Descamps, und Fuesli nach ihm, erwähnen eines Schülers van Eycks unter dem Namen Rogier van der Weyde oder Rogier Bruxellensis, dessen Geburtsjahr sie aber wunderlich genug auf das Jahr 1480 bestimmen, während sie Johann van Eyck, bei dem er nach ihrer Aussage gelernt haben soll, schon im Jahr 1441 sterben lassen. Eine fast bei- spiellose Unachtsamkeit, die zugleich die Möglichkeit des Jrrthums bezeugt, der sie verleitete, uner- achtet aller oben schon angeführten Beweise für eine weit spätere Zeit, das Jahr 1441 als das Sterbe- jahr Johann van Eycks bestimmt anzunehmen. Wahrscheinlich irrte sie oder ihre Vorgänger die Form der alten Zahlen. Die Zahl sieben ward in früherer Zeit wie eine umgekehrte römische Fünfe geschrieben, und 14L0 kann in alten vergelbten und staubbedeckten Manuskripten von Unkundigen oder Achtlosen leicht für 1440 statt 1470 angesehen worden seyn.
Ohne ihn genauer als Johann van Eycks Schüler zu bezeichnen, erwähnt Karl von Mander
Rogier van der Weyde.
Descamps, und Fuesli nach ihm, erwähnen eines Schülers van Eycks unter dem Namen Rogier van der Weyde oder Rogier Bruxellenſis, deſſen Geburtsjahr ſie aber wunderlich genug auf das Jahr 1480 beſtimmen, während ſie Johann van Eyck, bei dem er nach ihrer Ausſage gelernt haben ſoll, ſchon im Jahr 1441 ſterben laſſen. Eine faſt bei- ſpielloſe Unachtſamkeit, die zugleich die Möglichkeit des Jrrthums bezeugt, der ſie verleitete, uner- achtet aller oben ſchon angeführten Beweiſe für eine weit ſpätere Zeit, das Jahr 1441 als das Sterbe- jahr Johann van Eycks beſtimmt anzunehmen. Wahrſcheinlich irrte ſie oder ihre Vorgänger die Form der alten Zahlen. Die Zahl ſieben ward in früherer Zeit wie eine umgekehrte römiſche Fünfe geſchrieben, und 14Λ0 kann in alten vergelbten und ſtaubbedeckten Manuſkripten von Unkundigen oder Achtloſen leicht für 1440 ſtatt 1470 angeſehen worden ſeyn.
Ohne ihn genauer als Johann van Eycks Schüler zu bezeichnen, erwähnt Karl von Mander
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Rogier van der Weyde.
Descamps, und Fuesli nach ihm, erwähnen
eines Schülers van Eycks unter dem Namen Rogier
van der Weyde oder Rogier Bruxellenſis, deſſen
Geburtsjahr ſie aber wunderlich genug auf das Jahr
1480 beſtimmen, während ſie Johann van Eyck,
bei dem er nach ihrer Ausſage gelernt haben ſoll,
ſchon im Jahr 1441 ſterben laſſen. Eine faſt bei-
ſpielloſe Unachtſamkeit, die zugleich die Möglichkeit
des Jrrthums bezeugt, der ſie verleitete, uner-
achtet aller oben ſchon angeführten Beweiſe für eine
weit ſpätere Zeit, das Jahr 1441 als das Sterbe-
jahr Johann van Eycks beſtimmt anzunehmen.
Wahrſcheinlich irrte ſie oder ihre Vorgänger die
Form der alten Zahlen. Die Zahl ſieben ward in
früherer Zeit wie eine umgekehrte römiſche Fünfe
geſchrieben, und 14Λ0 kann in alten vergelbten
und ſtaubbedeckten Manuſkripten von Unkundigen
oder Achtloſen leicht für 1440 ſtatt 1470 angeſehen
worden ſeyn.
Ohne ihn genauer als Johann van Eycks
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/118>, abgerufen am 25.11.2024.
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