Schoch, Johann Georg: Comoedia Vom Studenten-Leben. Leipzig, 1658.
seiner Freyheit zu kommen; Wenn er dieselbe überkommen/ achtet er ihrer hernacher wenig/ und gebraucht sich derer mit viel höfflicherer Be- scheidenheit als zuvor. So kan man auch die Jugend nicht so gar in eine Enge treiben. Was ist es/ wenn nicht auch ein junger Kerl ein wenig einen Muth und Courage hat; Wenn sie ver- raast/ und die Hörner abgeworffen haben/ werden sie schon von sich selbsten geschmeidig/ und bekom- men hernacher einen Eckel für solchem unordent- lichen und wüsten Leben. Petralto. Aber wo bleibt indessen das Geld/ so allbereit hindurch/ und welches noch edler/ die unwieder- ersetzliche Zeit? Worzu seind sie hernach düchtig/ wenn sie ihre beste Jugend so übel angewendet? Wie beseuffzen sie dieselbe so offt in ihrem Alter/ und wolten dieselben Stunden/ wo müglich/ ger- ne wieder kauffen. Sie klagen uns an/ und be- straffen uns deßwegen/ (wie wir denn auch deß- wegen zu bestraffen sind) daß wir ihnen nicht besser vorgestanden/ daß wir ihnen nicht nur solche Freyheit gestattet/ und noch ein Wolge- fallen darüber empfunden/ sondern über diß noch Mittel/ Gelegenheit und Vorschub an die Hand gegeben/ ihre Jugend nicht besser anzuwenden/ als die wir es besser/ als damals sie/ hetten erwegen und behertzigen sollen. Ger B
ſeiner Freyheit zu kommen; Wenn er dieſelbe uͤberkommen/ achtet er ihrer hernacher wenig/ und gebraucht ſich derer mit viel hoͤfflicherer Be- ſcheidenheit als zuvor. So kan man auch die Jugend nicht ſo gar in eine Enge treiben. Was iſt es/ wenn nicht auch ein junger Kerl ein wenig einen Muth und Courage hat; Wenn ſie ver- raaſt/ und die Hoͤrner abgeworffen haben/ werden ſie ſchon von ſich ſelbſten geſchmeidig/ und bekom- men hernacher einen Eckel fuͤr ſolchem unordent- lichen und wuͤſten Leben. Petralto. Aber wo bleibt indeſſen das Geld/ ſo allbereit hindurch/ und welches noch edler/ die unwieder- erſetzliche Zeit? Worzu ſeind ſie hernach duͤchtig/ wenn ſie ihre beſte Jugend ſo uͤbel angewendet? Wie beſeuffzen ſie dieſelbe ſo offt in ihrem Alter/ und wolten dieſelben Stunden/ wo muͤglich/ ger- ne wieder kauffen. Sie klagen uns an/ und be- ſtraffen uns deßwegen/ (wie wir denn auch deß- wegen zu beſtraffen ſind) daß wir ihnen nicht beſſer vorgeſtanden/ daß wir ihnen nicht nur ſolche Freyheit geſtattet/ und noch ein Wolge- fallen daruͤber empfunden/ ſondern uͤber diß noch Mittel/ Gelegenheit und Vorſchub an die Hand gegeben/ ihre Jugend nicht beſſer anzuwenden/ als die wir es beſſer/ als damals ſie/ hetten erwegen und behertzigen ſollen. Ger B
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ſeiner Freyheit zu kommen; Wenn er dieſelbe
uͤberkommen/ achtet er ihrer hernacher wenig/
und gebraucht ſich derer mit viel hoͤfflicherer Be-
ſcheidenheit als zuvor. So kan man auch die
Jugend nicht ſo gar in eine Enge treiben. Was
iſt es/ wenn nicht auch ein junger Kerl ein wenig
einen Muth und Courage hat; Wenn ſie ver-
raaſt/ und die Hoͤrner abgeworffen haben/ werden
ſie ſchon von ſich ſelbſten geſchmeidig/ und bekom-
men hernacher einen Eckel fuͤr ſolchem unordent-
lichen und wuͤſten Leben.
Petralto.
Aber wo bleibt indeſſen das Geld/ ſo allbereit
hindurch/ und welches noch edler/ die unwieder-
erſetzliche Zeit? Worzu ſeind ſie hernach duͤchtig/
wenn ſie ihre beſte Jugend ſo uͤbel angewendet?
Wie beſeuffzen ſie dieſelbe ſo offt in ihrem Alter/
und wolten dieſelben Stunden/ wo muͤglich/ ger-
ne wieder kauffen. Sie klagen uns an/ und be-
ſtraffen uns deßwegen/ (wie wir denn auch deß-
wegen zu beſtraffen ſind) daß wir ihnen nicht
beſſer vorgeſtanden/ daß wir ihnen nicht nur
ſolche Freyheit geſtattet/ und noch ein Wolge-
fallen daruͤber empfunden/ ſondern uͤber diß noch
Mittel/ Gelegenheit und Vorſchub an die Hand
gegeben/ ihre Jugend nicht beſſer anzuwenden/
als die wir es beſſer/ als damals ſie/ hetten erwegen
und behertzigen ſollen.
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