Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.Br term Wasser versteckt halten, und unterweilen wie-der erscheinen, wenn man sie am wenigsten erwar- tet. Das werden seyn K. ein unbekannter Fa- beldichter aus Hamb. und die Glückwünschler. 6. Die Meerschweine sind plump und schwer: sie lassen alle ihre lieblichen Gesänge bey einem großen Geräusche, Lärme und Sturme hören. So oft sie sich aber bey schönem Wetter, und am hellen Tage zeigen, welches gar selten geschiehet: so sind sie nichts, als häßliche und ungestalte Ungeheuer: Gorgonen, Hyänen, Amphisbänen, Hy- deen. Bey uns sind diese Ungeheuer sehr zahl- reich. H-ll-r, B-dm-r, Kl-pst-ck, und al- le Wurmsaamianer. 7. Die Frösche können weder gehen, noch fliegen; aber sie hüpfen und springen mit einer wunderns- würdigen Geschwindigkeit. Sie leben ordentli- cher Weise in dem Grunde eines Grabens, und ma- chen ein groß Geschrey, wenn sie den Kopf aus dem Schlamme stecken. Es währet aber oft nur einen Sommer; oder so lange, als der Verleger Geld giebt. Dieß sind manche Wochenschriften, viele Journalisten, Zeitungsgewaltige Ty- rannen, und die ungereimten Dichter, als Hr. W. u. s. Gelichters, die sich bey akademischen Standeserhebungen hören lassen. 8. Die Aale sind verborgene Autore, die sich in dem Kothe einwickeln, und da versteckt halten; die aber ungemein lebhaft, und behendes Leibes sind. Das sind die Sinnschriftler, die auf die gesunde Vernunft Satiren machen; sie in die Zeitungen setzen,
Br term Waſſer verſteckt halten, und unterweilen wie-der erſcheinen, wenn man ſie am wenigſten erwar- tet. Das werden ſeyn K. ein unbekannter Fa- beldichter aus Hamb. und die Gluͤckwuͤnſchler. 6. Die Meerſchweine ſind plump und ſchwer: ſie laſſen alle ihre lieblichen Geſaͤnge bey einem großen Geraͤuſche, Laͤrme und Sturme hoͤren. So oft ſie ſich aber bey ſchoͤnem Wetter, und am hellen Tage zeigen, welches gar ſelten geſchiehet: ſo ſind ſie nichts, als haͤßliche und ungeſtalte Ungeheuer: Gorgonen, Hyaͤnen, Amphisbaͤnen, Hy- deen. Bey uns ſind dieſe Ungeheuer ſehr zahl- reich. H-ll-r, B-dm-r, Kl-pſt-ck, und al- le Wurmſaamianer. 7. Die Froͤſche koͤnnen weder gehen, noch fliegen; aber ſie huͤpfen und ſpringen mit einer wunderns- wuͤrdigen Geſchwindigkeit. Sie leben ordentli- cher Weiſe in dem Grunde eines Grabens, und ma- chen ein groß Geſchrey, wenn ſie den Kopf aus dem Schlamme ſtecken. Es waͤhret aber oft nur einen Sommer; oder ſo lange, als der Verleger Geld giebt. Dieß ſind manche Wochenſchriften, viele Journaliſten, Zeitungsgewaltige Ty- rannen, und die ungereimten Dichter, als Hr. W. u. ſ. Gelichters, die ſich bey akademiſchen Standeserhebungen hoͤren laſſen. 8. Die Aale ſind verborgene Autore, die ſich in dem Kothe einwickeln, und da verſteckt halten; die aber ungemein lebhaft, und behendes Leibes ſind. Das ſind die Sinnſchriftler, die auf die geſunde Vernunft Satiren machen; ſie in die Zeitungen ſetzen,
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beldichter aus Hamb. und die Gluͤckwuͤnſchler.
6. Die Meerſchweine ſind plump und ſchwer: ſie
laſſen alle ihre lieblichen Geſaͤnge bey einem großen
Geraͤuſche, Laͤrme und Sturme hoͤren. So oft ſie
ſich aber bey ſchoͤnem Wetter, und am hellen Tage
zeigen, welches gar ſelten geſchiehet: ſo ſind ſie
nichts, als haͤßliche und ungeſtalte Ungeheuer:
Gorgonen, Hyaͤnen, Amphisbaͤnen, Hy-
deen. Bey uns ſind dieſe Ungeheuer ſehr zahl-
reich. H-ll-r, B-dm-r, Kl-pſt-ck, und al-
le Wurmſaamianer.
7. Die Froͤſche koͤnnen weder gehen, noch fliegen;
aber ſie huͤpfen und ſpringen mit einer wunderns-
wuͤrdigen Geſchwindigkeit. Sie leben ordentli-
cher Weiſe in dem Grunde eines Grabens, und ma-
chen ein groß Geſchrey, wenn ſie den Kopf aus dem
Schlamme ſtecken. Es waͤhret aber oft nur einen
Sommer; oder ſo lange, als der Verleger Geld
giebt. Dieß ſind manche Wochenſchriften,
viele Journaliſten, Zeitungsgewaltige Ty-
rannen, und die ungereimten Dichter, als
Hr. W. u. ſ. Gelichters, die ſich bey akademiſchen
Standeserhebungen hoͤren laſſen.
8. Die Aale ſind verborgene Autore, die ſich in dem
Kothe einwickeln, und da verſteckt halten; die aber
ungemein lebhaft, und behendes Leibes ſind.
Das ſind die Sinnſchriftler, die auf die geſunde
Vernunft Satiren machen; ſie in die Zeitungen
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Zitationshilfe: | Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/98>, abgerufen am 16.02.2025. |