dieser einige auf seinen Rang Bezug habende Gründe vorbrachte, erzürnte sich der Kaiser noch mehr, -- "Albert ist wohl mehr als ein Edelmann wegen Fürtrefflichkeit seiner Kunst," -- sprach er, -- "denn ich wohl aus einem Bauern einen Edel- mann, aber nicht gleich von einem Edelmann einen Künstler machen kann." -- Auch gab er von Stunde an dem Albrecht Dürer ein adliches Wappen, drei silberne Schilde im blauen Felde, für sich und seine Zunft.
Mehr aber als alle Ehrenbezeugungen, die ihm entgegen kamen, tröstete Albrecht Dürer die treue Anhänglichkeit ihm herzlich ergebner Freunde, bei seinem, wirklich sehr schweren häuslichen Unge- mach, an der Seite der unerträglichen Frau, mit der er in kinderloser Ehe leben mußte. Mehrere durch Herz und Geist sich auszeichnende Männer schlossen im traulichsten Verein sich ihm an, und suchten jede Noth und Sorge ihm wenigstens zu erleichtern. Unter diesen befand sich Doctor Johann Aegidius A[y]rer, ein warmer Freund der Kunst, dem Albrecht Dürer seine Freundlichkeit und manche ihm erzeigte
dieſer einige auf ſeinen Rang Bezug habende Gründe vorbrachte, erzürnte ſich der Kaiſer noch mehr, — „Albert iſt wohl mehr als ein Edelmann wegen Fürtrefflichkeit ſeiner Kunſt,“ — ſprach er, — „denn ich wohl aus einem Bauern einen Edel- mann, aber nicht gleich von einem Edelmann einen Künſtler machen kann.“ — Auch gab er von Stunde an dem Albrecht Dürer ein adliches Wappen, drei ſilberne Schilde im blauen Felde, für ſich und ſeine Zunft.
Mehr aber als alle Ehrenbezeugungen, die ihm entgegen kamen, tröſtete Albrecht Dürer die treue Anhänglichkeit ihm herzlich ergebner Freunde, bei ſeinem, wirklich ſehr ſchweren häuslichen Unge- mach, an der Seite der unerträglichen Frau, mit der er in kinderloſer Ehe leben mußte. Mehrere durch Herz und Geiſt ſich auszeichnende Männer ſchloſſen im traulichſten Verein ſich ihm an, und ſuchten jede Noth und Sorge ihm wenigſtens zu erleichtern. Unter dieſen befand ſich Doctor Johann Aegidius A[y]rer, ein warmer Freund der Kunſt, dem Albrecht Dürer ſeine Freundlichkeit und manche ihm erzeigte
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dieſer einige auf ſeinen Rang Bezug habende
Gründe vorbrachte, erzürnte ſich der Kaiſer noch
mehr, — „Albert iſt wohl mehr als ein Edelmann
wegen Fürtrefflichkeit ſeiner Kunſt,“ — ſprach er,
— „denn ich wohl aus einem Bauern einen Edel-
mann, aber nicht gleich von einem Edelmann einen
Künſtler machen kann.“ — Auch gab er von Stunde
an dem Albrecht Dürer ein adliches Wappen, drei
ſilberne Schilde im blauen Felde, für ſich und ſeine
Zunft.
Mehr aber als alle Ehrenbezeugungen, die
ihm entgegen kamen, tröſtete Albrecht Dürer die
treue Anhänglichkeit ihm herzlich ergebner Freunde,
bei ſeinem, wirklich ſehr ſchweren häuslichen Unge-
mach, an der Seite der unerträglichen Frau, mit der
er in kinderloſer Ehe leben mußte. Mehrere durch
Herz und Geiſt ſich auszeichnende Männer ſchloſſen
im traulichſten Verein ſich ihm an, und ſuchten jede
Noth und Sorge ihm wenigſtens zu erleichtern.
Unter dieſen befand ſich Doctor Johann Aegidius
Ayrer, ein warmer Freund der Kunſt, dem Albrecht
Dürer ſeine Freundlichkeit und manche ihm erzeigte
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/247>, abgerufen am 22.11.2024.
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