erbot, jede Summe, welche die Kirche nur immer dafür fordern möchte, zu zahlen. Auf das sorg- fältigste eingepackt, ward es hierauf nach des Kaisers eigner Veranstaltung durch vier starke Männer auf den Schultern von Venedig bis Prag getragen, damit das kostbare Gemälde nicht durch das Rütteln eines Wagens unterwegs Schaden litte.
Jn einem andern Briefe schreibt Albrecht Dürer an Bilibald Pirkheimer:
"Jch wollt daß Jhr hie zu Venedig wärt. Es "sind so viel artiger Gesellen unter den Welschen, "die sich je länger je mehr zu mir gesellen, daß es "einem am Herzen sanft sollt. Denn vernünftig "gelehrt gut Lautenschleger, Pfeiffer, verständig "im Gemäle, und viel edles Gemüth, rechte "Tugends von Leuten, und thun mir viel Ehr und "Freundschaft. Dagegen find Jhr auch der untreu- "sten verlogen diebisch Bösewichter da, Jch glaub "daß sie auf Erdreich nit so leben, und wenns "einer nit wüßt, so gedächt er es wären die artig- "sten Leut die auf Erdreich wären. Jch muß ihn "selbst lachen, wenn sie mit mir reden, sie wissen
erbot, jede Summe, welche die Kirche nur immer dafür fordern möchte, zu zahlen. Auf das ſorg- fältigſte eingepackt, ward es hierauf nach des Kaiſers eigner Veranſtaltung durch vier ſtarke Männer auf den Schultern von Venedig bis Prag getragen, damit das koſtbare Gemälde nicht durch das Rütteln eines Wagens unterwegs Schaden litte.
Jn einem andern Briefe ſchreibt Albrecht Dürer an Bilibald Pirkheimer:
„Jch wollt daß Jhr hie zu Venedig wärt. Es „ſind ſo viel artiger Geſellen unter den Welſchen, „die ſich je länger je mehr zu mir geſellen, daß es „einem am Herzen ſanft ſollt. Denn vernünftig „gelehrt gut Lautenſchleger, Pfeiffer, verſtändig „im Gemäle, und viel edles Gemüth, rechte „Tugends von Leuten, und thun mir viel Ehr und „Freundſchaft. Dagegen find Jhr auch der untreu- „ſten verlogen diebiſch Böſewichter da, Jch glaub „daß ſie auf Erdreich nit ſo leben, und wenns „einer nit wüßt, ſo gedächt er es wären die artig- „ſten Leut die auf Erdreich wären. Jch muß ihn „ſelbſt lachen, wenn ſie mit mir reden, ſie wiſſen
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erbot, jede Summe, welche die Kirche nur immer
dafür fordern möchte, zu zahlen. Auf das ſorg-
fältigſte eingepackt, ward es hierauf nach des Kaiſers
eigner Veranſtaltung durch vier ſtarke Männer auf
den Schultern von Venedig bis Prag getragen,
damit das koſtbare Gemälde nicht durch das Rütteln
eines Wagens unterwegs Schaden litte.
Jn einem andern Briefe ſchreibt Albrecht Dürer
an Bilibald Pirkheimer:
„Jch wollt daß Jhr hie zu Venedig wärt. Es
„ſind ſo viel artiger Geſellen unter den Welſchen,
„die ſich je länger je mehr zu mir geſellen, daß es
„einem am Herzen ſanft ſollt. Denn vernünftig
„gelehrt gut Lautenſchleger, Pfeiffer, verſtändig
„im Gemäle, und viel edles Gemüth, rechte
„Tugends von Leuten, und thun mir viel Ehr und
„Freundſchaft. Dagegen find Jhr auch der untreu-
„ſten verlogen diebiſch Böſewichter da, Jch glaub
„daß ſie auf Erdreich nit ſo leben, und wenns
„einer nit wüßt, ſo gedächt er es wären die artig-
„ſten Leut die auf Erdreich wären. Jch muß ihn
„ſelbſt lachen, wenn ſie mit mir reden, ſie wiſſen
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/251>, abgerufen am 21.11.2024.
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