ein gantz anderes Anſehen, denn, nachdem der Fuͤrſt ſeine Printzeßin nicht allein ſehr oͤffters mit ſich auf die Jagd, ſondern auch zu andern Luſt- barkeiten genommen, wolte er ſie bey gewiſſen Feſt- Tagen auch dahin zwingen, ſeinem Abgoͤtter- Dienſte mit beyzuwohnen, und ſonderlich das Feuer und die Sonne, Mond und Sterne anzu- beten; wie ſich nun die Printzeßin deſſen in vie- len Stuͤcken geweigert hatte, ſeinen Willen zu ge- horſamen, ſo wurde der Fuͤrſt zornig ſo wohl uͤber die Printzeßin, als mich, und ließ uns alle beyde
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der andern vor, ſo, daß wir uns ſeiner Gegenwart
wenig zu erfreuen hatten.
Mittlerweile lieffen die Jahre eines nach dem
andern dahin, und Mirzamanda wurde endlich
mannbar, da denn der Fuͤrſt, als er einſtmahls
ploͤtzlich wieder von Iſpahan zuruͤck kam, ſich uͤber
ihre ſchoͤne Perſon und gantze Auffuͤhrung unge-
mein erfreuete. Er beſchenckte nicht allein mich,
ſondern auch alle Bedienten dergeſtalt reichlich,
daß wir faſt daruͤber erſtauneten, ruͤhmete und lo-
bete anbey unſern Fleiß und Bemuͤhung wegen
guter Auferziehung ſeiner eintzigen liebſten Toch-
ter uͤber alle Maaſſen, und verſicherte uns ſeiner
fernern beſtaͤndigen Gnade.
Meine Perſon bildete ſich vor allen andern ſo
wohl auf das beygelegte Lob, als wegen der em-
pfangenen koſtbaren Geſchencke nicht wenig ein,
und ſahe mit Vergnuͤgen, daß der Fuͤrſt mit ſeiner
eintzigen liebſten Tochter auf das allerzaͤrtlichſte,
und zwar bey allen Gelegenheiten umgieng.
Allein, das Spiel bekam binnen wenig Wo-
chen ein gantz anderes Anſehen, denn, nachdem
der Fuͤrſt ſeine Printzeßin nicht allein ſehr oͤffters
mit ſich auf die Jagd, ſondern auch zu andern Luſt-
barkeiten genommen, wolte er ſie bey gewiſſen Feſt-
Tagen auch dahin zwingen, ſeinem Abgoͤtter-
Dienſte mit beyzuwohnen, und ſonderlich das
Feuer und die Sonne, Mond und Sterne anzu-
beten; wie ſich nun die Printzeßin deſſen in vie-
len Stuͤcken geweigert hatte, ſeinen Willen zu ge-
horſamen, ſo wurde der Fuͤrſt zornig ſo wohl uͤber
die Printzeßin, als mich, und ließ uns alle beyde
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/470>, abgerufen am 26.11.2024.
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