Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Le
denn wer ist es würdiger, als der laconische Herr
Magister?

Leidenschaft erobern.

Wir hoffen sie bald zu bela-
gern,
und Laufgraben davor zu eröffnen. Es
ist kein Scherz! Es verrichtet es ein klopstocki-
scher
Held von 18 Jahren.

"Du! (Klopstocks Muse!) die du die Seelen
mit heiligem Feuer begeisterst,
"Die du die Leidenschaften in reizenden
Stürmen eroberst! Held. Ged. auf
Klopst. Samml. Nicol. 160 S.

Sind das nicht reizende Stürme? Wohlan!
Wir wollen ehester Tages eine spröde Schöne klop-
stockisch reizend bestürmen.

Leutefreundlich;

denn leutselig ist veraltet.

-- "die lippen
"Yberflossen den maennern vom lob des
Zophenatpanahs,
"Der sich zu ihnen so leutefreundlich
heruntergelassen." Jac. u. Jos. 46 S.

Uns überflossen die Lippen auch vom Lobe Zo-
phenatbodmers, der sich zu schylern so
Dichterfreundlich heruntergelassen.

Leutselige Zähren;

es wird folglich wohl auch men-
schenfeindliche
geben. Hr. Klopstock weinet
jene leutselige Zähren, länglicht und eckicht,
nach Belieben. Wir bedauern nur seine Augen,
die von so vielem Weinen roth seyn müssen; wel-
ches auch ein Dichteraug in der Länge nicht aus-
halten kann. Wir warnen ihn von Amtswegen.

Denn

Le
denn wer iſt es wuͤrdiger, als der laconiſche Herr
Magiſter?

Leidenſchaft erobern.

Wir hoffen ſie bald zu bela-
gern,
und Laufgraben davor zu eroͤffnen. Es
iſt kein Scherz! Es verrichtet es ein klopſtocki-
ſcher
Held von 18 Jahren.

“Du! (Klopſtocks Muſe!) die du die Seelen
mit heiligem Feuer begeiſterſt,
“Die du die Leidenſchaften in reizenden
Stuͤrmen eroberſt! Held. Ged. auf
Klopſt. Samml. Nicol. 160 S.

Sind das nicht reizende Stuͤrme? Wohlan!
Wir wollen eheſter Tages eine ſproͤde Schoͤne klop-
ſtockiſch reizend beſtuͤrmen.

Leutefreundlich;

denn leutſelig iſt veraltet.

— “die lippen
“Yberfloſſen den mænnern vom lob des
Zophenatpanahs,
“Der ſich zu ihnen ſo leutefreundlich
heruntergelaſſen.” Jac. u. Joſ. 46 S.

Uns uͤberfloſſen die Lippen auch vom Lobe Zo-
phenatbodmers, der ſich zu ſchylern ſo
Dichterfreundlich heruntergelaſſen.

Leutſelige Zaͤhren;

es wird folglich wohl auch men-
ſchenfeindliche
geben. Hr. Klopſtock weinet
jene leutſelige Zaͤhren, laͤnglicht und eckicht,
nach Belieben. Wir bedauern nur ſeine Augen,
die von ſo vielem Weinen roth ſeyn muͤſſen; wel-
ches auch ein Dichteraug in der Laͤnge nicht aus-
halten kann. Wir warnen ihn von Amtswegen.

Denn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0296" n="270"/><fw place="top" type="header">Le</fw><lb/>
denn wer i&#x017F;t es wu&#x0364;rdiger, als der <hi rendition="#fr">laconi&#x017F;che Herr<lb/>
Magi&#x017F;ter?</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Leiden&#x017F;chaft erobern.</head>
            <p>Wir hoffen <hi rendition="#fr">&#x017F;ie</hi> bald zu <hi rendition="#fr">bela-<lb/>
gern,</hi> und <hi rendition="#fr">Laufgraben</hi> davor zu <hi rendition="#fr">ero&#x0364;ffnen.</hi> Es<lb/>
i&#x017F;t kein Scherz! Es verrichtet es ein <hi rendition="#fr">klop&#x017F;tocki-<lb/>
&#x017F;cher</hi> Held von 18 <hi rendition="#fr">Jahren.</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Du! (Klop&#x017F;tocks Mu&#x017F;e!) die du die Seelen<lb/><hi rendition="#et">mit heiligem Feuer begei&#x017F;ter&#x017F;t,</hi><lb/>
&#x201C;Die du die <hi rendition="#fr">Leiden&#x017F;chaften in reizenden<lb/><hi rendition="#et">Stu&#x0364;rmen erober&#x017F;t! Held. Ged. auf<lb/>
Klop&#x017F;t. Samml. Nicol. 160 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Sind das nicht <hi rendition="#fr">reizende Stu&#x0364;rme?</hi> Wohlan!<lb/>
Wir wollen ehe&#x017F;ter Tages eine &#x017F;pro&#x0364;de Scho&#x0364;ne <hi rendition="#fr">klop-<lb/>
&#x017F;tocki&#x017F;ch reizend be&#x017F;tu&#x0364;rmen.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Leutefreundlich;</hi> </hi> </head>
            <p>denn <hi rendition="#fr">leut&#x017F;elig</hi> i&#x017F;t veraltet.</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x2014; &#x201C;<hi rendition="#aq">die lippen<lb/>
&#x201C;Yberflo&#x017F;&#x017F;en den mænnern vom lob des<lb/><hi rendition="#et">Zophenatpanahs,</hi><lb/>
&#x201C;Der &#x017F;ich zu ihnen &#x017F;o <hi rendition="#i">leutefreundlich</hi><lb/><hi rendition="#et">heruntergela&#x017F;&#x017F;en.&#x201D; <hi rendition="#i">Jac. u. Jo&#x017F;. 46 S.</hi></hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p> <hi rendition="#fr">Uns u&#x0364;berflo&#x017F;&#x017F;en die Lippen auch vom Lobe</hi> <hi rendition="#aq">Zo-<lb/>
phenatbodmers, der &#x017F;ich zu &#x017F;chylern &#x017F;o<lb/><hi rendition="#i">Dichterfreundlich</hi> heruntergela&#x017F;&#x017F;en.</hi> </p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Leut&#x017F;elige Za&#x0364;hren;</head>
            <p>es wird folglich wohl auch <hi rendition="#fr">men-<lb/>
&#x017F;chenfeindliche</hi> geben. Hr. <hi rendition="#fr">Klop&#x017F;tock weinet</hi><lb/>
jene <hi rendition="#fr">leut&#x017F;elige Za&#x0364;hren, la&#x0364;nglicht</hi> und <hi rendition="#fr">eckicht,</hi><lb/>
nach Belieben. Wir bedauern nur &#x017F;eine Augen,<lb/>
die von &#x017F;o vielem <hi rendition="#fr">Weinen</hi> roth &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en; wel-<lb/>
ches auch ein <hi rendition="#fr">Dichteraug</hi> in der La&#x0364;nge nicht aus-<lb/>
halten kann. Wir warnen ihn von Amtswegen.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Denn</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[270/0296] Le denn wer iſt es wuͤrdiger, als der laconiſche Herr Magiſter? Leidenſchaft erobern. Wir hoffen ſie bald zu bela- gern, und Laufgraben davor zu eroͤffnen. Es iſt kein Scherz! Es verrichtet es ein klopſtocki- ſcher Held von 18 Jahren. “Du! (Klopſtocks Muſe!) die du die Seelen mit heiligem Feuer begeiſterſt, “Die du die Leidenſchaften in reizenden Stuͤrmen eroberſt! Held. Ged. auf Klopſt. Samml. Nicol. 160 S. Sind das nicht reizende Stuͤrme? Wohlan! Wir wollen eheſter Tages eine ſproͤde Schoͤne klop- ſtockiſch reizend beſtuͤrmen. Leutefreundlich; denn leutſelig iſt veraltet. — “die lippen “Yberfloſſen den mænnern vom lob des Zophenatpanahs, “Der ſich zu ihnen ſo leutefreundlich heruntergelaſſen.” Jac. u. Joſ. 46 S. Uns uͤberfloſſen die Lippen auch vom Lobe Zo- phenatbodmers, der ſich zu ſchylern ſo Dichterfreundlich heruntergelaſſen. Leutſelige Zaͤhren; es wird folglich wohl auch men- ſchenfeindliche geben. Hr. Klopſtock weinet jene leutſelige Zaͤhren, laͤnglicht und eckicht, nach Belieben. Wir bedauern nur ſeine Augen, die von ſo vielem Weinen roth ſeyn muͤſſen; wel- ches auch ein Dichteraug in der Laͤnge nicht aus- halten kann. Wir warnen ihn von Amtswegen. Denn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/296
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/296>, abgerufen am 23.11.2024.