wähnte, späterhin während der niederländischen Unruhen in die Hände eines gewissen Thomas Werry, eines Kunsthändlers, der in jener traurigen Zeit die allgemein herrschende Raubsucht und Un- ordnung benutzte, um diese und viele andere herr- lichen Kunstwerke umsonst oder für ein Spottgeld zu erhalten, und sie dann nach Spanien führte, wo man sie mit Gold aufwog. Unzählbare Kunst- werke wurden damals auf diese Weise den unglück- lichen Niederlanden entführt, auch die beiden Sei- tengemälde, welche Michael Coxcis zu Bernhard von Oelays Abbildung des Evangelisten Lukas und der heiligen Jungfrau in der Kapelle der Malergilde zu Mecheln gemalt hatte, und die zu den besten seiner Arbeiten gezählt wurden.
Während eines sehr langen glücklichen Le- bens gingen viele größere und kleinere Gemälde aus der Werkstatt des fleißigen Meisters hervor. So hatte er unter andern für die Marien-Kirche in Antwerpen einen heiligen Sebastian von seltner Schönheit gemalt, und eine Einsetzung des heiligen Abendmahls, welche den Altar der Kirche St. Gallus
wähnte, ſpäterhin während der niederländiſchen Unruhen in die Hände eines gewiſſen Thomas Werry, eines Kunſthändlers, der in jener traurigen Zeit die allgemein herrſchende Raubſucht und Un- ordnung benutzte, um dieſe und viele andere herr- lichen Kunſtwerke umſonſt oder für ein Spottgeld zu erhalten, und ſie dann nach Spanien führte, wo man ſie mit Gold aufwog. Unzählbare Kunſt- werke wurden damals auf dieſe Weiſe den unglück- lichen Niederlanden entführt, auch die beiden Sei- tengemälde, welche Michael Coxcis zu Bernhard von Oelays Abbildung des Evangeliſten Lukas und der heiligen Jungfrau in der Kapelle der Malergilde zu Mecheln gemalt hatte, und die zu den beſten ſeiner Arbeiten gezählt wurden.
Während eines ſehr langen glücklichen Le- bens gingen viele größere und kleinere Gemälde aus der Werkſtatt des fleißigen Meiſters hervor. So hatte er unter andern für die Marien-Kirche in Antwerpen einen heiligen Sebaſtian von ſeltner Schönheit gemalt, und eine Einſetzung des heiligen Abendmahls, welche den Altar der Kirche St. Gallus
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Unruhen in die Hände eines gewiſſen Thomas
Werry, eines Kunſthändlers, der in jener traurigen
Zeit die allgemein herrſchende Raubſucht und Un-
ordnung benutzte, um dieſe und viele andere herr-
lichen Kunſtwerke umſonſt oder für ein Spottgeld
zu erhalten, und ſie dann nach Spanien führte,
wo man ſie mit Gold aufwog. Unzählbare Kunſt-
werke wurden damals auf dieſe Weiſe den unglück-
lichen Niederlanden entführt, auch die beiden Sei-
tengemälde, welche Michael Coxcis zu Bernhard
von Oelays Abbildung des Evangeliſten Lukas und
der heiligen Jungfrau in der Kapelle der Malergilde
zu Mecheln gemalt hatte, und die zu den beſten
ſeiner Arbeiten gezählt wurden.
Während eines ſehr langen glücklichen Le-
bens gingen viele größere und kleinere Gemälde
aus der Werkſtatt des fleißigen Meiſters hervor.
So hatte er unter andern für die Marien-Kirche in
Antwerpen einen heiligen Sebaſtian von ſeltner
Schönheit gemalt, und eine Einſetzung des heiligen
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/228>, abgerufen am 24.11.2024.
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