"Neuton hat erst des Lichts verschiedene Fa- den getrennet, "Als er ihm in den lichten Meander der Mischung gefolget. Noah, 410 S.
Da sehen wir, 1. wie das Licht als ein Gebind Garn verwickelt gewesen; und dann 2. wie Neu- ton dem Meander, nämlich dem Faden, nach- gelaufen ist. Man darf diese Redensart nur sinnlich machen, und das Bild, wovon sie genom- men worden, malen: so haben wir den wahren Begriff davon, und ein Mittel, die Richtigkeit jeder Figur zu bestimmen. Man siehet wohl, daß der Herr Rath den Milton, aber nicht des Zuschauers 595 Stück übersetzet hat. So kann weiter ein Tapezierer sagen: einen Mäan- der weben:
-- -- "Noch hat der Gott, der die Schi- ckungen lenket, "Keinen Mäander, der unerforschbar sey, hier hingewebet. Noah, 284 S.
Man stelle sich, nach obiger Regel, Gott als ei- nen Leinweber vor, der an einem Weberstuhle si- tzet, und webet: so hat man diesen Mäander erforschet. Wir könnten noch mehrere Mäan- der in den Offenb. St. Klopstocks finden; unsere Leser möchten aber über so viele Schönheiten gar zu entzücket werden, daß sie den übrigen Mäandern unserer neologischen Tiefen ihre Aufmerksamkeit nicht gönnen mochten. Wir eilen daher zu dem Beywörtelein
Mean-
Me
tzet werden. So kann zum Exempel ein Maler reden:
“Neuton hat erſt des Lichts verſchiedene Fa- den getrennet, “Als er ihm in den lichten Meander der Miſchung gefolget. Noah, 410 S.
Da ſehen wir, 1. wie das Licht als ein Gebind Garn verwickelt geweſen; und dann 2. wie Neu- ton dem Meander, naͤmlich dem Faden, nach- gelaufen iſt. Man darf dieſe Redensart nur ſinnlich machen, und das Bild, wovon ſie genom- men worden, malen: ſo haben wir den wahren Begriff davon, und ein Mittel, die Richtigkeit jeder Figur zu beſtimmen. Man ſiehet wohl, daß der Herr Rath den Milton, aber nicht des Zuſchauers 595 Stuͤck uͤberſetzet hat. So kann weiter ein Tapezierer ſagen: einen Maͤan- der weben:
— — “Noch hat der Gott, der die Schi- ckungen lenket, “Keinen Maͤander, der unerforſchbar ſey, hier hingewebet. Noah, 284 S.
Man ſtelle ſich, nach obiger Regel, Gott als ei- nen Leinweber vor, der an einem Weberſtuhle ſi- tzet, und webet: ſo hat man dieſen Maͤander erforſchet. Wir koͤnnten noch mehrere Maͤan- der in den Offenb. St. Klopſtocks finden; unſere Leſer moͤchten aber uͤber ſo viele Schoͤnheiten gar zu entzuͤcket werden, daß ſie den uͤbrigen Maͤandern unſerer neologiſchen Tiefen ihre Aufmerkſamkeit nicht goͤnnen mochten. Wir eilen daher zu dem Beywoͤrtelein
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“Als er ihm in den lichten Meander der
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Da ſehen wir, 1. wie das Licht als ein Gebind
Garn verwickelt geweſen; und dann 2. wie Neu-
ton dem Meander, naͤmlich dem Faden, nach-
gelaufen iſt. Man darf dieſe Redensart nur
ſinnlich machen, und das Bild, wovon ſie genom-
men worden, malen: ſo haben wir den wahren
Begriff davon, und ein Mittel, die Richtigkeit
jeder Figur zu beſtimmen. Man ſiehet wohl,
daß der Herr Rath den Milton, aber nicht
des Zuſchauers 595 Stuͤck uͤberſetzet hat. So
kann weiter ein Tapezierer ſagen: einen Maͤan-
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— — “Noch hat der Gott, der die Schi-
ckungen lenket,
“Keinen Maͤander, der unerforſchbar ſey,
hier hingewebet. Noah, 284 S.
Man ſtelle ſich, nach obiger Regel, Gott als ei-
nen Leinweber vor, der an einem Weberſtuhle ſi-
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erforſchet. Wir koͤnnten noch mehrere Maͤan-
der in den Offenb. St. Klopſtocks finden;
unſere Leſer moͤchten aber uͤber ſo viele Schoͤnheiten
gar zu entzuͤcket werden, daß ſie den uͤbrigen
Maͤandern unſerer neologiſchen Tiefen ihre
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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/316>, abgerufen am 22.11.2024.
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