vor; hinter derselben erblickt man das empörte, mit Schwertern und Stöcken bewaffnete Volk. Eine gleiche Anordnung des nämlichen Gegenstandes, nur freier und mit größrer Wahrheit behandelt, finden wir auf einem Gemälde Hemlings beibehalten, welches, aus seiner früheren Zeit stammend, sich jetzt ebenfalls in Köln in der Sammlung des Herrn Pastors Fochem befindet. Freilich sind Hemlings Gestalten edler, lebendiger, grandioser, das Ko- lorit wahrer und kräftiger, Schatten und Licht aus- gesprochner und besser verschmolzen, als bei dem alten niederrheinischen Maler, doch die Komposition ist augenscheinlich jener nachgebildet.
Jn Löwen, wo Hemling späterhin höchst wahr- scheinlich längere Zeit lebte, befindet sich noch eine aus mehreren Abtheilungen bestehende Reihefolge seiner Gemälde. Die Anordnung des mittelsten Bildes, einer Darstellung der Einsetzung des Abend- mahls, gehört wieder ursprünglich einem jener acht Gemälde des Herrn Liewersberg in Köln. Christus sitzt an der Mitte der Tafel, ihm zu beiden Seiten zwei Apostel, gegen ihm über noch zwei, und drei
vor; hinter derſelben erblickt man das empörte, mit Schwertern und Stöcken bewaffnete Volk. Eine gleiche Anordnung des nämlichen Gegenſtandes, nur freier und mit größrer Wahrheit behandelt, finden wir auf einem Gemälde Hemlings beibehalten, welches, aus ſeiner früheren Zeit ſtammend, ſich jetzt ebenfalls in Köln in der Sammlung des Herrn Paſtors Fochem befindet. Freilich ſind Hemlings Geſtalten edler, lebendiger, grandioſer, das Ko- lorit wahrer und kräftiger, Schatten und Licht aus- geſprochner und beſſer verſchmolzen, als bei dem alten niederrheiniſchen Maler, doch die Kompoſition iſt augenſcheinlich jener nachgebildet.
Jn Löwen, wo Hemling ſpäterhin höchſt wahr- ſcheinlich längere Zeit lebte, befindet ſich noch eine aus mehreren Abtheilungen beſtehende Reihefolge ſeiner Gemälde. Die Anordnung des mittelſten Bildes, einer Darſtellung der Einſetzung des Abend- mahls, gehört wieder urſprünglich einem jener acht Gemälde des Herrn Liewersberg in Köln. Chriſtus ſitzt an der Mitte der Tafel, ihm zu beiden Seiten zwei Apoſtel, gegen ihm über noch zwei, und drei
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[169/0181]
vor; hinter derſelben erblickt man das empörte, mit
Schwertern und Stöcken bewaffnete Volk. Eine
gleiche Anordnung des nämlichen Gegenſtandes,
nur freier und mit größrer Wahrheit behandelt,
finden wir auf einem Gemälde Hemlings beibehalten,
welches, aus ſeiner früheren Zeit ſtammend, ſich jetzt
ebenfalls in Köln in der Sammlung des Herrn
Paſtors Fochem befindet. Freilich ſind Hemlings
Geſtalten edler, lebendiger, grandioſer, das Ko-
lorit wahrer und kräftiger, Schatten und Licht aus-
geſprochner und beſſer verſchmolzen, als bei dem
alten niederrheiniſchen Maler, doch die Kompoſition
iſt augenſcheinlich jener nachgebildet.
Jn Löwen, wo Hemling ſpäterhin höchſt wahr-
ſcheinlich längere Zeit lebte, befindet ſich noch eine
aus mehreren Abtheilungen beſtehende Reihefolge
ſeiner Gemälde. Die Anordnung des mittelſten
Bildes, einer Darſtellung der Einſetzung des Abend-
mahls, gehört wieder urſprünglich einem jener acht
Gemälde des Herrn Liewersberg in Köln. Chriſtus
ſitzt an der Mitte der Tafel, ihm zu beiden Seiten
zwei Apoſtel, gegen ihm über noch zwei, und drei
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/181>, abgerufen am 29.11.2024.
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