Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schnitzler, Arthur: Reigen. Wien, 1903.

Bild:
<< vorherige Seite
daß wir weiterkommen. (Steht auf. Die Lampe
wackelt.)
Oh! (Sieht auf die Schlafende.) Die hat
halt einen g'sunden Schlaf. Ich weiß zwar
von gar nix -- aber ich werd' ihr 's Geld
aufs Nachtkastel legen . . . . und Servus . . . .
(Er steht vor ihr, sieht sie lange an.) Wenn man
nicht wüßt', was sie ist! (Betrachtet sie lang.) Ich
hab' viel kennt, die haben nicht einmal im
Schlafen so tugendhaft ausg'seh'n. Meiner
Seel' . . . . also der Lulu möcht' wieder sagen,
ich philosophier', aber es ist wahr, der
Schlaf macht auch schon gleich, kommt mir
vor; -- wie der Herr Bruder, also der
Tod . . . . Hm, ich möcht' nur wissen, ob . . . .
Nein, daran müßt' ich mich ja erinnern . . . .
Nein, nein, ich bin gleich da auf den Divan
herg'fallen . . . . und nichts is g'schehn . . . .
Es ist unglaublich, wie sich manchmal alle
Weiber ähnlich schauen . . . . Na geh'n wir.
(Er will gehen.) Ja richtig. (Er nimmt die Brief-
tasche und ist eben daran eine Banknote heraus-
zunehmen.)
Dirne (wacht auf).
Na . . . . wer ist denn in aller Früh --?
(Erkennt ihn). Servus, Bubi!

daß wir weiterkommen. (Steht auf. Die Lampe
wackelt.)
Oh! (Sieht auf die Schlafende.) Die hat
halt einen g’sunden Schlaf. Ich weiß zwar
von gar nix — aber ich werd’ ihr ’s Geld
aufs Nachtkastel legen . . . . und Servus . . . .
(Er steht vor ihr, sieht sie lange an.) Wenn man
nicht wüßt’, was sie ist! (Betrachtet sie lang.) Ich
hab’ viel kennt, die haben nicht einmal im
Schlafen so tugendhaft ausg’seh’n. Meiner
Seel’ . . . . also der Lulu möcht’ wieder sagen,
ich philosophier’, aber es ist wahr, der
Schlaf macht auch schon gleich, kommt mir
vor; — wie der Herr Bruder, also der
Tod . . . . Hm, ich möcht’ nur wissen, ob . . . .
Nein, daran müßt’ ich mich ja erinnern . . . .
Nein, nein, ich bin gleich da auf den Divan
herg’fallen . . . . und nichts is g’schehn . . . .
Es ist unglaublich, wie sich manchmal alle
Weiber ähnlich schauen . . . . Na geh’n wir.
(Er will gehen.) Ja richtig. (Er nimmt die Brief-
tasche und ist eben daran eine Banknote heraus-
zunehmen.)
Dirne (wacht auf).
Na . . . . wer ist denn in aller Früh —?
(Erkennt ihn). Servus, Bubi!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <sp who="#GRAF">
          <p><pb facs="#f0243" n="235"/>
daß wir weiterkommen. <stage>(Steht auf. Die Lampe<lb/>
wackelt.)</stage> Oh! <stage>(Sieht auf die Schlafende.)</stage> Die hat<lb/>
halt einen g&#x2019;sunden Schlaf. Ich weiß zwar<lb/>
von gar nix &#x2014; aber ich werd&#x2019; ihr &#x2019;s Geld<lb/>
aufs Nachtkastel legen . . . . und Servus . . . .<lb/><stage>(Er steht vor ihr, sieht sie lange an.)</stage> Wenn man<lb/>
nicht wüßt&#x2019;, was sie ist! <stage>(Betrachtet sie lang.)</stage> Ich<lb/>
hab&#x2019; viel kennt, die haben nicht einmal im<lb/>
Schlafen so tugendhaft ausg&#x2019;seh&#x2019;n. Meiner<lb/>
Seel&#x2019; . . . . also der Lulu möcht&#x2019; wieder sagen,<lb/>
ich philosophier&#x2019;, aber es ist wahr, der<lb/>
Schlaf macht auch schon gleich, kommt mir<lb/>
vor; &#x2014; wie der Herr Bruder, also der<lb/>
Tod . . . . Hm, ich möcht&#x2019; nur wissen, ob . . . .<lb/>
Nein, daran müßt&#x2019; ich mich ja erinnern . . . .<lb/>
Nein, nein, ich bin gleich da auf den Divan<lb/>
herg&#x2019;fallen . . . . und nichts is g&#x2019;schehn . . . .<lb/>
Es ist unglaublich, wie sich manchmal alle<lb/>
Weiber ähnlich schauen . . . . Na geh&#x2019;n wir.<lb/><stage>(Er will gehen.)</stage> Ja richtig. <stage>(Er nimmt die Brief-<lb/>
tasche und ist eben daran eine Banknote heraus-<lb/>
zunehmen.)</stage></p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#DIRNE">
          <speaker> <hi rendition="#b">Dirne</hi> </speaker>
          <stage>(wacht auf).</stage><lb/>
          <p>Na . . . . wer ist denn in aller Früh &#x2014;?</p><lb/>
          <stage>(Erkennt ihn).</stage>
          <p>Servus, Bubi!</p>
        </sp><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[235/0243] daß wir weiterkommen. (Steht auf. Die Lampe wackelt.) Oh! (Sieht auf die Schlafende.) Die hat halt einen g’sunden Schlaf. Ich weiß zwar von gar nix — aber ich werd’ ihr ’s Geld aufs Nachtkastel legen . . . . und Servus . . . . (Er steht vor ihr, sieht sie lange an.) Wenn man nicht wüßt’, was sie ist! (Betrachtet sie lang.) Ich hab’ viel kennt, die haben nicht einmal im Schlafen so tugendhaft ausg’seh’n. Meiner Seel’ . . . . also der Lulu möcht’ wieder sagen, ich philosophier’, aber es ist wahr, der Schlaf macht auch schon gleich, kommt mir vor; — wie der Herr Bruder, also der Tod . . . . Hm, ich möcht’ nur wissen, ob . . . . Nein, daran müßt’ ich mich ja erinnern . . . . Nein, nein, ich bin gleich da auf den Divan herg’fallen . . . . und nichts is g’schehn . . . . Es ist unglaublich, wie sich manchmal alle Weiber ähnlich schauen . . . . Na geh’n wir. (Er will gehen.) Ja richtig. (Er nimmt die Brief- tasche und ist eben daran eine Banknote heraus- zunehmen.) Dirne (wacht auf). Na . . . . wer ist denn in aller Früh —? (Erkennt ihn). Servus, Bubi!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_reigen_1903
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_reigen_1903/243
Zitationshilfe: Schnitzler, Arthur: Reigen. Wien, 1903, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_reigen_1903/243>, abgerufen am 27.11.2024.