weibliche Samen, aus Mangel des Feuers, die hitzigen männlichen Samens-Kräffte aus der Sonne an sich zu ziehen. Daraus, nemlich aus dieser Vermischung derer zwey feindseligen Prin- eipien, entstehet eine leibliche fermentirende Wärme, durch welche die doppelte Samens- Krafft, aus Wasser und Geist bestehend, in eine Activität gebracht wird. Dadurch hernach dieje- nige Creatur, darinnen dieser Geist sich erhitzet, und zur fermentirenden Activität aufgebracht wird, in eine Fermentation, zuletzt aber in eine völlige Putrefaction sich auflöset, seine erste Form verliehret, und die drey Principia des Samens in die Freyheit setzt, eine neue Creatur aus sich hervor zu bringen. Also bestehet denn der Same aller Dinge in einem männlichen und weiblichen, oder sulphurischen und salinischen Samen, und heisset mit einem Wort Nitrum und Sal oder Geist und Wasser. Aus diesen beyden Principiis wird alles gebohren im Reiche der Natur und Gnaden. Denn auch da wird der der neue Mensch wiederge- bohren aus Wasser und Geist Joh. 3. nemlich aus der geistlichen Feuers-Krafft des Vaters, und aus der geistlich-wässerigen Lichts-Krafft des Sohnes. Daher auch der Sohn der Weibs- Same genennet wird, und nicht anders als von einem Triebe ohne Zuthuung des Mannes konte gebohren werden. Wir sehen auch hieraus, wie die Schönheit und Lieblichkeit aller Creatur le- diglich in einer gleichen Vermischung zweyer wie- derwärtigen Dinge, als Licht und Finsterniß, Feu-
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weibliche Samen, aus Mangel des Feuers, die hitzigen maͤnnlichen Samens-Kraͤffte aus der Sonne an ſich zu ziehen. Daraus, nemlich aus dieſer Vermiſchung derer zwey feindſeligen Prin- eipien, entſtehet eine leibliche fermentirende Waͤrme, durch welche die doppelte Samens- Krafft, aus Waſſer und Geiſt beſtehend, in eine Activitaͤt gebracht wird. Dadurch hernach dieje- nige Creatur, darinnen dieſer Geiſt ſich erhitzet, und zur fermentirenden Activitaͤt aufgebracht wird, in eine Fermentation, zuletzt aber in eine voͤllige Putrefaction ſich aufloͤſet, ſeine erſte Form verliehret, und die drey Principia des Samens in die Freyheit ſetzt, eine neue Creatur aus ſich hervor zu bringen. Alſo beſtehet denn der Same aller Dinge in einem maͤnnlichen und weiblichen, oder ſulphuriſchen und ſaliniſchen Samen, und heiſſet mit einem Wort Nitrum und Sal oder Geiſt und Waſſer. Aus dieſen beyden Principiis wird alles gebohren im Reiche der Natur und Gnaden. Denn auch da wird der der neue Menſch wiederge- bohren aus Waſſer und Geiſt Joh. 3. nemlich aus der geiſtlichen Feuers-Krafft des Vaters, und aus der geiſtlich-waͤſſerigen Lichts-Krafft des Sohnes. Daher auch der Sohn der Weibs- Same genennet wird, und nicht anders als von einem Triebe ohne Zuthuung des Mannes konte gebohren werden. Wir ſehen auch hieraus, wie die Schoͤnheit und Lieblichkeit aller Creatur le- diglich in einer gleichen Vermiſchung zweyer wie- derwaͤrtigen Dinge, als Licht und Finſterniß, Feu-
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weibliche Samen, aus Mangel des Feuers, die
hitzigen maͤnnlichen Samens-Kraͤffte aus der
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dieſer Vermiſchung derer zwey feindſeligen Prin-
eipien, entſtehet eine leibliche fermentirende
Waͤrme, durch welche die doppelte Samens-
Krafft, aus Waſſer und Geiſt beſtehend, in eine
Activitaͤt gebracht wird. Dadurch hernach dieje-
nige Creatur, darinnen dieſer Geiſt ſich erhitzet,
und zur fermentirenden Activitaͤt aufgebracht
wird, in eine Fermentation, zuletzt aber in eine
voͤllige Putrefaction ſich aufloͤſet, ſeine erſte Form
verliehret, und die drey Principia des Samens
in die Freyheit ſetzt, eine neue Creatur aus ſich
hervor zu bringen. Alſo beſtehet denn der Same
aller Dinge in einem maͤnnlichen und weiblichen,
oder ſulphuriſchen und ſaliniſchen Samen, und
heiſſet mit einem Wort Nitrum und Sal oder Geiſt
und Waſſer. Aus dieſen beyden Principiis wird
alles gebohren im Reiche der Natur und Gnaden.
Denn auch da wird der der neue Menſch wiederge-
bohren aus Waſſer und Geiſt Joh. 3. nemlich
aus der geiſtlichen Feuers-Krafft des Vaters,
und aus der geiſtlich-waͤſſerigen Lichts-Krafft des
Sohnes. Daher auch der Sohn der Weibs-
Same genennet wird, und nicht anders als von
einem Triebe ohne Zuthuung des Mannes konte
gebohren werden. Wir ſehen auch hieraus, wie
die Schoͤnheit und Lieblichkeit aller Creatur le-
diglich in einer gleichen Vermiſchung zweyer wie-
derwaͤrtigen Dinge, als Licht und Finſterniß, Feu-
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/560>, abgerufen am 24.11.2024.
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