Das Schiff, welches die Gemälde nach Spanien führen sollte, scheiterte an der spanischen Küste, und das Bild fiel ins Meer, ward aber wieder ge- borgen, und war zum Glück so gut verwahrt, daß ihm das Seewasser nur wenig hatte schaden können. Ein Umstand der die Möglichkeit dessen bezeugt, was die Sage von dem Danziger Bilde erzählt.
Rogier van der Weyde ward endlich sehr reich durch seine Kunst. Einige seiner besten Gemälde für die Königin von Spanien wurden mit einem be- deutenden lebenslänglichen Einkommen belohnt, und er erwarb auch sonst noch viel von den Großen seiner Zeit, die seine Arbeiten fürstlich bezahlten. Er wandte seinen Reichthum auf die edelste Weise zur Unterstützung Armer und Nothleidender an, ward allgemein geliebt und verehrt bis an seinen Tod, und starb im Herbst des Jahres 1529, an einer pest- artigen Krankheit, welche damals in den Nieder- landen wüthete und viele tausend Menschen hin- wegraffte. Man nannte dieses Uebel zu jener Zeit die englische Krankheit.
Das Schiff, welches die Gemälde nach Spanien führen ſollte, ſcheiterte an der ſpaniſchen Küſte, und das Bild fiel ins Meer, ward aber wieder ge- borgen, und war zum Glück ſo gut verwahrt, daß ihm das Seewaſſer nur wenig hatte ſchaden können. Ein Umſtand der die Möglichkeit deſſen bezeugt, was die Sage von dem Danziger Bilde erzählt.
Rogier van der Weyde ward endlich ſehr reich durch ſeine Kunſt. Einige ſeiner beſten Gemälde für die Königin von Spanien wurden mit einem be- deutenden lebenslänglichen Einkommen belohnt, und er erwarb auch ſonſt noch viel von den Großen ſeiner Zeit, die ſeine Arbeiten fürſtlich bezahlten. Er wandte ſeinen Reichthum auf die edelſte Weiſe zur Unterſtützung Armer und Nothleidender an, ward allgemein geliebt und verehrt bis an ſeinen Tod, und ſtarb im Herbſt des Jahres 1529, an einer peſt- artigen Krankheit, welche damals in den Nieder- landen wüthete und viele tauſend Menſchen hin- wegraffte. Man nannte dieſes Uebel zu jener Zeit die engliſche Krankheit.
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Das Schiff, welches die Gemälde nach Spanien
führen ſollte, ſcheiterte an der ſpaniſchen Küſte,
und das Bild fiel ins Meer, ward aber wieder ge-
borgen, und war zum Glück ſo gut verwahrt, daß
ihm das Seewaſſer nur wenig hatte ſchaden können.
Ein Umſtand der die Möglichkeit deſſen bezeugt,
was die Sage von dem Danziger Bilde erzählt.
Rogier van der Weyde ward endlich ſehr reich
durch ſeine Kunſt. Einige ſeiner beſten Gemälde
für die Königin von Spanien wurden mit einem be-
deutenden lebenslänglichen Einkommen belohnt,
und er erwarb auch ſonſt noch viel von den Großen
ſeiner Zeit, die ſeine Arbeiten fürſtlich bezahlten.
Er wandte ſeinen Reichthum auf die edelſte Weiſe
zur Unterſtützung Armer und Nothleidender an, ward
allgemein geliebt und verehrt bis an ſeinen Tod, und
ſtarb im Herbſt des Jahres 1529, an einer peſt-
artigen Krankheit, welche damals in den Nieder-
landen wüthete und viele tauſend Menſchen hin-
wegraffte. Man nannte dieſes Uebel zu jener Zeit
die engliſche Krankheit.
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/121>, abgerufen am 26.11.2024.
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