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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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&q;delt und zu schaffen gehabt, er dennoch, ohnge-
&q;achtet er nicht unseres christlichen Glaubens, ein
&q;uns von GOtt zugeschickter heiliger Engel ist,
&q;der uns glücklich auf die Jnsul Ceylon und noch
&q;weiter befördern wird."

Dem Urbano glaubten wir alles, was er
uns vorsagte, und traueten seiner fernern Vor-
sorge, worinnen wir uns auch nicht im geringsten
betrogen fanden: Denn eben dieser Jude, welchem
Urbanus vielleicht etliche kostbare Kleynodien zu-
gesteckt haben mochte, verschaffte uns allen von
dem Calif oder obersten Befehlshaber Frey-
Pässe, so daß wir, nachdem wir uns noch etliche
Wochen in Cambaja aufgehalten, ohngehindert
auf einem Mogulschen Schiffe, in Begleitung des
Juden, nach der Jnsul Ceylon abseegeln konten.

Wir hatten eine rechte vergnügte Fahrt, und
traffen daselbst viele christliche Schiffe an, weilen
aber Urbanus auf dieser Jnsul viele seiner Glau-
bens-Brüder antraff, so ließ er es sich mit deren
Beyhülffe auf das alleräuserste angelegen seyn, die
daselbstigen Heyden zum christlichen Glauben zu
bereden; Sie waren auch anfänglich sehr glück-
lich, indem sich über 80. Heydnische Familien zum
christlichen Glauben wendeten; Allein, die Sache
kam bald heraus, derowegen wurden die Christen
aufs grimmigste verfolgt, und deren mehr als 100.
getödtet, worbey denn unser lieber Urbanus sein so
hoch gebrachtes liebes Leben auch mit einbüssen
muste. Mirzamanda so wohl, als ich haben seinen
jämmerlichen Tod mit bittern Thränen bewei-

net,
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&q;delt und zu ſchaffen gehabt, er dennoch, ohnge-
&q;achtet er nicht unſeres chriſtlichen Glaubens, ein
&q;uns von GOtt zugeſchickter heiliger Engel iſt,
&q;der uns gluͤcklich auf die Jnſul Ceylon und noch
&q;weiter befoͤrdern wird.‟

Dem Urbano glaubten wir alles, was er
uns vorſagte, und traueten ſeiner fernern Vor-
ſorge, worinnen wir uns auch nicht im geringſten
betrogen fanden: Denn eben dieſer Jude, welchem
Urbanus vielleicht etliche koſtbare Kleynodien zu-
geſteckt haben mochte, verſchaffte uns allen von
dem Calif oder oberſten Befehlshaber Frey-
Paͤſſe, ſo daß wir, nachdem wir uns noch etliche
Wochen in Cambaja aufgehalten, ohngehindert
auf einem Mogulſchen Schiffe, in Begleitung des
Juden, nach der Jnſul Ceylon abſeegeln konten.

Wir hatten eine rechte vergnuͤgte Fahrt, und
traffen daſelbſt viele chriſtliche Schiffe an, weilen
aber Urbanus auf dieſer Jnſul viele ſeiner Glau-
bens-Bruͤder antraff, ſo ließ er es ſich mit deren
Beyhuͤlffe auf das alleraͤuſerſte angelegen ſeyn, die
daſelbſtigen Heyden zum chriſtlichen Glauben zu
bereden; Sie waren auch anfaͤnglich ſehr gluͤck-
lich, indem ſich uͤber 80. Heydniſche Familien zum
chriſtlichen Glauben wendeten; Allein, die Sache
kam bald heraus, derowegen wurden die Chriſten
aufs grimmigſte verfolgt, und deren mehr als 100.
getoͤdtet, worbey denn unſer lieber Urbanus ſein ſo
hoch gebrachtes liebes Leben auch mit einbuͤſſen
muſte. Mirzamanda ſo wohl, als ich haben ſeinen
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net,
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[505/0515] &q;delt und zu ſchaffen gehabt, er dennoch, ohnge- &q;achtet er nicht unſeres chriſtlichen Glaubens, ein &q;uns von GOtt zugeſchickter heiliger Engel iſt, &q;der uns gluͤcklich auf die Jnſul Ceylon und noch &q;weiter befoͤrdern wird.‟ Dem Urbano glaubten wir alles, was er uns vorſagte, und traueten ſeiner fernern Vor- ſorge, worinnen wir uns auch nicht im geringſten betrogen fanden: Denn eben dieſer Jude, welchem Urbanus vielleicht etliche koſtbare Kleynodien zu- geſteckt haben mochte, verſchaffte uns allen von dem Calif oder oberſten Befehlshaber Frey- Paͤſſe, ſo daß wir, nachdem wir uns noch etliche Wochen in Cambaja aufgehalten, ohngehindert auf einem Mogulſchen Schiffe, in Begleitung des Juden, nach der Jnſul Ceylon abſeegeln konten. Wir hatten eine rechte vergnuͤgte Fahrt, und traffen daſelbſt viele chriſtliche Schiffe an, weilen aber Urbanus auf dieſer Jnſul viele ſeiner Glau- bens-Bruͤder antraff, ſo ließ er es ſich mit deren Beyhuͤlffe auf das alleraͤuſerſte angelegen ſeyn, die daſelbſtigen Heyden zum chriſtlichen Glauben zu bereden; Sie waren auch anfaͤnglich ſehr gluͤck- lich, indem ſich uͤber 80. Heydniſche Familien zum chriſtlichen Glauben wendeten; Allein, die Sache kam bald heraus, derowegen wurden die Chriſten aufs grimmigſte verfolgt, und deren mehr als 100. getoͤdtet, worbey denn unſer lieber Urbanus ſein ſo hoch gebrachtes liebes Leben auch mit einbuͤſſen muſte. Mirzamanda ſo wohl, als ich haben ſeinen jaͤmmerlichen Tod mit bittern Thraͤnen bewei- net, (i i) 5

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/515>, abgerufen am 22.11.2024.