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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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hatten, sogleich auf ihre Knie vor uns nieder, da
denn Vincentius das Wort führete, und also re-
dete: "Meine Herrn! ohngeachtet alles vorher-
&q;gegangenen verspüren wir doch, daß ihr uns vor
&q;Schelme, Diebe und Verräther erkennet, da
&q;wir doch die allerredlichsten Leute von der Welt
&q;sind, so lieber als eure Knechte, ja, so zu sagen,
&q;Sclaven sterben wollen, ehe wir gegen unsere
&q;Wohlthäter eine neue Verrätherey anzustifften
&q;gesinnet wären. Weil ihr uns demnach nicht
&q;trauet, so schiesset uns alle 5. lieber auf die Köpf-
&q;fe, oder in die Hertzen, damit ihr von euren Sor-
&q;gen, wir 5. aber von allem Mißvergnügen, wel-
&q;ches uns etwa noch künfftig zustossen könte, ent-
&q;lediget seyn."

Jndem nun alle 5. ihre blossen Köpffe dar-
zeigten, auch so gar die Kleider von den Ober-Lei-
bern abrissen, kam mir ein solches Grauen an,
daß ich fast in Ohnmacht gesuncken wäre; allein,
weil ich an der gantzen Sache die meiste Schuld
zu haben sehr wohl erkannte, und meine Uberei-
lung in Worten mir zu Gemüthe zog, so hub ich
erstlich den Vincentium, hernach seine andern
Cameraden von der Erden auf, umarmete und
küssete einen jeden, mit der Bedeutung, daß sie
mir meine Reden, die ich theils aus Schertz, theils
aus Ubereilung ausgesprochen, nicht gleich so übel
hätten aufnehmen sollen. Worauf denn der Frie-
de und das Vertrauen zwischen uns beyden Thei-
len binnen einer Stunde hergestellet wurde, zu-
mahlen, da die Portugiesen, ohngefordert, ihre
Händegen Himmel huben, und der heiligen Drey-

faltig-

hatten, ſogleich auf ihre Knie vor uns nieder, da
denn Vincentius das Wort fuͤhrete, und alſo re-
dete: „Meine Herrn! ohngeachtet alles vorher-
&q;gegangenen verſpuͤren wir doch, daß ihr uns vor
&q;Schelme, Diebe und Verraͤther erkennet, da
&q;wir doch die allerredlichſten Leute von der Welt
&q;ſind, ſo lieber als eure Knechte, ja, ſo zu ſagen,
&q;Sclaven ſterben wollen, ehe wir gegen unſere
&q;Wohlthaͤter eine neue Verraͤtherey anzuſtifften
&q;geſinnet waͤren. Weil ihr uns demnach nicht
&q;trauet, ſo ſchieſſet uns alle 5. lieber auf die Koͤpf-
&q;fe, oder in die Hertzen, damit ihr von euren Sor-
&q;gen, wir 5. aber von allem Mißvergnuͤgen, wel-
&q;ches uns etwa noch kuͤnfftig zuſtoſſen koͤnte, ent-
&q;lediget ſeyn.‟

Jndem nun alle 5. ihre bloſſen Koͤpffe dar-
zeigten, auch ſo gar die Kleider von den Ober-Lei-
bern abriſſen, kam mir ein ſolches Grauen an,
daß ich faſt in Ohnmacht geſuncken waͤre; allein,
weil ich an der gantzen Sache die meiſte Schuld
zu haben ſehr wohl erkannte, und meine Uberei-
lung in Worten mir zu Gemuͤthe zog, ſo hub ich
erſtlich den Vincentium, hernach ſeine andern
Cameraden von der Erden auf, umarmete und
kuͤſſete einen jeden, mit der Bedeutung, daß ſie
mir meine Reden, die ich theils aus Schertz, theils
aus Ubereilung ausgeſprochen, nicht gleich ſo uͤbel
haͤtten aufnehmen ſollen. Worauf denn der Frie-
de und das Vertrauen zwiſchen uns beyden Thei-
len binnen einer Stunde hergeſtellet wurde, zu-
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Haͤndegen Himmel huben, und der heiligen Drey-

faltig-
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[520/0530] hatten, ſogleich auf ihre Knie vor uns nieder, da denn Vincentius das Wort fuͤhrete, und alſo re- dete: „Meine Herrn! ohngeachtet alles vorher- &q;gegangenen verſpuͤren wir doch, daß ihr uns vor &q;Schelme, Diebe und Verraͤther erkennet, da &q;wir doch die allerredlichſten Leute von der Welt &q;ſind, ſo lieber als eure Knechte, ja, ſo zu ſagen, &q;Sclaven ſterben wollen, ehe wir gegen unſere &q;Wohlthaͤter eine neue Verraͤtherey anzuſtifften &q;geſinnet waͤren. Weil ihr uns demnach nicht &q;trauet, ſo ſchieſſet uns alle 5. lieber auf die Koͤpf- &q;fe, oder in die Hertzen, damit ihr von euren Sor- &q;gen, wir 5. aber von allem Mißvergnuͤgen, wel- &q;ches uns etwa noch kuͤnfftig zuſtoſſen koͤnte, ent- &q;lediget ſeyn.‟ Jndem nun alle 5. ihre bloſſen Koͤpffe dar- zeigten, auch ſo gar die Kleider von den Ober-Lei- bern abriſſen, kam mir ein ſolches Grauen an, daß ich faſt in Ohnmacht geſuncken waͤre; allein, weil ich an der gantzen Sache die meiſte Schuld zu haben ſehr wohl erkannte, und meine Uberei- lung in Worten mir zu Gemuͤthe zog, ſo hub ich erſtlich den Vincentium, hernach ſeine andern Cameraden von der Erden auf, umarmete und kuͤſſete einen jeden, mit der Bedeutung, daß ſie mir meine Reden, die ich theils aus Schertz, theils aus Ubereilung ausgeſprochen, nicht gleich ſo uͤbel haͤtten aufnehmen ſollen. Worauf denn der Frie- de und das Vertrauen zwiſchen uns beyden Thei- len binnen einer Stunde hergeſtellet wurde, zu- mahlen, da die Portugieſen, ohngefordert, ihre Haͤndegen Himmel huben, und der heiligen Drey- faltig-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 520. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/530>, abgerufen am 22.11.2024.