die Heydnische Bedienung von ihr abhielt und zu- rücke trieb, hergegen den Jacob nebst seiner Frau- en, und noch einer am Hofe befindlichen Prote- stantischen Christin an mich zog, mit deren Bey- hülffe ich ihr nicht allein die Holländische Sprache so ziemlicher Maassen reden lernete, hauptsächlich aber im Christenthume unermüdet unterrichtete, denn Jacob war ein Mann, der, so zu sagen, fast einen Priester und Prediger vorstellen konte. Demnach erlernete die Printzeßin immer nach und nach die auserlesensten christlichen Gebeter und Psalmen auswendig sprechen, mit Sin- gung ein-oder anderer geisteicher Lieder durffte es sehr selten wagen, weilen die Heyden sogleich die Ohren darüber spitzeten, unterdessen lehrete ihr Jacob das Lesen, Schreiben und Rechnen, wobey sie denn ihren ungemeinen Verstand zu un- serm Vergnügen dergestalt blicken ließ, daß wir in eine erstaunliche Verwunderung darüber gerie- then. Unter allen Tugenden aber, welche diese Printzeßin gleich in ihrer zarten Jugend von sich blicken und spüren ließ, war die Verschwiegenheit wohl eine von den vornehmsten Haupt-Tugenden: denn sie hatte dergestalt reinen Mund zu halten gelernet, daß sie alles dasjenige, was ihr auszusa- gen verbothen wurde, bey sich behielt, eben als wenn es in einen Stein eingegossen wäre.
Der Fürst wohnete nicht allein allen Feldzü- gen bey damahligen schweren Kriegen in eigener Person bey, und kam offtermahls sehr starck ver- wundet zurück, so bald er aber nur halwege aus- geheilet war, nahm er immer eine weite Reise nach
der
die Heydniſche Bedienung von ihr abhielt und zu- ruͤcke trieb, hergegen den Jacob nebſt ſeiner Frau- en, und noch einer am Hofe befindlichen Prote- ſtantiſchen Chriſtin an mich zog, mit deren Bey- huͤlffe ich ihr nicht allein die Hollaͤndiſche Sprache ſo ziemlicher Maaſſen reden lernete, hauptſaͤchlich aber im Chriſtenthume unermuͤdet unterrichtete, denn Jacob war ein Mann, der, ſo zu ſagen, faſt einen Prieſter und Prediger vorſtellen konte. Demnach erlernete die Printzeßin immer nach und nach die auserleſenſten chriſtlichen Gebeter und Pſalmen auswendig ſprechen, mit Sin- gung ein-oder anderer geiſteicher Lieder durffte es ſehr ſelten wagen, weilen die Heyden ſogleich die Ohren daruͤber ſpitzeten, unterdeſſen lehrete ihr Jacob das Leſen, Schreiben und Rechnen, wobey ſie denn ihren ungemeinen Verſtand zu un- ſerm Vergnuͤgen dergeſtalt blicken ließ, daß wir in eine erſtaunliche Verwunderung daruͤber gerie- then. Unter allen Tugenden aber, welche dieſe Printzeßin gleich in ihrer zarten Jugend von ſich blicken und ſpuͤren ließ, war die Verſchwiegenheit wohl eine von den vornehmſten Haupt-Tugenden: denn ſie hatte dergeſtalt reinen Mund zu halten gelernet, daß ſie alles dasjenige, was ihr auszuſa- gen verbothen wurde, bey ſich behielt, eben als wenn es in einen Stein eingegoſſen waͤre.
Der Fuͤrſt wohnete nicht allein allen Feldzuͤ- gen bey damahligen ſchweren Kriegen in eigener Perſon bey, und kam offtermahls ſehr ſtarck ver- wundet zuruͤck, ſo bald er aber nur halwege aus- geheilet war, nahm er immer eine weite Reiſe nach
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die Heydniſche Bedienung von ihr abhielt und zu-
ruͤcke trieb, hergegen den Jacob nebſt ſeiner Frau-
en, und noch einer am Hofe befindlichen Prote-
ſtantiſchen Chriſtin an mich zog, mit deren Bey-
huͤlffe ich ihr nicht allein die Hollaͤndiſche Sprache
ſo ziemlicher Maaſſen reden lernete, hauptſaͤchlich
aber im Chriſtenthume unermuͤdet unterrichtete,
denn Jacob war ein Mann, der, ſo zu ſagen, faſt
einen Prieſter und Prediger vorſtellen konte.
Demnach erlernete die Printzeßin immer nach
und nach die auserleſenſten chriſtlichen Gebeter
und Pſalmen auswendig ſprechen, mit Sin-
gung ein-oder anderer geiſteicher Lieder durffte
es ſehr ſelten wagen, weilen die Heyden ſogleich
die Ohren daruͤber ſpitzeten, unterdeſſen lehrete
ihr Jacob das Leſen, Schreiben und Rechnen,
wobey ſie denn ihren ungemeinen Verſtand zu un-
ſerm Vergnuͤgen dergeſtalt blicken ließ, daß wir
in eine erſtaunliche Verwunderung daruͤber gerie-
then. Unter allen Tugenden aber, welche dieſe
Printzeßin gleich in ihrer zarten Jugend von ſich
blicken und ſpuͤren ließ, war die Verſchwiegenheit
wohl eine von den vornehmſten Haupt-Tugenden:
denn ſie hatte dergeſtalt reinen Mund zu halten
gelernet, daß ſie alles dasjenige, was ihr auszuſa-
gen verbothen wurde, bey ſich behielt, eben als
wenn es in einen Stein eingegoſſen waͤre.
Der Fuͤrſt wohnete nicht allein allen Feldzuͤ-
gen bey damahligen ſchweren Kriegen in eigener
Perſon bey, und kam offtermahls ſehr ſtarck ver-
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/469>, abgerufen am 26.11.2024.
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