Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Ve
wir husten, wann wir roth werden, und uns
schämen.

Verscheucht sitzen.

Wenn man sitzet, so sitzet
man; und wann man verscheuchet wird: so läu-
fet man. Herr Oest aber sitzet, wann er ver-
scheuchet
wird.

"Er sitzt verscheucht; u. da er denket: Gott
sey nicht weise, noch gut;
"So schlägt sein Blut.
Brem. Ged. 50 S.

Wenn Gott weise ist: so wird er auch gut seyn;
noch ist also ein Anticlimax. Siehe Antilon-
gin, 98 S.

Verschwistert.

Der Leser merke!

"Und merke dir die Einigkeit u. Zwietracht
"Der Körper u. erlerne deinen Ursprung:
"Denn halb ist dir das Sichtbare verschwi-
stert. Brem. Ged. 10 S.

Jst das nicht ein wohl angebrachtes denn? Das
Sichtbare ist demnach meine Halbschwester,
und ich und Herr Oest ihr Halbbruder; und
Einigkeit und Zwietracht unser Stiefpapa.

Verstand.

Dem Verstande die nöthige Wär-
me verleihen;
das heißt, Gedanken brüten.

"Wem ich unverständlich bin: (wahrhaftig der
"ganzen Welt!
) der wird fortlesen müssen,
"bis er aus der neunten Ode, S. 77. eine Ge-
"sellschaft hat kennen lernen vereinter Musen:
"An Deutschlands Gränzen gegen Norden,
wo sie der Bataver erblickt,
"Fast
E e 3

Ve
wir huſten, wann wir roth werden, und uns
ſchaͤmen.

Verſcheucht ſitzen.

Wenn man ſitzet, ſo ſitzet
man; und wann man verſcheuchet wird: ſo laͤu-
fet man. Herr Oeſt aber ſitzet, wann er ver-
ſcheuchet
wird.

“Er ſitzt verſcheucht; u. da er denket: Gott
ſey nicht weiſe, noch gut;
“So ſchlaͤgt ſein Blut.
Brem. Ged. 50 S.

Wenn Gott weiſe iſt: ſo wird er auch gut ſeyn;
noch iſt alſo ein Anticlimax. Siehe Antilon-
gin, 98 S.

Verſchwiſtert.

Der Leſer merke!

“Und merke dir die Einigkeit u. Zwietracht
“Der Koͤrper u. erlerne deinen Urſprung:
Denn halb iſt dir das Sichtbare verſchwi-
ſtert. Brem. Ged. 10 S.

Jſt das nicht ein wohl angebrachtes denn? Das
Sichtbare iſt demnach meine Halbſchweſter,
und ich und Herr Oeſt ihr Halbbruder; und
Einigkeit und Zwietracht unſer Stiefpapa.

Verſtand.

Dem Verſtande die noͤthige Waͤr-
me verleihen;
das heißt, Gedanken bruͤten.

“Wem ich unverſtaͤndlich bin: (wahrhaftig der
“ganzen Welt!
) der wird fortleſen muͤſſen,
“bis er aus der neunten Ode, S. 77. eine Ge-
“ſellſchaft hat kennen lernen vereinter Muſen:
“An Deutſchlands Graͤnzen gegen Norden,
wo ſie der Bataver erblickt,
“Faſt
E e 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0463" n="437"/><fw place="top" type="header">Ve</fw><lb/>
wir <hi rendition="#fr">hu&#x017F;ten,</hi> wann wir roth werden, und uns<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;cha&#x0364;men.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Ver&#x017F;cheucht &#x017F;itzen.</head>
            <p>Wenn man &#x017F;itzet, &#x017F;o &#x017F;itzet<lb/>
man; und wann man <hi rendition="#fr">ver&#x017F;cheuchet</hi> wird: &#x017F;o la&#x0364;u-<lb/>
fet man. <hi rendition="#fr">Herr Oe&#x017F;t</hi> aber <hi rendition="#fr">&#x017F;itzet,</hi> wann er <hi rendition="#fr">ver-<lb/>
&#x017F;cheuchet</hi> wird.</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Er &#x017F;itzt <hi rendition="#fr">ver&#x017F;cheucht;</hi> u. da er denket: Gott<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ey nicht wei&#x017F;e, <hi rendition="#fr">noch</hi> gut;<lb/>
&#x201C;So &#x017F;chla&#x0364;gt &#x017F;ein Blut.<lb/><hi rendition="#fr">Brem. Ged. 50 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Wenn Gott <hi rendition="#fr">wei&#x017F;e</hi> i&#x017F;t: &#x017F;o wird er auch <hi rendition="#fr">gut</hi> &#x017F;eyn;<lb/><hi rendition="#fr">noch</hi> i&#x017F;t al&#x017F;o ein <hi rendition="#fr">Anticlimax. Siehe Antilon-<lb/>
gin, 98 S.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Ver&#x017F;chwi&#x017F;tert.</head>
            <p>Der Le&#x017F;er merke!</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Und merke dir die <hi rendition="#fr">Einigkeit</hi> u. <hi rendition="#fr">Zwietracht</hi><lb/>
&#x201C;Der Ko&#x0364;rper u. erlerne deinen Ur&#x017F;prung:<lb/>
&#x201C;<hi rendition="#fr">Denn</hi> halb i&#x017F;t dir das <hi rendition="#fr">Sichtbare ver&#x017F;chwi-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;tert. Brem. Ged. 10 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>J&#x017F;t das nicht ein wohl angebrachtes <hi rendition="#fr">denn?</hi> Das<lb/><hi rendition="#fr">Sichtbare</hi> i&#x017F;t demnach meine <hi rendition="#fr">Halb&#x017F;chwe&#x017F;ter,</hi><lb/>
und <hi rendition="#fr">ich</hi> und <hi rendition="#fr">Herr Oe&#x017F;t</hi> ihr <hi rendition="#fr">Halbbruder;</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Einigkeit</hi> und <hi rendition="#fr">Zwietracht</hi> un&#x017F;er <hi rendition="#fr">Stiefpapa.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Ver&#x017F;tand.</head>
            <p>Dem <hi rendition="#fr">Ver&#x017F;tande die no&#x0364;thige Wa&#x0364;r-<lb/>
me verleihen;</hi> das heißt, <hi rendition="#fr">Gedanken bru&#x0364;ten.</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Wem ich unver&#x017F;ta&#x0364;ndlich bin: (<hi rendition="#fr">wahrhaftig der<lb/>
&#x201C;ganzen Welt!</hi>) der wird fortle&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
&#x201C;bis er aus der <hi rendition="#fr">neunten Ode, S.</hi> 77. eine Ge-<lb/>
&#x201C;&#x017F;ell&#x017F;chaft hat kennen lernen vereinter Mu&#x017F;en:<lb/>
&#x201C;An Deut&#x017F;chlands Gra&#x0364;nzen gegen Norden,<lb/><hi rendition="#et">wo &#x017F;ie der Bataver erblickt,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E e 3</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x201C;Fa&#x017F;t</fw><lb/></quote>
            </cit>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[437/0463] Ve wir huſten, wann wir roth werden, und uns ſchaͤmen. Verſcheucht ſitzen. Wenn man ſitzet, ſo ſitzet man; und wann man verſcheuchet wird: ſo laͤu- fet man. Herr Oeſt aber ſitzet, wann er ver- ſcheuchet wird. “Er ſitzt verſcheucht; u. da er denket: Gott ſey nicht weiſe, noch gut; “So ſchlaͤgt ſein Blut. Brem. Ged. 50 S. Wenn Gott weiſe iſt: ſo wird er auch gut ſeyn; noch iſt alſo ein Anticlimax. Siehe Antilon- gin, 98 S. Verſchwiſtert. Der Leſer merke! “Und merke dir die Einigkeit u. Zwietracht “Der Koͤrper u. erlerne deinen Urſprung: “Denn halb iſt dir das Sichtbare verſchwi- ſtert. Brem. Ged. 10 S. Jſt das nicht ein wohl angebrachtes denn? Das Sichtbare iſt demnach meine Halbſchweſter, und ich und Herr Oeſt ihr Halbbruder; und Einigkeit und Zwietracht unſer Stiefpapa. Verſtand. Dem Verſtande die noͤthige Waͤr- me verleihen; das heißt, Gedanken bruͤten. “Wem ich unverſtaͤndlich bin: (wahrhaftig der “ganzen Welt!) der wird fortleſen muͤſſen, “bis er aus der neunten Ode, S. 77. eine Ge- “ſellſchaft hat kennen lernen vereinter Muſen: “An Deutſchlands Graͤnzen gegen Norden, wo ſie der Bataver erblickt, “Faſt E e 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/463
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/463>, abgerufen am 24.11.2024.