Schoch, Johann Georg: Comoedia Vom Studenten-Leben. Leipzig, 1658.Dieser so allhier zu bette liegt/ ist auch ei- net aus dieser lustigen Gesellschafft. Er hat täglich in Sauß und Schmauß gelebet/ den Ta- back geliebet// alle Hurenwinckel durchkrochen/ daher er ihm eine Kranckheit an den Hals gesof- fen/ und einen Vnreinen und ungesunden Leib be- kommen. Jener so den Arm in der Binden trägt/ ist sein Tage ein hefftiger Penalputzer/ Stäncker und Balger gewesen/ er hat seinen Degen der- massen verstanden/ daß er auff drey Kerl nicht das geringste gepast; Aber es ist ihm gestern zu Nacht die Hand abgehauen/ er auch sonsten trefflich beschädiget worden/ ist also liederlich umb seine gesunde Gliedmassen kommen/ worob er nun sein Tage ein armer und gebrechlicher Mensch bleiben muß. Der vierdte weil er ein vornehmer Galan und Stutzer gewesen/ daß sei- ne alles an prächtige Kleider gewendet/ und sich über sein Vermögen heraus gethan/ muß nun selbsten die Hosen pletzen/ und hat nicht so viel/ daß er sich mit Ehren bedecken könte. Der letzte/ so zu öbrist aus diesen finstern Loche siehet/ und kümmerlich das Tage Liecht geniessen kan/ hat verschienen seinen Cammerathen für der Faust erstochen/ und wiewol er flüchtig wor- den/ so hat man ihn doch angehalten/ und muß nun die Tage seines Lebens in diesem Ge- fängnüsse zubringen/ und ewig gefangen sitzen. Vnzehliche Exempel mehr/ könten hier fürge- stellt K iij
Dieſer ſo allhier zu bette liegt/ iſt auch ei- net aus dieſer luſtigen Geſellſchafft. Er hat taͤglich in Sauß und Schmauß gelebet/ den Ta- back geliebet// alle Hurenwinckel durchkrochen/ daher er ihm eine Kranckheit an den Hals geſof- fen/ und einen Vnreinen und ungeſunden Leib be- kommen. Jener ſo den Arm in der Binden traͤgt/ iſt ſein Tage ein hefftiger Penalputzer/ Staͤncker und Balger geweſen/ er hat ſeinen Degen der- maſſen verſtanden/ daß er auff drey Kerl nicht das geringſte gepaſt; Aber es iſt ihm geſtern zu Nacht die Hand abgehauen/ er auch ſonſten trefflich beſchaͤdiget worden/ iſt alſo liederlich umb ſeine geſunde Gliedmaſſen kommen/ worob er nun ſein Tage ein armer und gebrechlicher Menſch bleiben muß. Der vierdte weil er ein vornehmer Galan und Stutzer geweſen/ daß ſei- ne alles an praͤchtige Kleider gewendet/ und ſich uͤber ſein Vermoͤgen heraus gethan/ muß nun ſelbſten die Hoſen pletzen/ und hat nicht ſo viel/ daß er ſich mit Ehren bedecken koͤnte. Der letzte/ ſo zu oͤbriſt aus dieſen finſtern Loche ſiehet/ und kuͤmmerlich das Tage Liecht genieſſen kan/ hat verſchienen ſeinen Cammerathen fuͤr der Fauſt erſtochen/ und wiewol er fluͤchtig wor- den/ ſo hat man ihn doch angehalten/ und muß nun die Tage ſeines Lebens in dieſem Ge- faͤngnuͤſſe zubringen/ und ewig gefangen ſitzen. Vnzehliche Exempel mehr/ koͤnten hier fuͤrge- ſtellt K iij
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Dieſer ſo allhier zu bette liegt/ iſt auch ei-
net aus dieſer luſtigen Geſellſchafft. Er hat
taͤglich in Sauß und Schmauß gelebet/ den Ta-
back geliebet// alle Hurenwinckel durchkrochen/
daher er ihm eine Kranckheit an den Hals geſof-
fen/ und einen Vnreinen und ungeſunden Leib be-
kommen. Jener ſo den Arm in der Binden traͤgt/
iſt ſein Tage ein hefftiger Penalputzer/ Staͤncker
und Balger geweſen/ er hat ſeinen Degen der-
maſſen verſtanden/ daß er auff drey Kerl nicht
das geringſte gepaſt; Aber es iſt ihm geſtern
zu Nacht die Hand abgehauen/ er auch ſonſten
trefflich beſchaͤdiget worden/ iſt alſo liederlich umb
ſeine geſunde Gliedmaſſen kommen/ worob er
nun ſein Tage ein armer und gebrechlicher
Menſch bleiben muß. Der vierdte weil er ein
vornehmer Galan und Stutzer geweſen/ daß ſei-
ne alles an praͤchtige Kleider gewendet/ und ſich
uͤber ſein Vermoͤgen heraus gethan/ muß nun
ſelbſten die Hoſen pletzen/ und hat nicht ſo viel/
daß er ſich mit Ehren bedecken koͤnte. Der
letzte/ ſo zu oͤbriſt aus dieſen finſtern Loche ſiehet/
und kuͤmmerlich das Tage Liecht genieſſen kan/
hat verſchienen ſeinen Cammerathen fuͤr der
Fauſt erſtochen/ und wiewol er fluͤchtig wor-
den/ ſo hat man ihn doch angehalten/ und
muß nun die Tage ſeines Lebens in dieſem Ge-
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