Schoch, Johann Georg: Comoedia Vom Studenten-Leben. Leipzig, 1658.
Kindern nach unserm Tode lassen können. Vber diß/ ist einem von schlechten Herkommen eine Zier- ligkeit und Wolstand für andern was statliches gesehen und begriffen zu haben; Wie vielmehr geziemet hohen Gemüthern so von höhern Stamm und Stand entsprossen/ dahin sich zu bearbeiten/ nicht nur den blossen Nahmen ihrer Ahnen und Anherren/ sondern auch derselben ruhmdenck- liche Thaten/ Tugenden und Geschickligkeiten an sich zu nehmen. Vnd diß ist eben der rechte Adel/ und die edle Ritterschafft. Wiewol sich bey diesen Zeiten die meisten mehr des Adels von Geblüte als Gemüte rühmen können. Darumb lasset uns alles zuvor wol in unsern Gemüthe überlegen und erwegen. Jhr habt mehr Kinder/ hingegen ich diesen eintzigen Sohn; Wo Flo- retto übel gerathen solte/ so were meine gantze Hoffnung in diesem meinem hohen Alter dahin. Schlüge der euere auff die Seite: so könten die andern vielleicht desto besser gerathen. Drümb lasset uns fleißig zusehen/ daß wir hierinnen be- dachtsam gehen/ und uns nicht so geschwinde übernehmen; Denn gemeiniglich die letzten und wolerwogenen Gedancken die besten zu seyn pflegen. Mein Rath were nochmahl/ wir liessen die Sache/ weil wir ihnen noch nichts davon ge- sagt haben/ noch ein wenig anstehen/ sie seind noch unveraltert zu solchen Sachen. Ger- B ij
Kindern nach unſerm Tode laſſen koͤnnen. Vber diß/ iſt einem von ſchlechten Herkommen eine Zier- ligkeit und Wolſtand fuͤr andern was ſtatliches geſehen und begriffen zu haben; Wie vielmehr geziemet hohen Gemuͤthern ſo von hoͤhern Stam̃ und Stand entſproſſen/ dahin ſich zu bearbeiten/ nicht nur den bloſſen Nahmen ihrer Ahnen und Anherren/ ſondern auch derſelben ruhmdenck- liche Thaten/ Tugenden und Geſchickligkeiten an ſich zu nehmen. Vnd diß iſt eben der rechte Adel/ und die edle Ritterſchafft. Wiewol ſich bey dieſen Zeiten die meiſten mehr des Adels von Gebluͤte als Gemuͤte ruͤhmen koͤnnen. Darumb laſſet uns alles zuvor wol in unſern Gemuͤthe uͤberlegen und erwegen. Jhr habt mehr Kinder/ hingegen ich dieſen eintzigen Sohn; Wo Flo- retto uͤbel gerathen ſolte/ ſo were meine gantze Hoffnung in dieſem meinem hohen Alter dahin. Schluͤge der euere auff die Seite: ſo koͤnten die andern vielleicht deſto beſſer gerathen. Druͤmb laſſet uns fleißig zuſehen/ daß wir hierinnen be- dachtſam gehen/ und uns nicht ſo geſchwinde uͤbernehmen; Denn gemeiniglich die letzten und wolerwogenen Gedancken die beſten zu ſeyn pflegen. Mein Rath were nochmahl/ wir lieſſen die Sache/ weil wir ihnen noch nichts davon ge- ſagt haben/ noch ein wenig anſtehen/ ſie ſeind noch unveraltert zu ſolchen Sachen. Ger- B ij
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Kindern nach unſerm Tode laſſen koͤnnen. Vber
diß/ iſt einem von ſchlechten Herkommen eine Zier-
ligkeit und Wolſtand fuͤr andern was ſtatliches
geſehen und begriffen zu haben; Wie vielmehr
geziemet hohen Gemuͤthern ſo von hoͤhern Stam̃
und Stand entſproſſen/ dahin ſich zu bearbeiten/
nicht nur den bloſſen Nahmen ihrer Ahnen und
Anherren/ ſondern auch derſelben ruhmdenck-
liche Thaten/ Tugenden und Geſchickligkeiten an
ſich zu nehmen. Vnd diß iſt eben der rechte
Adel/ und die edle Ritterſchafft. Wiewol ſich
bey dieſen Zeiten die meiſten mehr des Adels von
Gebluͤte als Gemuͤte ruͤhmen koͤnnen. Darumb
laſſet uns alles zuvor wol in unſern Gemuͤthe
uͤberlegen und erwegen. Jhr habt mehr Kinder/
hingegen ich dieſen eintzigen Sohn; Wo Flo-
retto uͤbel gerathen ſolte/ ſo were meine gantze
Hoffnung in dieſem meinem hohen Alter dahin.
Schluͤge der euere auff die Seite: ſo koͤnten
die andern vielleicht deſto beſſer gerathen. Druͤmb
laſſet uns fleißig zuſehen/ daß wir hierinnen be-
dachtſam gehen/ und uns nicht ſo geſchwinde
uͤbernehmen; Denn gemeiniglich die letzten
und wolerwogenen Gedancken die beſten zu ſeyn
pflegen. Mein Rath were nochmahl/ wir lieſſen
die Sache/ weil wir ihnen noch nichts davon ge-
ſagt haben/ noch ein wenig anſtehen/ ſie ſeind noch
unveraltert zu ſolchen Sachen.
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