desselben mit hoher Wahrscheinlichkeit vermuthet, aus dem Nachlasse Katharinens von Medicis, welche sich zuletzt in Köln aufhielt. Jn diesem Buche sind nicht nur alle große Anfangsbuchstaben, sondern auch die Zwischenräume der abgesetzten Zeilen auf das allerzierlichste mit Gold und Farben ausgemalt; den äußern Rand jeder Seite schmückt ein vierecki- ges Feld, so lang als die geschriebne Kolonne und etwa ein Drittel so breit. Jn diesem Felde sind auf mattem Goldgrund in glänzenden Farben mancherlei Blumen, Vögel, Früchte und Ara- besken höchst zierlich gemalt. Die Anfänge der Kapitel und Gebete sind mit großen historischen Gemälden geschmückt, zu welchen die biblische Ge- schichte und die Legenden der Heiligen den Stoff boten. Reichthum der Erfindung, Wahrheit und Anmuth der Anordnung, der Behandlung der Ge- wänder und Landschaften geben allen diesen im Geiste und Styl Hemlings ausgeführten Miniaturen einen hohen Werth. Aber die Namen der Meister, welche mit ihm zu diesem Werke sich vereinten, sind eben so schwer auszumitteln, als es sich be-
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deſſelben mit hoher Wahrſcheinlichkeit vermuthet, aus dem Nachlaſſe Katharinens von Medicis, welche ſich zuletzt in Köln aufhielt. Jn dieſem Buche ſind nicht nur alle große Anfangsbuchſtaben, ſondern auch die Zwiſchenräume der abgeſetzten Zeilen auf das allerzierlichſte mit Gold und Farben ausgemalt; den äußern Rand jeder Seite ſchmückt ein vierecki- ges Feld, ſo lang als die geſchriebne Kolonne und etwa ein Drittel ſo breit. Jn dieſem Felde ſind auf mattem Goldgrund in glänzenden Farben mancherlei Blumen, Vögel, Früchte und Ara- besken höchſt zierlich gemalt. Die Anfänge der Kapitel und Gebete ſind mit großen hiſtoriſchen Gemälden geſchmückt, zu welchen die bibliſche Ge- ſchichte und die Legenden der Heiligen den Stoff boten. Reichthum der Erfindung, Wahrheit und Anmuth der Anordnung, der Behandlung der Ge- wänder und Landſchaften geben allen dieſen im Geiſte und Styl Hemlings ausgeführten Miniaturen einen hohen Werth. Aber die Namen der Meiſter, welche mit ihm zu dieſem Werke ſich vereinten, ſind eben ſo ſchwer auszumitteln, als es ſich be-
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deſſelben mit hoher Wahrſcheinlichkeit vermuthet,
aus dem Nachlaſſe Katharinens von Medicis, welche
ſich zuletzt in Köln aufhielt. Jn dieſem Buche ſind
nicht nur alle große Anfangsbuchſtaben, ſondern
auch die Zwiſchenräume der abgeſetzten Zeilen auf
das allerzierlichſte mit Gold und Farben ausgemalt;
den äußern Rand jeder Seite ſchmückt ein vierecki-
ges Feld, ſo lang als die geſchriebne Kolonne und
etwa ein Drittel ſo breit. Jn dieſem Felde ſind
auf mattem Goldgrund in glänzenden Farben
mancherlei Blumen, Vögel, Früchte und Ara-
besken höchſt zierlich gemalt. Die Anfänge der
Kapitel und Gebete ſind mit großen hiſtoriſchen
Gemälden geſchmückt, zu welchen die bibliſche Ge-
ſchichte und die Legenden der Heiligen den Stoff
boten. Reichthum der Erfindung, Wahrheit und
Anmuth der Anordnung, der Behandlung der Ge-
wänder und Landſchaften geben allen dieſen im
Geiſte und Styl Hemlings ausgeführten Miniaturen
einen hohen Werth. Aber die Namen der Meiſter,
welche mit ihm zu dieſem Werke ſich vereinten,
ſind eben ſo ſchwer auszumitteln, als es ſich be-
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/141>, abgerufen am 28.11.2024.
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