Denn es schadet doch, wenn er sie auch gleich, die- se Thränen, einzeln weinet.
"Eine getreue leutselige Zähre, die seh' ich noch immer, "Netzte sein Antlitz; ich küßte sie auf; die seh' ich noch immer etc." "Ja! so sagt er, Dudaim. Und der ist unser Erlöser; "Durch den sind wir so selig: umarme mich, lie- ber Dudaim!" Offenb. St. Klopst. 30 S.
Wir nennen diese Wiederholungen die Jmmerfi- gur; oder die Dudaimsfigur: eine sehr un- schuldige Kinderfigur: auch, wie oben gesagt, das Kaninichen; indem ein Wort auf das andere hucket; und doch Worte bleiben. Der heilige Prophet besitzet eine ungemeine Stärke darinnen; und es kömmt uns vor, wie der letzte Ton aus ei- ner Sackpfeife, oder Schalumo, deutsch Schallmey, wo auch der letzte Ton ein Tön- chen höher nachschnarret, obgleich das Stück aus ist. Daher könnten wir diese Figur den Du- delsack nennen; da wäre St. Klopst. der stärkste Bockpfeifer.
Leyer.
Sollte wohl jemand eine Leyer in einer Of- fenbarung gesuchet haben? Wir finden und be- wundern sie, wie billig, in St. Klopstocks Ge- sichten, 159 S.
-- "Dich haben die Cedern, "Und am einsamen Ufer, die Bäche Jedidoth geweinet.
"Ach!
Le
Denn es ſchadet doch, wenn er ſie auch gleich, die- ſe Thraͤnen, einzeln weinet.
“Eine getreue leutſelige Zaͤhre, die ſeh’ ich noch immer, “Netzte ſein Antlitz; ich kuͤßte ſie auf; die ſeh’ ich noch immer ꝛc.” “Ja! ſo ſagt er, Dudaim. Und der iſt unſer Erloͤſer; “Durch den ſind wir ſo ſelig: umarme mich, lie- ber Dudaim!” Offenb. St. Klopſt. 30 S.
Wir nennen dieſe Wiederholungen die Jmmerfi- gur; oder die Dudaimsfigur: eine ſehr un- ſchuldige Kinderfigur: auch, wie oben geſagt, das Kaninichen; indem ein Wort auf das andere hucket; und doch Worte bleiben. Der heilige Prophet beſitzet eine ungemeine Staͤrke darinnen; und es koͤmmt uns vor, wie der letzte Ton aus ei- ner Sackpfeife, oder Schalumo, deutſch Schallmey, wo auch der letzte Ton ein Toͤn- chen hoͤher nachſchnarret, obgleich das Stuͤck aus iſt. Daher koͤnnten wir dieſe Figur den Du- delſack nennen; da waͤre St. Klopſt. der ſtaͤrkſte Bockpfeifer.
Leyer.
Sollte wohl jemand eine Leyer in einer Of- fenbarung geſuchet haben? Wir finden und be- wundern ſie, wie billig, in St. Klopſtocks Ge- ſichten, 159 S.
— “Dich haben die Cedern, “Und am einſamen Ufer, die Baͤche Jedidoth geweinet.
“Ach!
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0297"n="271"/><fwplace="top"type="header">Le</fw><lb/>
Denn es ſchadet doch, wenn er ſie auch gleich, die-<lb/>ſe <hirendition="#fr">Thraͤnen, einzeln</hi> weinet.</p><lb/><cit><quote>“<hirendition="#fr">Eine</hi> getreue <hirendition="#fr">leutſelige Zaͤhre, die ſeh’ ich<lb/><hirendition="#et">noch immer,</hi></hi><lb/>“Netzte ſein Antlitz; ich kuͤßte ſie auf; <hirendition="#fr">die ſeh’<lb/><hirendition="#et">ich noch immer ꝛc.”</hi></hi><lb/>“Ja! ſo ſagt er, <hirendition="#fr">Dudaim.</hi> Und der iſt unſer<lb/><hirendition="#et">Erloͤſer;</hi><lb/>“Durch den ſind wir ſo ſelig: umarme mich, lie-<lb/><hirendition="#et">ber <hirendition="#fr">Dudaim!</hi>”<lb/><hirendition="#fr">Offenb. St. Klopſt. 30 S.</hi></hi></quote><bibl/></cit><lb/><p>Wir nennen dieſe Wiederholungen die <hirendition="#fr">Jmmerfi-<lb/>
gur;</hi> oder die <hirendition="#fr">Dudaimsfigur:</hi> eine ſehr <hirendition="#fr">un-<lb/>ſchuldige Kinderfigur:</hi> auch, wie oben geſagt,<lb/>
das <hirendition="#fr">Kaninichen;</hi> indem ein Wort auf das andere<lb/>
hucket; und doch Worte bleiben. Der <hirendition="#fr">heilige<lb/>
Prophet</hi> beſitzet eine ungemeine Staͤrke darinnen;<lb/>
und es koͤmmt uns vor, wie der letzte Ton aus ei-<lb/>
ner <hirendition="#fr">Sackpfeife,</hi> oder <hirendition="#fr">Schalumo,</hi> deutſch<lb/><hirendition="#fr">Schallmey,</hi> wo auch der letzte Ton <hirendition="#fr">ein Toͤn-<lb/>
chen hoͤher</hi> nachſchnarret, obgleich das Stuͤck<lb/>
aus iſt. Daher koͤnnten wir dieſe Figur den <hirendition="#fr">Du-<lb/>
delſack</hi> nennen; da waͤre <hirendition="#fr">St. Klopſt.</hi> der ſtaͤrkſte<lb/><hirendition="#fr">Bockpfeifer.</hi></p></div><lb/><divn="3"><head>Leyer.</head><p>Sollte wohl jemand eine <hirendition="#fr">Leyer</hi> in einer <hirendition="#fr">Of-<lb/>
fenbarung</hi> geſuchet haben? Wir finden und be-<lb/>
wundern ſie, wie billig, in <hirendition="#fr">St. Klopſtocks Ge-<lb/>ſichten, 159 S.</hi></p><lb/><cit><quote>—“<hirendition="#fr">Dich</hi> haben die <hirendition="#fr">Cedern,</hi><lb/>“Und am einſamen Ufer, die <hirendition="#fr">Baͤche</hi> Jedidoth<lb/><hirendition="#et"><hirendition="#fr">geweinet.</hi></hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch">“Ach!</fw><lb/></quote></cit></div></div></div></body></text></TEI>
[271/0297]
Le
Denn es ſchadet doch, wenn er ſie auch gleich, die-
ſe Thraͤnen, einzeln weinet.
“Eine getreue leutſelige Zaͤhre, die ſeh’ ich
noch immer,
“Netzte ſein Antlitz; ich kuͤßte ſie auf; die ſeh’
ich noch immer ꝛc.”
“Ja! ſo ſagt er, Dudaim. Und der iſt unſer
Erloͤſer;
“Durch den ſind wir ſo ſelig: umarme mich, lie-
ber Dudaim!”
Offenb. St. Klopſt. 30 S.
Wir nennen dieſe Wiederholungen die Jmmerfi-
gur; oder die Dudaimsfigur: eine ſehr un-
ſchuldige Kinderfigur: auch, wie oben geſagt,
das Kaninichen; indem ein Wort auf das andere
hucket; und doch Worte bleiben. Der heilige
Prophet beſitzet eine ungemeine Staͤrke darinnen;
und es koͤmmt uns vor, wie der letzte Ton aus ei-
ner Sackpfeife, oder Schalumo, deutſch
Schallmey, wo auch der letzte Ton ein Toͤn-
chen hoͤher nachſchnarret, obgleich das Stuͤck
aus iſt. Daher koͤnnten wir dieſe Figur den Du-
delſack nennen; da waͤre St. Klopſt. der ſtaͤrkſte
Bockpfeifer.
Leyer. Sollte wohl jemand eine Leyer in einer Of-
fenbarung geſuchet haben? Wir finden und be-
wundern ſie, wie billig, in St. Klopſtocks Ge-
ſichten, 159 S.
— “Dich haben die Cedern,
“Und am einſamen Ufer, die Baͤche Jedidoth
geweinet.
“Ach!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/297>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.