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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Ga Ge
Und den Kriegsklang (nicht den Friedens-
klang)
der Panzer um ihn!
Meß. 123 St. Klopst.

Dann werden wohl die Engel sich harnischen; denn
sie haben nicht so viel Muth, als unsere Helden,
die fast so nackend, als die Hand, ins Feuer
laufen. Wir glauben in aller Demuth, daß un-
ser, wie nenne ich ihn doch recht? unser mehr,
als Homer,
von der Feya aus vollen Trink-
hörnern des Saftes Odins getränket worden.

Was könnte anders, als ein übermenschliches We-
sen, einen so harten Rausch zuwegebringen?
Gott einen Schemel, wenn er gehen will, zu
geben, und die Engel harnischen zu lassen! Drum
wenn ihr von einer Heerschaar Engel redet: so
nennet sie die englischen Küraßierer, oder Pan-
zernen.

Gaukeln.

Vor diesem gaukelten Seiltänzer, und
Puppenspieler. Nun aber lassen die neueren
Alfern nicht nur ihre Geisterchen und ausge-
schaffene
Puppchen gaukeln; sie selber auch gau-
keln.
Siehe alle heilige oder gaukelnde Sän-
ger, oder Weltenmacher.

Gebährmutter.

Wir haben mit Bewunderung be-
merket, und glauben, daß alle neueren Dichter
oder Musen Accoucheurs und Hebeammen ge-
worden sind. Nach ihren saftigen Lieblingsfigu-
ren zu urtheilen, können wir getrost unsere Ba-
demütter
abschaffen, und wann unsere Weiber
im Kreißen liegen, geschwinde einen Dichter kom-
men lassen. Denn wer verstehet sich besser darauf

als
Ga Ge
Und den Kriegsklang (nicht den Friedens-
klang)
der Panzer um ihn!
Meß. 123 St. Klopſt.

Dann werden wohl die Engel ſich harniſchen; denn
ſie haben nicht ſo viel Muth, als unſere Helden,
die faſt ſo nackend, als die Hand, ins Feuer
laufen. Wir glauben in aller Demuth, daß un-
ſer, wie nenne ich ihn doch recht? unſer mehr,
als Homer,
von der Feya aus vollen Trink-
hoͤrnern des Saftes Odins getraͤnket worden.

Was koͤnnte anders, als ein uͤbermenſchliches We-
ſen, einen ſo harten Rauſch zuwegebringen?
Gott einen Schemel, wenn er gehen will, zu
geben, und die Engel harniſchen zu laſſen! Drum
wenn ihr von einer Heerſchaar Engel redet: ſo
nennet ſie die engliſchen Kuͤraßierer, oder Pan-
zernen.

Gaukeln.

Vor dieſem gaukelten Seiltaͤnzer, und
Puppenſpieler. Nun aber laſſen die neueren
Alfern nicht nur ihre Geiſterchen und ausge-
ſchaffene
Puppchen gaukeln; ſie ſelber auch gau-
keln.
Siehe alle heilige oder gaukelnde Saͤn-
ger, oder Weltenmacher.

Gebaͤhrmutter.

Wir haben mit Bewunderung be-
merket, und glauben, daß alle neueren Dichter
oder Muſen Accoucheurs und Hebeammen ge-
worden ſind. Nach ihren ſaftigen Lieblingsfigu-
ren zu urtheilen, koͤnnen wir getroſt unſere Ba-
demuͤtter
abſchaffen, und wann unſere Weiber
im Kreißen liegen, geſchwinde einen Dichter kom-
men laſſen. Denn wer verſtehet ſich beſſer darauf

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[158/0184] Ga Ge Und den Kriegsklang (nicht den Friedens- klang) der Panzer um ihn! Meß. 123 St. Klopſt. Dann werden wohl die Engel ſich harniſchen; denn ſie haben nicht ſo viel Muth, als unſere Helden, die faſt ſo nackend, als die Hand, ins Feuer laufen. Wir glauben in aller Demuth, daß un- ſer, wie nenne ich ihn doch recht? unſer mehr, als Homer, von der Feya aus vollen Trink- hoͤrnern des Saftes Odins getraͤnket worden. Was koͤnnte anders, als ein uͤbermenſchliches We- ſen, einen ſo harten Rauſch zuwegebringen? Gott einen Schemel, wenn er gehen will, zu geben, und die Engel harniſchen zu laſſen! Drum wenn ihr von einer Heerſchaar Engel redet: ſo nennet ſie die engliſchen Kuͤraßierer, oder Pan- zernen. Gaukeln. Vor dieſem gaukelten Seiltaͤnzer, und Puppenſpieler. Nun aber laſſen die neueren Alfern nicht nur ihre Geiſterchen und ausge- ſchaffene Puppchen gaukeln; ſie ſelber auch gau- keln. Siehe alle heilige oder gaukelnde Saͤn- ger, oder Weltenmacher. Gebaͤhrmutter. Wir haben mit Bewunderung be- merket, und glauben, daß alle neueren Dichter oder Muſen Accoucheurs und Hebeammen ge- worden ſind. Nach ihren ſaftigen Lieblingsfigu- ren zu urtheilen, koͤnnen wir getroſt unſere Ba- demuͤtter abſchaffen, und wann unſere Weiber im Kreißen liegen, geſchwinde einen Dichter kom- men laſſen. Denn wer verſtehet ſich beſſer darauf als

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/184>, abgerufen am 21.11.2024.