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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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den und mich, und sagte zu uns: "Gucket mir zur
&q;Liebe doch alle beyde hinaus, ob ihr etwa die Per-
&q;son besser mit euren jungen, als ich mit meinen
&q;alten Augen erkennen möchtet, welche auf meine
&q;Clause daher zugegangen kömmt!" Als wir nun
bey derseits hinaus guckten, sahen wir gleich, daß es
der Frantz in Leibs- und Lebens-Grösse, auch in al-
len Stücken so beschaffen war, wie er sich gestern im
Kleinen an der weissen Wand dargestellet hatte.
Derowegen rieffen die Printzeßin und ich fast zu
gleicher Zeit: Lieber Vater, diese Person ist
ohnfehlbar euer Frantz.
"Ja! er ist es," (gab
Urbanus zur Antwort) "aber lasset ihn näher kom-
men." Wenige Minuten hernach kam also der
Frantz, welchen Urbanus erstlich in die untersten
Keller führete, allwo er seine Sachen abpacken, und
ihm von allen Dingen durch Zeichen seinen Bericht
abstatten muste. Wir sahen dieses alles wohl mit
an, konten aber aus ihrer beyder Zeichen-Sprache
nicht das geringste verstehen, wurden jedoch ge-
wahr, daß Frantz in seinem Korbe das beste und
schönste Fleisch von allerley Art, nebst Fischen,
Krebsen und noch viel mehreren Lebens-Mitteln mit-
brachte, auch jegliches an gehörigen Ort und Stel-
le zu schaffen wuste.

Demnach hatten wir folgendes Abends eine
recht fürstliche-Mahlzeit zu verzehren. Nach deren
Einnehmung verrichtete Urbanus abermahls sei-
nen Gottesdienst, und erzehlete hernach der Prin-
tzeßin und mir noch ein Stück von seinem Lebens-

Lauffe,

den und mich, und ſagte zu uns: „Gucket mir zur
&q;Liebe doch alle beyde hinaus, ob ihr etwa die Per-
&q;ſon beſſer mit euren jungen, als ich mit meinen
&q;alten Augen erkennen moͤchtet, welche auf meine
&q;Clauſe daher zugegangen koͤmmt!‟ Als wir nun
bey derſeits hinaus guckten, ſahen wir gleich, daß es
der Frantz in Leibs- und Lebens-Groͤſſe, auch in al-
len Stuͤcken ſo beſchaffen war, wie er ſich geſtern im
Kleinen an der weiſſen Wand dargeſtellet hatte.
Derowegen rieffen die Printzeßin und ich faſt zu
gleicher Zeit: Lieber Vater, dieſe Perſon iſt
ohnfehlbar euer Frantz.
„Ja! er iſt es,‟ (gab
Urbanus zur Antwort) „aber laſſet ihn naͤher kom-
men.‟ Wenige Minuten hernach kam alſo der
Frantz, welchen Urbanus erſtlich in die unterſten
Keller fuͤhrete, allwo er ſeine Sachen abpacken, und
ihm von allen Dingen durch Zeichen ſeinen Bericht
abſtatten muſte. Wir ſahen dieſes alles wohl mit
an, konten aber aus ihrer beyder Zeichen-Sprache
nicht das geringſte verſtehen, wurden jedoch ge-
wahr, daß Frantz in ſeinem Korbe das beſte und
ſchoͤnſte Fleiſch von allerley Art, nebſt Fiſchen,
Krebſen und noch viel mehreren Lebens-Mitteln mit-
brachte, auch jegliches an gehoͤrigen Ort und Stel-
le zu ſchaffen wuſte.

Demnach hatten wir folgendes Abends eine
recht fuͤrſtliche-Mahlzeit zu verzehren. Nach deren
Einnehmung verrichtete Urbanus abermahls ſei-
nen Gottesdienſt, und erzehlete hernach der Prin-
tzeßin und mir noch ein Stuͤck von ſeinem Lebens-

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[498/0508] den und mich, und ſagte zu uns: „Gucket mir zur &q;Liebe doch alle beyde hinaus, ob ihr etwa die Per- &q;ſon beſſer mit euren jungen, als ich mit meinen &q;alten Augen erkennen moͤchtet, welche auf meine &q;Clauſe daher zugegangen koͤmmt!‟ Als wir nun bey derſeits hinaus guckten, ſahen wir gleich, daß es der Frantz in Leibs- und Lebens-Groͤſſe, auch in al- len Stuͤcken ſo beſchaffen war, wie er ſich geſtern im Kleinen an der weiſſen Wand dargeſtellet hatte. Derowegen rieffen die Printzeßin und ich faſt zu gleicher Zeit: Lieber Vater, dieſe Perſon iſt ohnfehlbar euer Frantz. „Ja! er iſt es,‟ (gab Urbanus zur Antwort) „aber laſſet ihn naͤher kom- men.‟ Wenige Minuten hernach kam alſo der Frantz, welchen Urbanus erſtlich in die unterſten Keller fuͤhrete, allwo er ſeine Sachen abpacken, und ihm von allen Dingen durch Zeichen ſeinen Bericht abſtatten muſte. Wir ſahen dieſes alles wohl mit an, konten aber aus ihrer beyder Zeichen-Sprache nicht das geringſte verſtehen, wurden jedoch ge- wahr, daß Frantz in ſeinem Korbe das beſte und ſchoͤnſte Fleiſch von allerley Art, nebſt Fiſchen, Krebſen und noch viel mehreren Lebens-Mitteln mit- brachte, auch jegliches an gehoͤrigen Ort und Stel- le zu ſchaffen wuſte. Demnach hatten wir folgendes Abends eine recht fuͤrſtliche-Mahlzeit zu verzehren. Nach deren Einnehmung verrichtete Urbanus abermahls ſei- nen Gottesdienſt, und erzehlete hernach der Prin- tzeßin und mir noch ein Stuͤck von ſeinem Lebens- Lauffe,

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/508>, abgerufen am 21.11.2024.