eine Idee eines scheinenden Wiederwärtigen und Bösen dem Archaeo imprimiret wird, so wird er, wie oben gemeldet, wütend und voller Grimm, und ruiniret seine gantze Werckstatt, setzt sie in Feuer und Brand, und richtet daselbst einen recht erbärm- lichen Zustand an. Wenn man aber diesem erzürn- ten Affen nur einen schönen Apffel vorwirfft, das ist, wenn man ihm eine wohl ausgekochte fix und feu- erbeständige Quint-essenz vorhält und zu kosten giebt, so schmecket er just diejenige Speise, die mit ihm einerley Natur ist, und womit er auch seine kran- cke Creaturen speiset und stärcket. Dadurch wird er nun nicht nur begütiget, sondern auch noch dazu gantz lustig und munter gemacht, daß er wieder sei- ne Arbeit in seiner Werckstatt anfängt, und alle Un- reinigkeit per locos excretionis ausführet. So dienstfertig ist die gütige Natur, ob wir sie gleich er- zürnet. Und gleichwie wir den Apffel diesem erzürn- ten Affen vorgeworffen, und ihn dadurch wieder besänftiget; also thut er solches uns gleich nach, und wirfft eben diesen Apffel, nemlich die balsamische Tinctur, dem krancken Gliede wieder vor, daß es dadurch gestärckt und gesund werde.
NB. Hier, bey der angezeigten Weise, wie ein Hermeticus die Kranckheiten zu curiren pflegt, da er nemlich nicht selbst der Medicus seyn will, denn das ist die Natur, und nach derselben GOtt, son- dern der Medicus ist nur ein Diener der Natur, und wenn die Natur oder der Archaeus in seiner Werck-
statt
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eine Idee eines ſcheinenden Wiederwaͤrtigen und Boͤſen dem Archæo imprimiret wird, ſo wird er, wie oben gemeldet, wuͤtend und voller Grimm, und ruiniret ſeine gantze Werckſtatt, ſetzt ſie in Feuer und Brand, und richtet daſelbſt einen recht erbaͤrm- lichen Zuſtand an. Wenn man aber dieſem erzuͤrn- ten Affen nur einen ſchoͤnen Apffel vorwirfft, das iſt, wenn man ihm eine wohl ausgekochte fix und feu- erbeſtaͤndige Quint-eſſenz vorhaͤlt und zu koſten giebt, ſo ſchmecket er juſt diejenige Speiſe, die mit ihm einerley Natur iſt, und womit er auch ſeine kran- cke Creaturen ſpeiſet und ſtaͤrcket. Dadurch wird er nun nicht nur beguͤtiget, ſondern auch noch dazu gantz luſtig und munter gemacht, daß er wieder ſei- ne Arbeit in ſeiner Werckſtatt anfaͤngt, und alle Un- reinigkeit per locos excretionis ausfuͤhret. So dienſtfertig iſt die guͤtige Natur, ob wir ſie gleich er- zuͤrnet. Und gleichwie wir den Apffel dieſem erzuͤrn- ten Affen vorgeworffen, und ihn dadurch wieder beſaͤnftiget; alſo thut er ſolches uns gleich nach, und wirfft eben dieſen Apffel, nemlich die balſamiſche Tinctur, dem krancken Gliede wieder vor, daß es dadurch geſtaͤrckt und geſund werde.
NB. Hier, bey der angezeigten Weiſe, wie ein Hermeticus die Kranckheiten zu curiren pflegt, da er nemlich nicht ſelbſt der Medicus ſeyn will, denn das iſt die Natur, und nach derſelben GOtt, ſon- dern der Medicus iſt nur ein Diener der Natur, und wenn die Natur oder der Archæus in ſeiner Werck-
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eine Idee eines ſcheinenden Wiederwaͤrtigen und
Boͤſen dem Archæo imprimiret wird, ſo wird er,
wie oben gemeldet, wuͤtend und voller Grimm, und
ruiniret ſeine gantze Werckſtatt, ſetzt ſie in Feuer
und Brand, und richtet daſelbſt einen recht erbaͤrm-
lichen Zuſtand an. Wenn man aber dieſem erzuͤrn-
ten Affen nur einen ſchoͤnen Apffel vorwirfft, das
iſt, wenn man ihm eine wohl ausgekochte fix und feu-
erbeſtaͤndige Quint-eſſenz vorhaͤlt und zu koſten
giebt, ſo ſchmecket er juſt diejenige Speiſe, die mit
ihm einerley Natur iſt, und womit er auch ſeine kran-
cke Creaturen ſpeiſet und ſtaͤrcket. Dadurch wird
er nun nicht nur beguͤtiget, ſondern auch noch dazu
gantz luſtig und munter gemacht, daß er wieder ſei-
ne Arbeit in ſeiner Werckſtatt anfaͤngt, und alle Un-
reinigkeit per locos excretionis ausfuͤhret. So
dienſtfertig iſt die guͤtige Natur, ob wir ſie gleich er-
zuͤrnet. Und gleichwie wir den Apffel dieſem erzuͤrn-
ten Affen vorgeworffen, und ihn dadurch wieder
beſaͤnftiget; alſo thut er ſolches uns gleich nach, und
wirfft eben dieſen Apffel, nemlich die balſamiſche
Tinctur, dem krancken Gliede wieder vor, daß es
dadurch geſtaͤrckt und geſund werde.
NB. Hier, bey der angezeigten Weiſe, wie ein
Hermeticus die Kranckheiten zu curiren pflegt, da
er nemlich nicht ſelbſt der Medicus ſeyn will, denn
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/573>, abgerufen am 21.11.2024.
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