Rückkehr in die Heimath ist nicht denkbar, und wahrscheinlich fand seine Asche unter den Pinien von Miraflores ihre Ruhestätte, neben den Gräbern der stummen Brüder, deren ewigem Schweigen geweihten Wohnsitz er schmückte. Auch seine Ge- mälde existiren schwerlich noch in Miraflores; Plün- derung, Feuer und Schwert haben seit Don Alonzo Ponz Reise oft dort gewüthet, man weiß gewiß, daß ein französischer General im letzten Kriege den Befehl gab, das Kloster anzuzünden, und wenn gleich die festen alten Mauern vielleicht damals widerstanden, wie vernichtend mögen nicht dennoch die letzten innern Unruhen in ihren Ruinen ge- waltet haben.
Bis jetzt war in diesen Blättern von Ge- mälden Hemlings die Rede, welche theils die Niederlande, theils südlichere Gegenden be- wahren, doch auch die Boissereesche Sammlung besitzt eilf Tafeln dieses hohen Meisters, deren An- blick Jedem die Wahrheit alles dessen verbürgt, was zum Lobe der übrigen gesagt werden kann.
Zwei Flügelbilder in dieser Sammlung, zu
Rückkehr in die Heimath iſt nicht denkbar, und wahrſcheinlich fand ſeine Aſche unter den Pinien von Miraflores ihre Ruheſtätte, neben den Gräbern der ſtummen Brüder, deren ewigem Schweigen geweihten Wohnſitz er ſchmückte. Auch ſeine Ge- mälde exiſtiren ſchwerlich noch in Miraflores; Plün- derung, Feuer und Schwert haben ſeit Don Alonzo Ponz Reiſe oft dort gewüthet, man weiß gewiß, daß ein franzöſiſcher General im letzten Kriege den Befehl gab, das Kloſter anzuzünden, und wenn gleich die feſten alten Mauern vielleicht damals widerſtanden, wie vernichtend mögen nicht dennoch die letzten innern Unruhen in ihren Ruinen ge- waltet haben.
Bis jetzt war in dieſen Blättern von Ge- mälden Hemlings die Rede, welche theils die Niederlande, theils ſüdlichere Gegenden be- wahren, doch auch die Boiſſeréeſche Sammlung beſitzt eilf Tafeln dieſes hohen Meiſters, deren An- blick Jedem die Wahrheit alles deſſen verbürgt, was zum Lobe der übrigen geſagt werden kann.
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Rückkehr in die Heimath iſt nicht denkbar, und
wahrſcheinlich fand ſeine Aſche unter den Pinien
von Miraflores ihre Ruheſtätte, neben den Gräbern
der ſtummen Brüder, deren ewigem Schweigen
geweihten Wohnſitz er ſchmückte. Auch ſeine Ge-
mälde exiſtiren ſchwerlich noch in Miraflores; Plün-
derung, Feuer und Schwert haben ſeit Don Alonzo
Ponz Reiſe oft dort gewüthet, man weiß gewiß,
daß ein franzöſiſcher General im letzten Kriege den
Befehl gab, das Kloſter anzuzünden, und wenn
gleich die feſten alten Mauern vielleicht damals
widerſtanden, wie vernichtend mögen nicht dennoch
die letzten innern Unruhen in ihren Ruinen ge-
waltet haben.
Bis jetzt war in dieſen Blättern von Ge-
mälden Hemlings die Rede, welche theils die
Niederlande, theils ſüdlichere Gegenden be-
wahren, doch auch die Boiſſeréeſche Sammlung
beſitzt eilf Tafeln dieſes hohen Meiſters, deren An-
blick Jedem die Wahrheit alles deſſen verbürgt, was
zum Lobe der übrigen geſagt werden kann.
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/187>, abgerufen am 28.11.2024.
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