kam späterhin in mancher Hinsicht auf andre Gedan- ken, wie aus einem von ihm bald nach Albrecht Dürers Tode geschriebnen merkwürdigen Briefe hervorgeht, aber Albrechts Künstler-Natur ergriff mit feuriger Begeisterung, was seinem hellen Auge im stralenden Glanz der Wahrheit erschienen war, ohne sich je wieder davon abwenden zu lassen.
Jm Jahr 1506 unternahm Albrecht Dürer eine Kunstreise nach Venedig. Er ward dort von Vielen freundlich empfangen, und führte mehrere Kunstaufträge, die er erhielt, ehrenvoll aus. Wie fröhlich er, fern von seinem häuslichen Elend, unter einem schönen Himmel seyn konnte, beweis't eine Reihe Briefe, welche er an seinen Freund Pirk- heimer von Venedig aus schrieb, deren mitunter zu derb lustiger Ton aber freilich nicht mehr in unsere Zeit passen will. Zur bessern Darstellung seiner Lage, sowohl daheim als in seinem damaligen Aufenthalt, hebe ich nur ein paar Stellen aus diesen Briefen aus.
"Wollt Gott daß ich euch großen Dienst könnt, "denn das wollt ich mit Freuden ausrichten, denn
kam ſpäterhin in mancher Hinſicht auf andre Gedan- ken, wie aus einem von ihm bald nach Albrecht Dürers Tode geſchriebnen merkwürdigen Briefe hervorgeht, aber Albrechts Künſtler-Natur ergriff mit feuriger Begeiſterung, was ſeinem hellen Auge im ſtralenden Glanz der Wahrheit erſchienen war, ohne ſich je wieder davon abwenden zu laſſen.
Jm Jahr 1506 unternahm Albrecht Dürer eine Kunſtreiſe nach Venedig. Er ward dort von Vielen freundlich empfangen, und führte mehrere Kunſtaufträge, die er erhielt, ehrenvoll aus. Wie fröhlich er, fern von ſeinem häuslichen Elend, unter einem ſchönen Himmel ſeyn konnte, beweiſ't eine Reihe Briefe, welche er an ſeinen Freund Pirk- heimer von Venedig aus ſchrieb, deren mitunter zu derb luſtiger Ton aber freilich nicht mehr in unſere Zeit paſſen will. Zur beſſern Darſtellung ſeiner Lage, ſowohl daheim als in ſeinem damaligen Aufenthalt, hebe ich nur ein paar Stellen aus dieſen Briefen aus.
„Wollt Gott daß ich euch großen Dienſt könnt, „denn das wollt ich mit Freuden ausrichten, denn
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0249"n="237"/><lb/>
kam ſpäterhin in mancher Hinſicht auf andre Gedan-<lb/>
ken, wie aus einem von ihm bald nach Albrecht<lb/>
Dürers Tode geſchriebnen merkwürdigen Briefe<lb/>
hervorgeht, aber Albrechts Künſtler-Natur ergriff<lb/>
mit feuriger Begeiſterung, was ſeinem hellen Auge<lb/>
im ſtralenden Glanz der Wahrheit erſchienen war,<lb/>
ohne ſich je wieder davon abwenden zu laſſen.</p><lb/><p>Jm Jahr 1506 unternahm Albrecht Dürer<lb/>
eine Kunſtreiſe nach Venedig. Er ward dort von<lb/>
Vielen freundlich empfangen, und führte mehrere<lb/>
Kunſtaufträge, die er erhielt, ehrenvoll aus. Wie<lb/>
fröhlich er, fern von ſeinem häuslichen Elend, unter<lb/>
einem ſchönen Himmel ſeyn konnte, beweiſ't eine<lb/>
Reihe Briefe, welche er an ſeinen Freund Pirk-<lb/>
heimer von Venedig aus ſchrieb, deren mitunter zu<lb/>
derb luſtiger Ton aber freilich nicht mehr in unſere<lb/>
Zeit paſſen will. Zur beſſern Darſtellung ſeiner<lb/>
Lage, ſowohl daheim als in ſeinem damaligen<lb/>
Aufenthalt, hebe ich nur ein paar Stellen aus dieſen<lb/>
Briefen aus.</p><lb/><p><cit><quote>„Wollt Gott daß ich euch großen Dienſt könnt,<lb/>„denn das wollt ich mit Freuden ausrichten, denn<lb/></quote></cit></p></div></body></text></TEI>
[237/0249]
kam ſpäterhin in mancher Hinſicht auf andre Gedan-
ken, wie aus einem von ihm bald nach Albrecht
Dürers Tode geſchriebnen merkwürdigen Briefe
hervorgeht, aber Albrechts Künſtler-Natur ergriff
mit feuriger Begeiſterung, was ſeinem hellen Auge
im ſtralenden Glanz der Wahrheit erſchienen war,
ohne ſich je wieder davon abwenden zu laſſen.
Jm Jahr 1506 unternahm Albrecht Dürer
eine Kunſtreiſe nach Venedig. Er ward dort von
Vielen freundlich empfangen, und führte mehrere
Kunſtaufträge, die er erhielt, ehrenvoll aus. Wie
fröhlich er, fern von ſeinem häuslichen Elend, unter
einem ſchönen Himmel ſeyn konnte, beweiſ't eine
Reihe Briefe, welche er an ſeinen Freund Pirk-
heimer von Venedig aus ſchrieb, deren mitunter zu
derb luſtiger Ton aber freilich nicht mehr in unſere
Zeit paſſen will. Zur beſſern Darſtellung ſeiner
Lage, ſowohl daheim als in ſeinem damaligen
Aufenthalt, hebe ich nur ein paar Stellen aus dieſen
Briefen aus.
„Wollt Gott daß ich euch großen Dienſt könnt,
„denn das wollt ich mit Freuden ausrichten, denn
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/249>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.