Schnitzler, Arthur: Reigen. Wien, 1903. Die junge Frau. Wenn Sie aber doch sind wie die anderen jungen Leute? Der junge Herr. Dann wären Sie heute nicht da -- denn Sie sind nicht wie die anderen Frauen. Die junge Frau. Woher wissen Sie das? Der junge Herr (hat sie zum Divan gezogen, sich nahe neben sie gesetzt). Ich habe viel über Sie nachgedacht. Ich weiß, Sie sind unglücklich. Die junge Frau (erfreut). Ja. Der junge Herr. Das Leben ist so leer, so nichtig -- und dann, -- so kurz -- so entsetzlich kurz! Es gibt nur ein Glück .... einen Menschen finden, von dem man geliebt wird -- Die junge Frau (hat eine kandierte Birne vom Tisch genommen, nimmt sie in den Mund). Die junge Frau. Wenn Sie aber doch sind wie die anderen jungen Leute? Der junge Herr. Dann wären Sie heute nicht da — denn Sie sind nicht wie die anderen Frauen. Die junge Frau. Woher wissen Sie das? Der junge Herr (hat sie zum Divan gezogen, sich nahe neben sie gesetzt). Ich habe viel über Sie nachgedacht. Ich weiß, Sie sind unglücklich. Die junge Frau (erfreut). Ja. Der junge Herr. Das Leben ist so leer, so nichtig — und dann, — so kurz — so entsetzlich kurz! Es gibt nur ein Glück .... einen Menschen finden, von dem man geliebt wird — Die junge Frau (hat eine kandierte Birne vom Tisch genommen, nimmt sie in den Mund). <TEI> <text> <body> <div n="2"> <pb facs="#f0070" n="62"/> <sp who="#JFRAU"> <speaker> <hi rendition="#b">Die junge Frau.</hi> </speaker><lb/> <p>Wenn Sie aber doch sind wie die anderen<lb/> jungen Leute?</p> </sp><lb/> <sp who="#JHERR"> <speaker> <hi rendition="#b">Der junge Herr.</hi> </speaker><lb/> <p>Dann wären Sie heute nicht da — denn<lb/> Sie sind nicht wie die anderen Frauen.</p> </sp><lb/> <sp who="#JFRAU"> <speaker> <hi rendition="#b">Die junge Frau.</hi> </speaker><lb/> <p>Woher wissen Sie das?</p> </sp><lb/> <sp who="#JHERR"> <speaker> <hi rendition="#b">Der junge Herr</hi> </speaker> <stage>(hat sie zum Divan gezogen, sich<lb/> nahe neben sie gesetzt).</stage><lb/> <p>Ich habe viel über Sie nachgedacht. Ich<lb/> weiß, Sie sind unglücklich.</p> </sp><lb/> <sp who="#JFRAU"> <speaker> <hi rendition="#b">Die junge Frau</hi> </speaker> <stage>(erfreut).</stage><lb/> <p>Ja.</p> </sp><lb/> <sp who="#JHERR"> <speaker> <hi rendition="#b">Der junge Herr.</hi> </speaker><lb/> <p>Das Leben ist so leer, so nichtig — und<lb/> dann, — so kurz — so entsetzlich kurz!<lb/> Es gibt nur <hi rendition="#g">ein</hi> Glück .... einen Menschen<lb/> finden, von dem man geliebt wird —</p> </sp><lb/> <sp who="#JFRAU"> <speaker> <hi rendition="#b">Die junge Frau</hi> </speaker> <stage>(hat eine kandierte Birne vom Tisch<lb/> genommen, nimmt sie in den Mund).</stage> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [62/0070]
Die junge Frau.
Wenn Sie aber doch sind wie die anderen
jungen Leute?
Der junge Herr.
Dann wären Sie heute nicht da — denn
Sie sind nicht wie die anderen Frauen.
Die junge Frau.
Woher wissen Sie das?
Der junge Herr (hat sie zum Divan gezogen, sich
nahe neben sie gesetzt).
Ich habe viel über Sie nachgedacht. Ich
weiß, Sie sind unglücklich.
Die junge Frau (erfreut).
Ja.
Der junge Herr.
Das Leben ist so leer, so nichtig — und
dann, — so kurz — so entsetzlich kurz!
Es gibt nur ein Glück .... einen Menschen
finden, von dem man geliebt wird —
Die junge Frau (hat eine kandierte Birne vom Tisch
genommen, nimmt sie in den Mund).
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Zitationshilfe: | Schnitzler, Arthur: Reigen. Wien, 1903, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_reigen_1903/70>, abgerufen am 16.02.2025. |