Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

auf dem Grabe herum sprungen. Hierauf befahl
er uns, noch etwas zu verrichten, welches ich aus
Schamhafftigkeit eben nicht melden will; Al-
lein wir erfülleten auch in diesem Stücke seinen
Willen, worauf er uns denn zurück in seine Clau-
se führete, und nachdem wir unser Nacht-Gebet or-
dentlicher Weise zu GOtt verrichtet, sich dieser
Worte vernehmen ließ: "Nun habe ich mit eurer
&q;Beyhülffe einen solchen Talisman gemacht, den
&q;mir gewiß kein Heydnischer-Wahrsager, Zeichen-
&q;Deuter, Schatz-Gräber, oder, er sey auch, wer er
&q;nur immer sey, auflösen wird, und wenn er auch
&q;gleich die 3. obersten höllischen Geister zu seiner
&q;Beyhülffe anruffte: denn der Kasten, worinn die
&q;Kleynodien, wie auch die güldenen und silbernen
&q;Müntzen befindlich, ist mit dem wahrhafften
&q;Siegel des allerweisesten Königes Salomonis
&q;versiegelt, als vor welchen alle bösen Geister erzit-
&q;tern, und sich schleunig zurück begeben müssen.
&q;Es soll aber, (sprach er ferner) dieser Schatz, wel-
&q;cher, wie ihr gesehen habt, eines ziemlich starcken
&q;Werthes ist, vor euch Printzeßin Mirzamanda ver-
&q;wahrt und aufgehoben seyn, weiln ich den Hey-
&q;den diese Kostbarkeiten (worunter sich kein Stäub-
&q;lein ungerechtes, sondern alles auf redliche Art
&q;und Weise erworbenen Guts befindet) durch aus
&q;nicht gönnen will: Wenn ihr denselben nicht
&q;braucht, so bin ich damit sehr wohl zufrieden, denn
&q;ich lese an eurer Stirne geschrieben, daß ihr läng-
&q;stens binnen 2. oder 3. Jahren auf dieser Welt eu-
&q;ren vollkommenen Glücks und Ruhe-Stand fin-

&q;den
(i i) 3

auf dem Grabe herum ſprungen. Hierauf befahl
er uns, noch etwas zu verrichten, welches ich aus
Schamhafftigkeit eben nicht melden will; Al-
lein wir erfuͤlleten auch in dieſem Stuͤcke ſeinen
Willen, worauf er uns denn zuruͤck in ſeine Clau-
ſe fuͤhrete, und nachdem wir unſer Nacht-Gebet or-
dentlicher Weiſe zu GOtt verrichtet, ſich dieſer
Worte vernehmen ließ: „Nun habe ich mit eurer
&q;Beyhuͤlffe einen ſolchen Talisman gemacht, den
&q;mir gewiß kein Heydniſcher-Wahrſager, Zeichen-
&q;Deuter, Schatz-Graͤber, oder, er ſey auch, wer er
&q;nur immer ſey, aufloͤſen wird, und wenn er auch
&q;gleich die 3. oberſten hoͤlliſchen Geiſter zu ſeiner
&q;Beyhuͤlffe anruffte: denn der Kaſten, worinn die
&q;Kleynodien, wie auch die guͤldenen und ſilbernen
&q;Muͤntzen befindlich, iſt mit dem wahrhafften
&q;Siegel des allerweiſeſten Koͤniges Salomonis
&q;verſiegelt, als vor welchen alle boͤſen Geiſter erzit-
&q;tern, und ſich ſchleunig zuruͤck begeben muͤſſen.
&q;Es ſoll aber, (ſprach er ferner) dieſer Schatz, wel-
&q;cher, wie ihr geſehen habt, eines ziemlich ſtarcken
&q;Werthes iſt, vor euch Printzeßin Mirzamanda ver-
&q;wahrt und aufgehoben ſeyn, weiln ich den Hey-
&q;den dieſe Koſtbarkeiten (worunter ſich kein Staͤub-
&q;lein ungerechtes, ſondern alles auf redliche Art
&q;und Weiſe erworbenen Guts befindet) durch aus
&q;nicht goͤnnen will: Wenn ihr denſelben nicht
&q;braucht, ſo bin ich damit ſehr wohl zufrieden, denn
&q;ich leſe an eurer Stirne geſchrieben, daß ihr laͤng-
&q;ſtens binnen 2. oder 3. Jahren auf dieſer Welt eu-
&q;ren vollkommenen Gluͤcks und Ruhe-Stand fin-

&q;den
(i i) 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div>
              <p><pb facs="#f0511" n="501"/>
auf dem Grabe herum &#x017F;prungen. Hierauf befahl<lb/>
er uns, noch etwas zu verrichten, welches ich aus<lb/>
Schamhafftigkeit eben nicht melden will; Al-<lb/>
lein wir erfu&#x0364;lleten auch in die&#x017F;em Stu&#x0364;cke &#x017F;einen<lb/>
Willen, worauf er uns denn zuru&#x0364;ck in &#x017F;eine Clau-<lb/>
&#x017F;e fu&#x0364;hrete, und nachdem wir un&#x017F;er Nacht-Gebet or-<lb/>
dentlicher Wei&#x017F;e zu GOtt verrichtet, &#x017F;ich die&#x017F;er<lb/>
Worte vernehmen ließ: &#x201E;Nun habe ich mit eurer<lb/>
&amp;q;Beyhu&#x0364;lffe einen &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">Talisman</hi> gemacht, den<lb/>
&amp;q;mir gewiß kein Heydni&#x017F;cher-Wahr&#x017F;ager, Zeichen-<lb/>
&amp;q;Deuter, Schatz-Gra&#x0364;ber, oder, er &#x017F;ey auch, wer er<lb/>
&amp;q;nur immer &#x017F;ey, auflo&#x0364;&#x017F;en wird, und wenn er auch<lb/>
&amp;q;gleich die 3. ober&#x017F;ten ho&#x0364;lli&#x017F;chen Gei&#x017F;ter zu &#x017F;einer<lb/>
&amp;q;Beyhu&#x0364;lffe anruffte: denn der Ka&#x017F;ten, worinn die<lb/>
&amp;q;Kleynodien, wie auch die gu&#x0364;ldenen und &#x017F;ilbernen<lb/>
&amp;q;Mu&#x0364;ntzen befindlich, i&#x017F;t mit dem wahrhafften<lb/>
&amp;q;Siegel des allerwei&#x017F;e&#x017F;ten Ko&#x0364;niges <hi rendition="#aq">Salomonis</hi><lb/>
&amp;q;ver&#x017F;iegelt, als vor welchen alle bo&#x0364;&#x017F;en Gei&#x017F;ter erzit-<lb/>
&amp;q;tern, und &#x017F;ich &#x017F;chleunig zuru&#x0364;ck begeben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
&amp;q;Es &#x017F;oll aber, (&#x017F;prach er ferner) die&#x017F;er Schatz, wel-<lb/>
&amp;q;cher, wie ihr ge&#x017F;ehen habt, eines ziemlich &#x017F;tarcken<lb/>
&amp;q;Werthes i&#x017F;t, vor euch Printzeßin <hi rendition="#aq">Mirzamanda</hi> ver-<lb/>
&amp;q;wahrt und aufgehoben &#x017F;eyn, weiln ich den Hey-<lb/>
&amp;q;den die&#x017F;e Ko&#x017F;tbarkeiten (worunter &#x017F;ich kein Sta&#x0364;ub-<lb/>
&amp;q;lein ungerechtes, &#x017F;ondern alles auf redliche Art<lb/>
&amp;q;und Wei&#x017F;e erworbenen Guts befindet) durch aus<lb/>
&amp;q;nicht go&#x0364;nnen will: Wenn ihr den&#x017F;elben nicht<lb/>
&amp;q;braucht, &#x017F;o bin ich damit &#x017F;ehr wohl zufrieden, denn<lb/>
&amp;q;ich le&#x017F;e an eurer Stirne ge&#x017F;chrieben, daß ihr la&#x0364;ng-<lb/>
&amp;q;&#x017F;tens binnen 2. oder 3. Jahren auf die&#x017F;er Welt eu-<lb/>
&amp;q;ren vollkommenen Glu&#x0364;cks und Ruhe-Stand fin-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">(i i) 3</fw><fw place="bottom" type="catch">&amp;q;den</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[501/0511] auf dem Grabe herum ſprungen. Hierauf befahl er uns, noch etwas zu verrichten, welches ich aus Schamhafftigkeit eben nicht melden will; Al- lein wir erfuͤlleten auch in dieſem Stuͤcke ſeinen Willen, worauf er uns denn zuruͤck in ſeine Clau- ſe fuͤhrete, und nachdem wir unſer Nacht-Gebet or- dentlicher Weiſe zu GOtt verrichtet, ſich dieſer Worte vernehmen ließ: „Nun habe ich mit eurer &q;Beyhuͤlffe einen ſolchen Talisman gemacht, den &q;mir gewiß kein Heydniſcher-Wahrſager, Zeichen- &q;Deuter, Schatz-Graͤber, oder, er ſey auch, wer er &q;nur immer ſey, aufloͤſen wird, und wenn er auch &q;gleich die 3. oberſten hoͤlliſchen Geiſter zu ſeiner &q;Beyhuͤlffe anruffte: denn der Kaſten, worinn die &q;Kleynodien, wie auch die guͤldenen und ſilbernen &q;Muͤntzen befindlich, iſt mit dem wahrhafften &q;Siegel des allerweiſeſten Koͤniges Salomonis &q;verſiegelt, als vor welchen alle boͤſen Geiſter erzit- &q;tern, und ſich ſchleunig zuruͤck begeben muͤſſen. &q;Es ſoll aber, (ſprach er ferner) dieſer Schatz, wel- &q;cher, wie ihr geſehen habt, eines ziemlich ſtarcken &q;Werthes iſt, vor euch Printzeßin Mirzamanda ver- &q;wahrt und aufgehoben ſeyn, weiln ich den Hey- &q;den dieſe Koſtbarkeiten (worunter ſich kein Staͤub- &q;lein ungerechtes, ſondern alles auf redliche Art &q;und Weiſe erworbenen Guts befindet) durch aus &q;nicht goͤnnen will: Wenn ihr denſelben nicht &q;braucht, ſo bin ich damit ſehr wohl zufrieden, denn &q;ich leſe an eurer Stirne geſchrieben, daß ihr laͤng- &q;ſtens binnen 2. oder 3. Jahren auf dieſer Welt eu- &q;ren vollkommenen Gluͤcks und Ruhe-Stand fin- &q;den (i i) 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/511
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/511>, abgerufen am 21.11.2024.