Frau Mutter befragt wurde, was sie weinete, und was sie mit mir gesprochen hätte? Sie erzählete alles bona fide, da denn die Dame meinen Bru- der inständig bat, aufzustehen, und sich in ein an- deres Zimmer führen zu lassen, wo er seiner Ge- sundheit pflegen, und der Ruhe geniessen könte; Allein der Kerl ließ sich weder durch das Frauen- zimmer, noch durch den Gouverneur und andere Wohlwollende darzu erbitten, sondern blieb sitzen, wie ein Ast.
Jch aber ruffte einen Pagen auf die Seite, und verabredete mit ihm, daß er mir den grossen Pocal voll einschencken, und darbey befehlen möch- te, daß unter währenden Trincken, auf Gesund- heit des Herrn Gouverneurs dieser Jnsul etc. alle- zeit 12. Canonen solten gelöset werden. Das Herrchen war fix, kam bald wieder zurück, und gab zu vernehmen, daß alles wohl bestellet wäre, brachte mir auch zugleich den Pocal, auf einem gol- denen Credentz-Teller, mit welchem ich in die Höhe trat, und mit lauter Stimme sagte: Vi- vantJhroExcell.der HerrGouverneurdie- ser Jnsul, nebst Dero hohenFamilie! Kaum hatte ich den Pocal angesetzt zum Trincken, als sich 12. Canonen nebst Trompeten und Paucken auf einmahl hören liessen, und dieses gieng, (nach- dem ich gezeigt, daß ich den Pocal gantz ausgelee- ret, und dieses mahl dem Schwenck-Kessel nichts gegönnet hatte) rund um. Jch bemerckte, daß der Gouverneur, seine Gemahlin und Kinder über mein Verfahren schmuntzelten, denn ich kon- te ihnen allen ins Gesichte sehen, ohngeachtet der
Gou-
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Frau Mutter befragt wurde, was ſie weinete, und was ſie mit mir geſprochen haͤtte? Sie erzaͤhlete alles bona fide, da denn die Dame meinen Bru- der inſtaͤndig bat, aufzuſtehen, und ſich in ein an- deres Zimmer fuͤhren zu laſſen, wo er ſeiner Ge- ſundheit pflegen, und der Ruhe genieſſen koͤnte; Allein der Kerl ließ ſich weder durch das Frauen- zimmer, noch durch den Gouverneur und andere Wohlwollende darzu erbitten, ſondern blieb ſitzen, wie ein Aſt.
Jch aber ruffte einen Pagen auf die Seite, und verabredete mit ihm, daß er mir den groſſen Pocal voll einſchencken, und darbey befehlen moͤch- te, daß unter waͤhrenden Trincken, auf Geſund- heit des Herrn Gouverneurs dieſer Jnſul ꝛc. alle- zeit 12. Canonen ſolten geloͤſet werden. Das Herrchen war fix, kam bald wieder zuruͤck, und gab zu vernehmen, daß alles wohl beſtellet waͤre, brachte mir auch zugleich den Pocal, auf einem gol- denen Credentz-Teller, mit welchem ich in die Hoͤhe trat, und mit lauter Stimme ſagte: Vi- vantJhroExcell.der HerrGouverneurdie- ſer Jnſul, nebſt Dero hohenFamilie! Kaum hatte ich den Pocal angeſetzt zum Trincken, als ſich 12. Canonen nebſt Trompeten und Paucken auf einmahl hoͤren lieſſen, und dieſes gieng, (nach- dem ich gezeigt, daß ich den Pocal gantz ausgelee- ret, und dieſes mahl dem Schwenck-Keſſel nichts gegoͤnnet hatte) rund um. Jch bemerckte, daß der Gouverneur, ſeine Gemahlin und Kinder uͤber mein Verfahren ſchmuntzelten, denn ich kon- te ihnen allen ins Geſichte ſehen, ohngeachtet der
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Frau Mutter befragt wurde, was ſie weinete, und
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der inſtaͤndig bat, aufzuſtehen, und ſich in ein an-
deres Zimmer fuͤhren zu laſſen, wo er ſeiner Ge-
ſundheit pflegen, und der Ruhe genieſſen koͤnte;
Allein der Kerl ließ ſich weder durch das Frauen-
zimmer, noch durch den Gouverneur und andere
Wohlwollende darzu erbitten, ſondern blieb ſitzen,
wie ein Aſt.
Jch aber ruffte einen Pagen auf die Seite,
und verabredete mit ihm, daß er mir den groſſen
Pocal voll einſchencken, und darbey befehlen moͤch-
te, daß unter waͤhrenden Trincken, auf Geſund-
heit des Herrn Gouverneurs dieſer Jnſul ꝛc. alle-
zeit 12. Canonen ſolten geloͤſet werden. Das
Herrchen war fix, kam bald wieder zuruͤck, und
gab zu vernehmen, daß alles wohl beſtellet waͤre,
brachte mir auch zugleich den Pocal, auf einem gol-
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Hoͤhe trat, und mit lauter Stimme ſagte: Vi-
vant Jhro Excell. der Herr Gouverneur die-
ſer Jnſul, nebſt Dero hohen Familie! Kaum
hatte ich den Pocal angeſetzt zum Trincken, als
ſich 12. Canonen nebſt Trompeten und Paucken
auf einmahl hoͤren lieſſen, und dieſes gieng, (nach-
dem ich gezeigt, daß ich den Pocal gantz ausgelee-
ret, und dieſes mahl dem Schwenck-Keſſel nichts
gegoͤnnet hatte) rund um. Jch bemerckte, daß
der Gouverneur, ſeine Gemahlin und Kinder
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/93>, abgerufen am 19.12.2024.
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