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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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faltigkeit, nebst allen Heiligen und Engeln GOttes,
so zu sagen, einen lieblichen Eyd zuschwuren: daß
sie es treu, redlich und aufrichtig mit uns Felsenbur-
gern meyneten, auch weder Verrätherey, Betrug,
noch Dieberey im Sinne hätten. Demnach wur-
de, so zu sagen, von uns allen fast geschmauset, und
binnen 3. Tagen alle mühsame Arbeit bey Sei-
te gesetzt, hergegen lebten wir in gröster Vertrau-
lichkeit, lustig und guter Dinge. Als aber dieses
Freuden-Fest vorbey war, gieng ein jeder wieder an
seine beliebige Arbeit, nemlich in die Stein-und
Ertz-Brüche, oder noch mehr Bau-Holtz zuzurich-
ten, dessen wir doch schon eine gewaltige Menge an-
traffen, uns also fast halb zu Tode verwunderten, wie,
so zu sagen, diese Hand voll Männer in so weniger
Zeit dergleichen sauere und schwere Arbeit verrichten
können. Allein, es war dieses Schuld daran, daß
sie nicht gezwungener Weise, sondern bloß nach ei-
genem Gefallen arbeiten durfften, auch dabey sich
rechtschaffen etwas zu Gute thun, und ihres Leibes
mit den besten Speisen und Geträncken pflegen und
warten konten.

Nachhero schickten wir beständig, fast immer
über den 3ten, oder 4ten Tag zwey, auch wohl 3.
Boote mit voller Ladung, die in Gold-und Silber-
haltigen Ertz-Stuffen, auch vielen Stücken des al-
lersaubersten Bau-Holtzes, zur Rarität der Arbeit
wegen, bestunde, nach der grossen Jnsul, worge-
gen uns unsere Leute jederzeit bey ihrer Zurückkunfft
die besten Lebens-Mittel, und alles dasjenige, was
wir sonsten nothdürfftig brauchten, mitbrachten.

Mittlerweile, da Mons. Plager dem Vin-

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faltigkeit, nebſt allen Heiligen und Engeln GOttes,
ſo zu ſagen, einen lieblichen Eyd zuſchwuren: daß
ſie es treu, redlich und aufrichtig mit uns Felſenbur-
gern meyneten, auch weder Verraͤtherey, Betrug,
noch Dieberey im Sinne haͤtten. Demnach wur-
de, ſo zu ſagen, von uns allen faſt geſchmauſet, und
binnen 3. Tagen alle muͤhſame Arbeit bey Sei-
te geſetzt, hergegen lebten wir in groͤſter Vertrau-
lichkeit, luſtig und guter Dinge. Als aber dieſes
Freuden-Feſt vorbey war, gieng ein jeder wieder an
ſeine beliebige Arbeit, nemlich in die Stein-und
Ertz-Bruͤche, oder noch mehr Bau-Holtz zuzurich-
ten, deſſen wir doch ſchon eine gewaltige Menge an-
traffen, uns alſo faſt halb zu Tode verwundeꝛten, wie,
ſo zu ſagen, dieſe Hand voll Maͤnner in ſo weniger
Zeit dergleichen ſauere und ſchwere Arbeit verrichten
koͤnnen. Allein, es war dieſes Schuld daran, daß
ſie nicht gezwungener Weiſe, ſondern bloß nach ei-
genem Gefallen arbeiten durfften, auch dabey ſich
rechtſchaffen etwas zu Gute thun, und ihres Leibes
mit den beſten Speiſen und Getraͤncken pflegen und
warten konten.

Nachhero ſchickten wir beſtaͤndig, faſt immer
uͤber den 3ten, oder 4ten Tag zwey, auch wohl 3.
Boote mit voller Ladung, die in Gold-und Silber-
haltigen Ertz-Stuffen, auch vielen Stuͤcken des al-
lerſauberſten Bau-Holtzes, zur Raritaͤt der Arbeit
wegen, beſtunde, nach der groſſen Jnſul, worge-
gen uns unſere Leute jederzeit bey ihrer Zuruͤckkunfft
die beſten Lebens-Mittel, und alles dasjenige, was
wir ſonſten nothduͤrfftig brauchten, mitbrachten.

Mittlerweile, da Monſ. Plager dem Vin-

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[521/0531] faltigkeit, nebſt allen Heiligen und Engeln GOttes, ſo zu ſagen, einen lieblichen Eyd zuſchwuren: daß ſie es treu, redlich und aufrichtig mit uns Felſenbur- gern meyneten, auch weder Verraͤtherey, Betrug, noch Dieberey im Sinne haͤtten. Demnach wur- de, ſo zu ſagen, von uns allen faſt geſchmauſet, und binnen 3. Tagen alle muͤhſame Arbeit bey Sei- te geſetzt, hergegen lebten wir in groͤſter Vertrau- lichkeit, luſtig und guter Dinge. Als aber dieſes Freuden-Feſt vorbey war, gieng ein jeder wieder an ſeine beliebige Arbeit, nemlich in die Stein-und Ertz-Bruͤche, oder noch mehr Bau-Holtz zuzurich- ten, deſſen wir doch ſchon eine gewaltige Menge an- traffen, uns alſo faſt halb zu Tode verwundeꝛten, wie, ſo zu ſagen, dieſe Hand voll Maͤnner in ſo weniger Zeit dergleichen ſauere und ſchwere Arbeit verrichten koͤnnen. Allein, es war dieſes Schuld daran, daß ſie nicht gezwungener Weiſe, ſondern bloß nach ei- genem Gefallen arbeiten durfften, auch dabey ſich rechtſchaffen etwas zu Gute thun, und ihres Leibes mit den beſten Speiſen und Getraͤncken pflegen und warten konten. Nachhero ſchickten wir beſtaͤndig, faſt immer uͤber den 3ten, oder 4ten Tag zwey, auch wohl 3. Boote mit voller Ladung, die in Gold-und Silber- haltigen Ertz-Stuffen, auch vielen Stuͤcken des al- lerſauberſten Bau-Holtzes, zur Raritaͤt der Arbeit wegen, beſtunde, nach der groſſen Jnſul, worge- gen uns unſere Leute jederzeit bey ihrer Zuruͤckkunfft die beſten Lebens-Mittel, und alles dasjenige, was wir ſonſten nothduͤrfftig brauchten, mitbrachten. Mittlerweile, da Monſ. Plager dem Vin- centio (k k) 5

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/531>, abgerufen am 22.11.2024.