Gefälligkeit dadurch belohnte, daß er ihm bei Anle- gung und Ordnung seiner bedeutenden Sammlungen kräftig beistand. Doch der eigentliche, bis an seinen Tod ihm ergebne Freund seines Herzens war der geistreiche und gelehrte Nürnberger Rathsherr Bili- bald Pirkheimer. Dieser besaß sein ganzes Vertrauen, und half ihm auch aus mancher beklemmenden Noth; denn unerachtet aller seiner Arbeit war dennoch im Hause des durchaus uneigennützigen Meisters nie Überfluß, wohl aber zuweilen Sorge und Mangel zu finden. Jm vertrauten Umgange mit diesem seinem Freunde, war es auch wohl, daß Albrecht Dürer auf Luthers damals hervortretende Erscheinung zuerst auf- merksam wurde. Beide lasen alle damals von diesem erscheinende Schriften, welche ganz Deutschland in Bewegung setzten, theilten einander ihre Bemer- kungen mit, und gelangten mit einander zu einer Überzeugung, die beider durch Übermuth des Pfaffenthums aufgeregtes Gemüth der neuen Lehre endlich zuwendete; Pirkheimer ergab sich ihr mit der Überlegung des Weisen, der Jedes von allen Seiten betrachtet ehe er es für gut erkennt, und
Gefälligkeit dadurch belohnte, daß er ihm bei Anle- gung und Ordnung ſeiner bedeutenden Sammlungen kräftig beiſtand. Doch der eigentliche, bis an ſeinen Tod ihm ergebne Freund ſeines Herzens war der geiſtreiche und gelehrte Nürnberger Rathsherr Bili- bald Pirkheimer. Dieſer beſaß ſein ganzes Vertrauen, und half ihm auch aus mancher beklemmenden Noth; denn unerachtet aller ſeiner Arbeit war dennoch im Hauſe des durchaus uneigennützigen Meiſters nie Überfluß, wohl aber zuweilen Sorge und Mangel zu finden. Jm vertrauten Umgange mit dieſem ſeinem Freunde, war es auch wohl, daß Albrecht Dürer auf Luthers damals hervortretende Erſcheinung zuerſt auf- merkſam wurde. Beide laſen alle damals von dieſem erſcheinende Schriften, welche ganz Deutſchland in Bewegung ſetzten, theilten einander ihre Bemer- kungen mit, und gelangten mit einander zu einer Überzeugung, die beider durch Übermuth des Pfaffenthums aufgeregtes Gemüth der neuen Lehre endlich zuwendete; Pirkheimer ergab ſich ihr mit der Überlegung des Weiſen, der Jedes von allen Seiten betrachtet ehe er es für gut erkennt, und
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[236/0248]
Gefälligkeit dadurch belohnte, daß er ihm bei Anle-
gung und Ordnung ſeiner bedeutenden Sammlungen
kräftig beiſtand. Doch der eigentliche, bis an ſeinen
Tod ihm ergebne Freund ſeines Herzens war der
geiſtreiche und gelehrte Nürnberger Rathsherr Bili-
bald Pirkheimer. Dieſer beſaß ſein ganzes Vertrauen,
und half ihm auch aus mancher beklemmenden Noth;
denn unerachtet aller ſeiner Arbeit war dennoch im
Hauſe des durchaus uneigennützigen Meiſters nie
Überfluß, wohl aber zuweilen Sorge und Mangel zu
finden. Jm vertrauten Umgange mit dieſem ſeinem
Freunde, war es auch wohl, daß Albrecht Dürer auf
Luthers damals hervortretende Erſcheinung zuerſt auf-
merkſam wurde. Beide laſen alle damals von dieſem
erſcheinende Schriften, welche ganz Deutſchland in
Bewegung ſetzten, theilten einander ihre Bemer-
kungen mit, und gelangten mit einander zu einer
Überzeugung, die beider durch Übermuth des
Pfaffenthums aufgeregtes Gemüth der neuen Lehre
endlich zuwendete; Pirkheimer ergab ſich ihr mit der
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/248>, abgerufen am 22.11.2024.
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