"daß man solch Boßheit von ihnen weiß, aber sie "fragen nie darnach. Jch hab viele guter Freund "unter den Welschen, die mich warnen, daß ich "mit ihren Malern nicht eß und trink, auch sind mir "ihrer viel feind, und machen (kopiren) mein Ding "in Kirchen ab, und wo sie es mögen bekommen; "noch schelten sie es, und sagen es sey nit antikisch "Art, dazu sey es nit gut; aber Sambellinus "(Gian Bellino, auf venetianisch Zan Belin, Ti- "zians großer Lehrer) der hat mich vor viel Gen- "tilomen fast sehr gelobt. Er wollt gern etwas "von mir haben und ist selber zu mir gekommen und "hat mich gebeten, er wolls wohl zahlen. Und "sagen mir die Leut alle, wie es so ein frommer "Mann sey, daß ich ihm gleich günstig bin. Er ist "sehr alt und ist noch der Beste im Gemäle u. s. w. "Geben zu Venedig neun Uhr in die Nacht, am "Samstag nach Lichtmeß im 1506 Jahr."
Von Venedig aus machte Albrecht Dürer eine Ausflucht nach Bologna; "Um Kunst willen," schreibt er, "in heimlicher Perspektive, die mich "einer lernen will, da werd ich ungefehr in acht
„daß man ſolch Boßheit von ihnen weiß, aber ſie „fragen nie darnach. Jch hab viele guter Freund „unter den Welſchen, die mich warnen, daß ich „mit ihren Malern nicht eß und trink, auch ſind mir „ihrer viel feind, und machen (kopiren) mein Ding „in Kirchen ab, und wo ſie es mögen bekommen; „noch ſchelten ſie es, und ſagen es ſey nit antikiſch „Art, dazu ſey es nit gut; aber Sambellinus „(Gian Bellino, auf venetianiſch Zan Belin, Ti- „zians großer Lehrer) der hat mich vor viel Gen- „tilomen faſt ſehr gelobt. Er wollt gern etwas „von mir haben und iſt ſelber zu mir gekommen und „hat mich gebeten, er wolls wohl zahlen. Und „ſagen mir die Leut alle, wie es ſo ein frommer „Mann ſey, daß ich ihm gleich günſtig bin. Er iſt „ſehr alt und iſt noch der Beſte im Gemäle u. ſ. w. „Geben zu Venedig neun Uhr in die Nacht, am „Samſtag nach Lichtmeß im 1506 Jahr.“
Von Venedig aus machte Albrecht Dürer eine Ausflucht nach Bologna; „Um Kunſt willen,“ ſchreibt er, „in heimlicher Perſpektive, die mich „einer lernen will, da werd ich ungefehr in acht
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„daß man ſolch Boßheit von ihnen weiß, aber ſie
„fragen nie darnach. Jch hab viele guter Freund
„unter den Welſchen, die mich warnen, daß ich
„mit ihren Malern nicht eß und trink, auch ſind mir
„ihrer viel feind, und machen (kopiren) mein Ding
„in Kirchen ab, und wo ſie es mögen bekommen;
„noch ſchelten ſie es, und ſagen es ſey nit antikiſch
„Art, dazu ſey es nit gut; aber Sambellinus
„(Gian Bellino, auf venetianiſch Zan Belin, Ti-
„zians großer Lehrer) der hat mich vor viel Gen-
„tilomen faſt ſehr gelobt. Er wollt gern etwas
„von mir haben und iſt ſelber zu mir gekommen und
„hat mich gebeten, er wolls wohl zahlen. Und
„ſagen mir die Leut alle, wie es ſo ein frommer
„Mann ſey, daß ich ihm gleich günſtig bin. Er iſt
„ſehr alt und iſt noch der Beſte im Gemäle u. ſ. w.
„Geben zu Venedig neun Uhr in die Nacht, am
„Samſtag nach Lichtmeß im 1506 Jahr.“
Von Venedig aus machte Albrecht Dürer eine
Ausflucht nach Bologna; „Um Kunſt willen,“
ſchreibt er, „in heimlicher Perſpektive, die mich
„einer lernen will, da werd ich ungefehr in acht
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/252>, abgerufen am 24.11.2024.
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