thümlichen Charackter. Kein Zug dieses köstlichen Gemäldes, der nicht voll zarter und ernster Andeu- tungen einer nahen, die Welt beglückenden Zukunft wäre. Das ahnende Erwarten derselben spricht sich vor Allem in dem schönen, edlen, ausdrucks- vollen Kopf des Heiligen aus, doch auch allem Übrigen lieh hier der begeisterte Künstler eine jedem Volke verständliche Sprache.
Noch ist die Sonne nicht aufgegangen, noch fehlt ihr belebendes Licht, aber die ganze herrliche, reich blühende Gegend schwimmt im rosigen Schim- mer einer Morgenröthe, die den schönsten heitersten Tag verspricht; neben dem Heiligen auf einem Fel- senstück sitzt ein Eisvogel, der Verkündiger guter Zeit. Jm Bache, dicht am Ufer, eilt eine schöne kleine Schlange hinter einer Eidechse her; in vielen Gegenden ist dieses kleine Thier als Vorläufer der Schlangen allbekannt, und wenn man, von den schädlichen Eigenschaften einiger Schlangen abge- sehen, sich erinnert, daß auch im alten Testament Christus durch die erhöhte eherne Schlange vorge- bildet ward, deren Anblick Sterbende gesund machte,
thümlichen Charackter. Kein Zug dieſes köſtlichen Gemäldes, der nicht voll zarter und ernſter Andeu- tungen einer nahen, die Welt beglückenden Zukunft wäre. Das ahnende Erwarten derſelben ſpricht ſich vor Allem in dem ſchönen, edlen, ausdrucks- vollen Kopf des Heiligen aus, doch auch allem Übrigen lieh hier der begeiſterte Künſtler eine jedem Volke verſtändliche Sprache.
Noch iſt die Sonne nicht aufgegangen, noch fehlt ihr belebendes Licht, aber die ganze herrliche, reich blühende Gegend ſchwimmt im roſigen Schim- mer einer Morgenröthe, die den ſchönſten heiterſten Tag verſpricht; neben dem Heiligen auf einem Fel- ſenſtück ſitzt ein Eisvogel, der Verkündiger guter Zeit. Jm Bache, dicht am Ufer, eilt eine ſchöne kleine Schlange hinter einer Eidechſe her; in vielen Gegenden iſt dieſes kleine Thier als Vorläufer der Schlangen allbekannt, und wenn man, von den ſchädlichen Eigenſchaften einiger Schlangen abge- ſehen, ſich erinnert, daß auch im alten Teſtament Chriſtus durch die erhöhte eherne Schlange vorge- bildet ward, deren Anblick Sterbende geſund machte,
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thümlichen Charackter. Kein Zug dieſes köſtlichen
Gemäldes, der nicht voll zarter und ernſter Andeu-
tungen einer nahen, die Welt beglückenden Zukunft
wäre. Das ahnende Erwarten derſelben ſpricht
ſich vor Allem in dem ſchönen, edlen, ausdrucks-
vollen Kopf des Heiligen aus, doch auch allem
Übrigen lieh hier der begeiſterte Künſtler eine
jedem Volke verſtändliche Sprache.
Noch iſt die Sonne nicht aufgegangen, noch
fehlt ihr belebendes Licht, aber die ganze herrliche,
reich blühende Gegend ſchwimmt im roſigen Schim-
mer einer Morgenröthe, die den ſchönſten heiterſten
Tag verſpricht; neben dem Heiligen auf einem Fel-
ſenſtück ſitzt ein Eisvogel, der Verkündiger guter
Zeit. Jm Bache, dicht am Ufer, eilt eine ſchöne
kleine Schlange hinter einer Eidechſe her; in vielen
Gegenden iſt dieſes kleine Thier als Vorläufer der
Schlangen allbekannt, und wenn man, von den
ſchädlichen Eigenſchaften einiger Schlangen abge-
ſehen, ſich erinnert, daß auch im alten Teſtament
Chriſtus durch die erhöhte eherne Schlange vorge-
bildet ward, deren Anblick Sterbende geſund machte,
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/196>, abgerufen am 27.11.2024.
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