nackten Körper ist eben so unbeschreiblich, als der verschiedene Ausdruck des nämlichen Gefühls in allen diesen Köpfen. Dabei sind die Stellungen oft in der wunderbarsten Verkürzung, mit einer Wahrheit gedacht und ausgeführt, die man nur bewundernd anstaunen kann.
Der rechte Flügel des Gemäldes zeigt uns ein prächtiges, mit Säulen geziertes und im gothischen Styl erbautes Portal, durch welches die Seeligen zur ewigen Freude einziehen. Bildwerke von halb erhabner Arbeit schmücken die Facade und den Plafond der hochgewölbten Eintritts-Halle. Über derselben in einem Giebelfelde ist auf gleiche Weise die Schöpfung der Eva dargestellt; im Jnnern des Plafonds Cherubim und Seraphim; unter dem Bogen desselben, inwendig auf einem Pfeiler, Christus als König auf dem Throne sitzend, zu seinen Füßen das Lamm, rings um ihn die Embleme der vier Evangelisten. An zwei großen thurmähnlichen Pfeilern, zu beiden Seiten der Halle, sind zehn Statüen theils sizender, theils knieender Könige und heiliger Ordensstifter angebracht, über ihnen er-
nackten Körper iſt eben ſo unbeſchreiblich, als der verſchiedene Ausdruck des nämlichen Gefühls in allen dieſen Köpfen. Dabei ſind die Stellungen oft in der wunderbarſten Verkürzung, mit einer Wahrheit gedacht und ausgeführt, die man nur bewundernd anſtaunen kann.
Der rechte Flügel des Gemäldes zeigt uns ein prächtiges, mit Säulen geziertes und im gothiſchen Styl erbautes Portal, durch welches die Seeligen zur ewigen Freude einziehen. Bildwerke von halb erhabner Arbeit ſchmücken die Facade und den Plafond der hochgewölbten Eintritts-Halle. Über derſelben in einem Giebelfelde iſt auf gleiche Weiſe die Schöpfung der Eva dargeſtellt; im Jnnern des Plafonds Cherubim und Seraphim; unter dem Bogen deſſelben, inwendig auf einem Pfeiler, Chriſtus als König auf dem Throne ſitzend, zu ſeinen Füßen das Lamm, rings um ihn die Embleme der vier Evangeliſten. An zwei großen thurmähnlichen Pfeilern, zu beiden Seiten der Halle, ſind zehn Statüen theils ſizender, theils knieender Könige und heiliger Ordensſtifter angebracht, über ihnen er-
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nackten Körper iſt eben ſo unbeſchreiblich, als der
verſchiedene Ausdruck des nämlichen Gefühls in
allen dieſen Köpfen. Dabei ſind die Stellungen
oft in der wunderbarſten Verkürzung, mit einer
Wahrheit gedacht und ausgeführt, die man nur
bewundernd anſtaunen kann.
Der rechte Flügel des Gemäldes zeigt uns ein
prächtiges, mit Säulen geziertes und im gothiſchen
Styl erbautes Portal, durch welches die Seeligen
zur ewigen Freude einziehen. Bildwerke von halb
erhabner Arbeit ſchmücken die Facade und den
Plafond der hochgewölbten Eintritts-Halle. Über
derſelben in einem Giebelfelde iſt auf gleiche Weiſe
die Schöpfung der Eva dargeſtellt; im Jnnern des
Plafonds Cherubim und Seraphim; unter dem
Bogen deſſelben, inwendig auf einem Pfeiler,
Chriſtus als König auf dem Throne ſitzend, zu
ſeinen Füßen das Lamm, rings um ihn die Embleme
der vier Evangeliſten. An zwei großen thurmähnlichen
Pfeilern, zu beiden Seiten der Halle, ſind zehn
Statüen theils ſizender, theils knieender Könige und
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/103>, abgerufen am 24.11.2024.
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