Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Mo
"von großen Gemüthsgaben verdieneten allein
"gehangen zu werden." Wir wollen so grau-
sam nicht seyn; doch sagen wir, "daß Dichter
"von großer Einbildungskraft allein verdienen
"eingesperret zu werden, wenn sie dieselbe übel
"anwenden." Die größesten Thorheiten, die
ärgsten Schnitzer, werden durch die äusserliche
Schminke, die ein falscher Witz ihnen zu geben
weis, schön: daß unvorsichtige Gemüther sich in
die Farbe vergaffen, ehe sie wissen, daß es
Schminke ist. Ja, gebet mir sechs Gelehrte, die
ich überreden kann, daß undeutsch schreiben und
Schnitzern schön ist: so wird es ganz Deutsch-
land zur Hoheit zählen.

Mizren

heißt in der Bodmerischen Erdbeschrei-
bung
die Aegyptier; also Mizraim das Land,
und mizraimisch ägyptisch.

"Von den grenzen des Nils und der
Mizren zuryke gekommen.
Jac. u. Jos.
u. mehr.
Monaden.

Diese fehleten noch im Nimrod, und
können mit den Atomen einen ungemeinen Glanz
einer biblischen Epopöe ertheilen: ginge es nicht
an, die vorher bestimmte Harmonie des Hn.
von Leibnitz
darinn einzuflechten; z. E. in der
Hexe von Endor?

"Ein heftig Entsetzen durchdrang Satans
subtilste Monaden. Nimr. 439 S.

Wir haben geglaubt: ein Geist bestünde nur aus
einer Monade; ein Körper hingegen aus mehre-
ren; wir haben es geglaubt und geirret; denn wie

wir

Mo
“von großen Gemuͤthsgaben verdieneten allein
“gehangen zu werden.” Wir wollen ſo grau-
ſam nicht ſeyn; doch ſagen wir, “daß Dichter
“von großer Einbildungskraft allein verdienen
“eingeſperret zu werden, wenn ſie dieſelbe uͤbel
“anwenden.” Die groͤßeſten Thorheiten, die
aͤrgſten Schnitzer, werden durch die aͤuſſerliche
Schminke, die ein falſcher Witz ihnen zu geben
weis, ſchoͤn: daß unvorſichtige Gemuͤther ſich in
die Farbe vergaffen, ehe ſie wiſſen, daß es
Schminke iſt. Ja, gebet mir ſechs Gelehrte, die
ich uͤberreden kann, daß undeutſch ſchreiben und
Schnitzern ſchoͤn iſt: ſo wird es ganz Deutſch-
land zur Hoheit zaͤhlen.

Mizren

heißt in der Bodmeriſchen Erdbeſchrei-
bung
die Aegyptier; alſo Mizraim das Land,
und mizraimiſch aͤgyptiſch.

Von den grenzen des Nils und der
Mizren zuryke gekommen.
Jac. u. Joſ.
u. mehr.
Monaden.

Dieſe fehleten noch im Nimrod, und
koͤnnen mit den Atomen einen ungemeinen Glanz
einer bibliſchen Epopoͤe ertheilen: ginge es nicht
an, die vorher beſtimmte Harmonie des Hn.
von Leibnitz
darinn einzuflechten; z. E. in der
Hexe von Endor?

“Ein heftig Entſetzen durchdrang Satans
ſubtilſte Monaden. Nimr. 439 S.

Wir haben geglaubt: ein Geiſt beſtuͤnde nur aus
einer Monade; ein Koͤrper hingegen aus mehre-
ren; wir haben es geglaubt und geirret; denn wie

wir
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0330" n="304"/><fw place="top" type="header">Mo</fw><lb/>
&#x201C;von großen Gemu&#x0364;thsgaben verdieneten allein<lb/>
&#x201C;gehangen zu werden.&#x201D; Wir wollen &#x017F;o grau-<lb/>
&#x017F;am nicht &#x017F;eyn; doch &#x017F;agen wir, &#x201C;daß Dichter<lb/>
&#x201C;von großer Einbildungskraft allein verdienen<lb/>
&#x201C;einge&#x017F;perret zu werden, wenn &#x017F;ie die&#x017F;elbe u&#x0364;bel<lb/>
&#x201C;anwenden.&#x201D; Die gro&#x0364;ße&#x017F;ten Thorheiten, die<lb/>
a&#x0364;rg&#x017F;ten Schnitzer, werden durch die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche<lb/>
Schminke, die ein fal&#x017F;cher Witz ihnen zu geben<lb/>
weis, &#x017F;cho&#x0364;n: daß unvor&#x017F;ichtige Gemu&#x0364;ther &#x017F;ich in<lb/>
die Farbe vergaffen, ehe &#x017F;ie wi&#x017F;&#x017F;en, daß es<lb/>
Schminke i&#x017F;t. Ja, gebet mir &#x017F;echs Gelehrte, die<lb/>
ich u&#x0364;berreden kann, <hi rendition="#fr">daß undeut&#x017F;ch &#x017F;chreiben und<lb/>
Schnitzern &#x017F;cho&#x0364;n i&#x017F;t: &#x017F;o wird es ganz Deut&#x017F;ch-<lb/>
land zur Hoheit za&#x0364;hlen.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Mizren</head>
            <p>heißt in der <hi rendition="#fr">Bodmeri&#x017F;chen Erdbe&#x017F;chrei-<lb/>
bung</hi> die <hi rendition="#fr">Aegyptier;</hi> al&#x017F;o <hi rendition="#fr">Mizraim</hi> das Land,<lb/>
und <hi rendition="#fr">mizraimi&#x017F;ch a&#x0364;gypti&#x017F;ch.</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;<hi rendition="#aq">Von den grenzen des <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Nils</hi></hi> und der</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Mizren</hi></hi> zuryke gekommen.<lb/><hi rendition="#i">Jac. u. Jo&#x017F;.</hi></hi> u. mehr.</hi></quote>
              <bibl/>
            </cit>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Monaden.</head>
            <p>Die&#x017F;e fehleten noch im <hi rendition="#fr">Nimrod,</hi> und<lb/>
ko&#x0364;nnen mit den <hi rendition="#fr">Atomen</hi> einen ungemeinen Glanz<lb/>
einer <hi rendition="#fr">bibli&#x017F;chen Epopo&#x0364;e</hi> ertheilen: ginge es nicht<lb/>
an, die <hi rendition="#fr">vorher be&#x017F;timmte Harmonie des Hn.<lb/>
von Leibnitz</hi> darinn einzuflechten; z. E. in der<lb/><hi rendition="#fr">Hexe von Endor?</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Ein heftig Ent&#x017F;etzen durchdrang <hi rendition="#fr">Satans<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ubtil&#x017F;te Monaden. Nimr. 439 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Wir haben geglaubt: ein Gei&#x017F;t be&#x017F;tu&#x0364;nde nur aus<lb/>
einer <hi rendition="#fr">Monade;</hi> ein Ko&#x0364;rper hingegen aus mehre-<lb/>
ren; wir haben es geglaubt und geirret; denn wie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wir</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[304/0330] Mo “von großen Gemuͤthsgaben verdieneten allein “gehangen zu werden.” Wir wollen ſo grau- ſam nicht ſeyn; doch ſagen wir, “daß Dichter “von großer Einbildungskraft allein verdienen “eingeſperret zu werden, wenn ſie dieſelbe uͤbel “anwenden.” Die groͤßeſten Thorheiten, die aͤrgſten Schnitzer, werden durch die aͤuſſerliche Schminke, die ein falſcher Witz ihnen zu geben weis, ſchoͤn: daß unvorſichtige Gemuͤther ſich in die Farbe vergaffen, ehe ſie wiſſen, daß es Schminke iſt. Ja, gebet mir ſechs Gelehrte, die ich uͤberreden kann, daß undeutſch ſchreiben und Schnitzern ſchoͤn iſt: ſo wird es ganz Deutſch- land zur Hoheit zaͤhlen. Mizren heißt in der Bodmeriſchen Erdbeſchrei- bung die Aegyptier; alſo Mizraim das Land, und mizraimiſch aͤgyptiſch. “Von den grenzen des Nils und der Mizren zuryke gekommen. Jac. u. Joſ. u. mehr. Monaden. Dieſe fehleten noch im Nimrod, und koͤnnen mit den Atomen einen ungemeinen Glanz einer bibliſchen Epopoͤe ertheilen: ginge es nicht an, die vorher beſtimmte Harmonie des Hn. von Leibnitz darinn einzuflechten; z. E. in der Hexe von Endor? “Ein heftig Entſetzen durchdrang Satans ſubtilſte Monaden. Nimr. 439 S. Wir haben geglaubt: ein Geiſt beſtuͤnde nur aus einer Monade; ein Koͤrper hingegen aus mehre- ren; wir haben es geglaubt und geirret; denn wie wir

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/330
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/330>, abgerufen am 22.11.2024.