Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
Le Li
"Ach! dich haben, in Schleyer gehüllt, auf
die Leyer herunter,

"Deiner Töchter jungfräuliche Thränen,
o! Sumith! geweinet.

Was für Wunderwerke! da sehen wir Cedern und
Bäche, in Schleyer verhüllte Jungfernthrä-
nen,
und in Hosen verwickelte Junggesellen-
thränen weinen; weinen,
ach! weinen auf
die Leyer herunter: wir wollen sie wieder herauf
lachen!

Lenden.

Nach der neuen und heiligen Hebam-
menkunst gebähren
die Männer, und die Wei-
ber zeugen:
ein niedlicher Tausch, der eben
darum schön ist, weil es nicht wahr ist.

"Einen zahlreichen trupp aus deinen len-
den gebohren." Jac. u. Jos. 15 S.

So ist das Wort Truppen auch deutsch! und
recht sehr deutsch.

Licht.

Ein zwingend Licht ist ein ungemeines
Licht;
bald wird man auch ein fechtend Licht sa-
gen. Denn so singen Se. Unsterblichkeit:

O! Schönheit! für den Geist gezieret,
Wen einst dein zwingend Licht gerühret,
Bleibt keinem mindern Gute treu.
Haller, 129 S.

Hier ist 1. künstlich der ausgelassen: denn eine
Figur, die viel Unglück anrichtet, und vielen Ver-
sen bald den Kopf, bald den Bauch, bald den
Schwanz kostet, glänzet hier in ihrer Größe. 2.
ist die Treue zu bewundern; denn einem Gute
treu bleiben,
ist eine unvergleichliche Redensart.

Lichter.
Le Li
“Ach! dich haben, in Schleyer gehuͤllt, auf
die Leyer herunter,

“Deiner Toͤchter jungfraͤuliche Thraͤnen,
o! Sumith! geweinet.

Was fuͤr Wunderwerke! da ſehen wir Cedern und
Baͤche, in Schleyer verhuͤllte Jungfernthraͤ-
nen,
und in Hoſen verwickelte Junggeſellen-
thraͤnen weinen; weinen,
ach! weinen auf
die Leyer herunter: wir wollen ſie wieder herauf
lachen!

Lenden.

Nach der neuen und heiligen Hebam-
menkunſt gebaͤhren
die Maͤnner, und die Wei-
ber zeugen:
ein niedlicher Tauſch, der eben
darum ſchoͤn iſt, weil es nicht wahr iſt.

Einen zahlreichen trupp aus deinen len-
den gebohren.” Jac. u. Joſ. 15 S.

So iſt das Wort Truppen auch deutſch! und
recht ſehr deutſch.

Licht.

Ein zwingend Licht iſt ein ungemeines
Licht;
bald wird man auch ein fechtend Licht ſa-
gen. Denn ſo ſingen Se. Unſterblichkeit:

O! Schoͤnheit! fuͤr den Geiſt gezieret,
Wen einſt dein zwingend Licht geruͤhret,
Bleibt keinem mindern Gute treu.
Haller, 129 S.

Hier iſt 1. kuͤnſtlich der ausgelaſſen: denn eine
Figur, die viel Ungluͤck anrichtet, und vielen Ver-
ſen bald den Kopf, bald den Bauch, bald den
Schwanz koſtet, glaͤnzet hier in ihrer Groͤße. 2.
iſt die Treue zu bewundern; denn einem Gute
treu bleiben,
iſt eine unvergleichliche Redensart.

Lichter.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <cit>
              <quote><pb facs="#f0298" n="272"/><fw place="top" type="header">Le Li</fw><lb/>
&#x201C;Ach! dich haben, in <hi rendition="#fr">Schleyer gehu&#x0364;llt, auf<lb/><hi rendition="#et">die Leyer herunter,</hi></hi><lb/>
&#x201C;Deiner To&#x0364;chter <hi rendition="#fr">jungfra&#x0364;uliche Thra&#x0364;nen,</hi><lb/><hi rendition="#et">o! Sumith! <hi rendition="#fr">geweinet.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Was fu&#x0364;r Wunderwerke! da &#x017F;ehen wir <hi rendition="#fr">Cedern</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Ba&#x0364;che,</hi> in <hi rendition="#fr">Schleyer verhu&#x0364;llte Jungfernthra&#x0364;-<lb/>
nen,</hi> und <hi rendition="#fr">in Ho&#x017F;en verwickelte Jungge&#x017F;ellen-<lb/>
thra&#x0364;nen weinen; weinen,</hi> ach! <hi rendition="#fr">weinen</hi> auf<lb/><hi rendition="#fr">die Leyer herunter:</hi> wir wollen &#x017F;ie wieder <hi rendition="#fr">herauf<lb/>
lachen!</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Lenden.</hi> </hi> </head>
            <p>Nach der neuen und <hi rendition="#fr">heiligen Hebam-<lb/>
menkun&#x017F;t geba&#x0364;hren</hi> die <hi rendition="#fr">Ma&#x0364;nner,</hi> und die <hi rendition="#fr">Wei-<lb/>
ber zeugen:</hi> ein niedlicher Tau&#x017F;ch, der eben<lb/>
darum &#x017F;cho&#x0364;n i&#x017F;t, weil es nicht wahr i&#x017F;t.</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;<hi rendition="#aq">Einen zahlreichen <hi rendition="#i">trupp</hi> aus deinen <hi rendition="#i">len-<lb/><hi rendition="#et">den gebohren.&#x201D; Jac. u. Jo&#x017F;. 15 S.</hi></hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>So i&#x017F;t das Wort <hi rendition="#fr">Truppen</hi> auch <hi rendition="#fr">deut&#x017F;ch!</hi> und<lb/>
recht &#x017F;ehr <hi rendition="#fr">deut&#x017F;ch.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Licht.</head>
            <p>Ein <hi rendition="#fr">zwingend Licht</hi> i&#x017F;t ein <hi rendition="#fr">ungemeines<lb/>
Licht;</hi> bald wird man auch ein <hi rendition="#fr">fechtend Licht</hi> &#x017F;a-<lb/>
gen. Denn &#x017F;o &#x017F;ingen <hi rendition="#fr">Se. Un&#x017F;terblichkeit:</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>O! Scho&#x0364;nheit! fu&#x0364;r den Gei&#x017F;t gezieret,<lb/><hi rendition="#fr">Wen</hi> ein&#x017F;t dein <hi rendition="#fr">zwingend</hi> Licht geru&#x0364;hret,<lb/><hi rendition="#fr">Bleibt keinem mindern Gute treu.<lb/><hi rendition="#et">Haller, 129 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Hier i&#x017F;t 1. ku&#x0364;n&#x017F;tlich <hi rendition="#fr">der</hi> ausgela&#x017F;&#x017F;en: denn eine<lb/>
Figur, die viel Unglu&#x0364;ck anrichtet, und vielen Ver-<lb/>
&#x017F;en bald den Kopf, bald den Bauch, bald den<lb/>
Schwanz ko&#x017F;tet, gla&#x0364;nzet hier in ihrer Gro&#x0364;ße. 2.<lb/>
i&#x017F;t die <hi rendition="#fr">Treue</hi> zu bewundern; denn einem <hi rendition="#fr">Gute<lb/>
treu bleiben,</hi> i&#x017F;t eine unvergleichliche Redensart.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Lichter.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[272/0298] Le Li “Ach! dich haben, in Schleyer gehuͤllt, auf die Leyer herunter, “Deiner Toͤchter jungfraͤuliche Thraͤnen, o! Sumith! geweinet. Was fuͤr Wunderwerke! da ſehen wir Cedern und Baͤche, in Schleyer verhuͤllte Jungfernthraͤ- nen, und in Hoſen verwickelte Junggeſellen- thraͤnen weinen; weinen, ach! weinen auf die Leyer herunter: wir wollen ſie wieder herauf lachen! Lenden. Nach der neuen und heiligen Hebam- menkunſt gebaͤhren die Maͤnner, und die Wei- ber zeugen: ein niedlicher Tauſch, der eben darum ſchoͤn iſt, weil es nicht wahr iſt. “Einen zahlreichen trupp aus deinen len- den gebohren.” Jac. u. Joſ. 15 S. So iſt das Wort Truppen auch deutſch! und recht ſehr deutſch. Licht. Ein zwingend Licht iſt ein ungemeines Licht; bald wird man auch ein fechtend Licht ſa- gen. Denn ſo ſingen Se. Unſterblichkeit: O! Schoͤnheit! fuͤr den Geiſt gezieret, Wen einſt dein zwingend Licht geruͤhret, Bleibt keinem mindern Gute treu. Haller, 129 S. Hier iſt 1. kuͤnſtlich der ausgelaſſen: denn eine Figur, die viel Ungluͤck anrichtet, und vielen Ver- ſen bald den Kopf, bald den Bauch, bald den Schwanz koſtet, glaͤnzet hier in ihrer Groͤße. 2. iſt die Treue zu bewundern; denn einem Gute treu bleiben, iſt eine unvergleichliche Redensart. Lichter.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/298
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/298>, abgerufen am 22.11.2024.