Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
Bl
Blähen.

Trefflicher kann dieß Wort nicht ge-
braucht werden:

Welch Druck das große Meer zu gleichen
Stunden bläht. Haller, 64 S.

Vieleicht hat es blähende Sachen verschlungen;
die machen in einem menschlichen Körper oft Ebbe
und Fluth. Gleiche Stunden sind nicht Stun-
den, die einander gleich sind. Nichts weniger!
es heißt vielmehr: Zu eben den Stunden.
Man kann also auch trotz Gottscheden sagen:
welch Mann; und welcher Holz. Jch bin
heut glücklich in meiner Erndte. Hinfüro werde
ich, a. St. das Wasser will nicht zurück, gar
zierlich: der Schaum blähet sich, sagen. Das
Exempel eines großen Mannes rechtfertiget mich
dazu. Jch will lieber mit Hallern irren, als
mit der gesunden Vernunft Recht haben. Pars
pro toto
heißt die Figur.

Doch, wie ein fester Damm den Sturm ge-
drungner Wellen,
Wie sehr ihr Schaum sich bläht,
zurücke
zwingt zu prellen. Haller, 76 S.

Die Wellen stürmen! gedrungene Wellen,
so wie gedrungene Verse! welche Schönheiten!

Bläst.

Wann man Wasser aus dem Maule sprützt:
so irret man sich, wenn man nicht saget bläst.

Dem Fisch, der Ströme bläst, und mit dem
Schwanze stürmet:

Hast du die Adern ausgehöhlt;
Du
Bl
Blaͤhen.

Trefflicher kann dieß Wort nicht ge-
braucht werden:

Welch Druck das große Meer zu gleichen
Stunden blaͤht. Haller, 64 S.

Vieleicht hat es blaͤhende Sachen verſchlungen;
die machen in einem menſchlichen Koͤrper oft Ebbe
und Fluth. Gleiche Stunden ſind nicht Stun-
den, die einander gleich ſind. Nichts weniger!
es heißt vielmehr: Zu eben den Stunden.
Man kann alſo auch trotz Gottſcheden ſagen:
welch Mann; und welcher Holz. Jch bin
heut gluͤcklich in meiner Erndte. Hinfuͤro werde
ich, a. St. das Waſſer will nicht zuruͤck, gar
zierlich: der Schaum blaͤhet ſich, ſagen. Das
Exempel eines großen Mannes rechtfertiget mich
dazu. Jch will lieber mit Hallern irren, als
mit der geſunden Vernunft Recht haben. Pars
pro toto
heißt die Figur.

Doch, wie ein feſter Damm den Sturm ge-
drungner Wellen,
Wie ſehr ihr Schaum ſich blaͤht,
zuruͤcke
zwingt zu prellen. Haller, 76 S.

Die Wellen ſtuͤrmen! gedrungene Wellen,
ſo wie gedrungene Verſe! welche Schoͤnheiten!

Blaͤſt.

Wann man Waſſer aus dem Maule ſpruͤtzt:
ſo irret man ſich, wenn man nicht ſaget blaͤſt.

Dem Fiſch, der Stroͤme blaͤſt, und mit dem
Schwanze ſtuͤrmet:

Haſt du die Adern ausgehoͤhlt;
Du
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0082" n="56"/>
          <fw place="top" type="header">Bl</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>Bla&#x0364;hen.</head>
            <p>Trefflicher kann dieß Wort nicht ge-<lb/>
braucht werden:</p><lb/>
            <cit>
              <quote><hi rendition="#fr">Welch Druck</hi> das große Meer <hi rendition="#fr">zu gleichen<lb/><hi rendition="#et">Stunden bla&#x0364;ht. Haller, 64 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Vieleicht hat es <hi rendition="#fr">bla&#x0364;hende Sachen ver&#x017F;chlungen;</hi><lb/>
die machen in einem men&#x017F;chlichen Ko&#x0364;rper oft <hi rendition="#fr">Ebbe</hi><lb/>
und <hi rendition="#fr">Fluth. Gleiche Stunden</hi> &#x017F;ind nicht Stun-<lb/>
den, die einander <hi rendition="#fr">gleich</hi> &#x017F;ind. Nichts weniger!<lb/>
es heißt vielmehr: <hi rendition="#fr">Zu eben den Stunden.</hi><lb/>
Man kann al&#x017F;o auch trotz <hi rendition="#fr">Gott&#x017F;cheden</hi> &#x017F;agen:<lb/><hi rendition="#fr">welch Mann;</hi> und <hi rendition="#fr">welcher Holz.</hi> Jch bin<lb/>
heut glu&#x0364;cklich in meiner Erndte. Hinfu&#x0364;ro werde<lb/>
ich, a. St. <hi rendition="#fr">das Wa&#x017F;&#x017F;er will nicht zuru&#x0364;ck,</hi> gar<lb/>
zierlich: <hi rendition="#fr">der Schaum bla&#x0364;het &#x017F;ich,</hi> &#x017F;agen. Das<lb/>
Exempel eines großen Mannes rechtfertiget mich<lb/>
dazu. Jch will lieber mit <hi rendition="#fr">Hallern</hi> irren, als<lb/>
mit der ge&#x017F;unden Vernunft Recht haben. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pars<lb/>
pro toto</hi></hi> heißt die Figur.</p><lb/>
            <cit>
              <quote>Doch, wie ein fe&#x017F;ter Damm den <hi rendition="#fr">Sturm ge-<lb/><hi rendition="#et">drungner Wellen,</hi><lb/>
Wie &#x017F;ehr ihr Schaum &#x017F;ich bla&#x0364;ht,</hi> zuru&#x0364;cke<lb/><hi rendition="#et">zwingt zu prellen. <hi rendition="#fr">Haller, 76 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Die Wellen &#x017F;tu&#x0364;rmen! gedrungene Wellen,</hi><lb/>
&#x017F;o wie <hi rendition="#fr">gedrungene Ver&#x017F;e!</hi> welche Scho&#x0364;nheiten!</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Bla&#x0364;&#x017F;t.</head>
            <p>Wann man Wa&#x017F;&#x017F;er aus dem Maule <hi rendition="#fr">&#x017F;pru&#x0364;tzt:</hi><lb/>
&#x017F;o irret man &#x017F;ich, wenn man nicht &#x017F;aget <hi rendition="#fr">bla&#x0364;&#x017F;t.</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>Dem Fi&#x017F;ch, der <hi rendition="#fr">Stro&#x0364;me bla&#x0364;&#x017F;t,</hi> und <hi rendition="#fr">mit dem<lb/><hi rendition="#et">Schwanze &#x017F;tu&#x0364;rmet:</hi></hi><lb/>
Ha&#x017F;t du die Adern ausgeho&#x0364;hlt;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Du</fw><lb/></quote>
            </cit>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[56/0082] Bl Blaͤhen. Trefflicher kann dieß Wort nicht ge- braucht werden: Welch Druck das große Meer zu gleichen Stunden blaͤht. Haller, 64 S. Vieleicht hat es blaͤhende Sachen verſchlungen; die machen in einem menſchlichen Koͤrper oft Ebbe und Fluth. Gleiche Stunden ſind nicht Stun- den, die einander gleich ſind. Nichts weniger! es heißt vielmehr: Zu eben den Stunden. Man kann alſo auch trotz Gottſcheden ſagen: welch Mann; und welcher Holz. Jch bin heut gluͤcklich in meiner Erndte. Hinfuͤro werde ich, a. St. das Waſſer will nicht zuruͤck, gar zierlich: der Schaum blaͤhet ſich, ſagen. Das Exempel eines großen Mannes rechtfertiget mich dazu. Jch will lieber mit Hallern irren, als mit der geſunden Vernunft Recht haben. Pars pro toto heißt die Figur. Doch, wie ein feſter Damm den Sturm ge- drungner Wellen, Wie ſehr ihr Schaum ſich blaͤht, zuruͤcke zwingt zu prellen. Haller, 76 S. Die Wellen ſtuͤrmen! gedrungene Wellen, ſo wie gedrungene Verſe! welche Schoͤnheiten! Blaͤſt. Wann man Waſſer aus dem Maule ſpruͤtzt: ſo irret man ſich, wenn man nicht ſaget blaͤſt. Dem Fiſch, der Stroͤme blaͤſt, und mit dem Schwanze ſtuͤrmet: Haſt du die Adern ausgehoͤhlt; Du

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/82
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/82>, abgerufen am 21.11.2024.