Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

Bild:
<< vorherige Seite


"blinden Lehr will lassen bleiben, die doch die
"Menschen, die sie Vater nennen, erdicht und auf-
"gesetzt haben, dadurch uns das köstlich Wort an
"viel Enden fälschlich ausgelegt wird, oder gar nit
"fürgehalten."

"Darum sehe ein jeglicher, der da Martinus
"Luther Lehre liest, wie sein Lehr so klar durchsich-
"tig ist, so er das heilige Evangelium führt.
"Darum sind sie in großen Ehren zu halten, und
"nit zu verbrennen, es wäre denn daß man sein
"Widerpart, die allezeit die Wahrheit widerfech-
"ten, ins Feuer würf mit allen ihren Opinionen,
"die da aus Menschen Götter machen wollen. Aber
"doch ists gut, daß man wieder neuer lutherischer
"Bücher Druck hatt. O Gott ist Luther todt, wer
"wird uns hinfür das heilig Evangelium so klar für-
"tragen? Ach Gott, was hätt er uns noch in zehn
"oder zwanzig Jahren schreiben mögen! O ihr alle
"fromme Christenmenschen, helft mir fleissig be-
"weinen diesen gottgeistigen Menschen, und Gott
"bitten daß er uns einen andern erleuchten Mann
"sende. O Erasme Roterodame wo wilt du blei-


„blinden Lehr will laſſen bleiben, die doch die
„Menſchen, die ſie Vater nennen, erdicht und auf-
„geſetzt haben, dadurch uns das köſtlich Wort an
„viel Enden fälſchlich ausgelegt wird, oder gar nit
„fürgehalten.“

„Darum ſehe ein jeglicher, der da Martinus
„Luther Lehre lieſt, wie ſein Lehr ſo klar durchſich-
„tig iſt, ſo er das heilige Evangelium führt.
„Darum ſind ſie in großen Ehren zu halten, und
„nit zu verbrennen, es wäre denn daß man ſein
„Widerpart, die allezeit die Wahrheit widerfech-
„ten, ins Feuer würf mit allen ihren Opinionen,
„die da aus Menſchen Götter machen wollen. Aber
„doch iſts gut, daß man wieder neuer lutheriſcher
„Bücher Druck hatt. O Gott iſt Luther todt, wer
„wird uns hinfür das heilig Evangelium ſo klar für-
„tragen? Ach Gott, was hätt er uns noch in zehn
„oder zwanzig Jahren ſchreiben mögen! O ihr alle
„fromme Chriſtenmenſchen, helft mir fleiſſig be-
„weinen dieſen gottgeiſtigen Menſchen, und Gott
„bitten daß er uns einen andern erleuchten Mann
„ſende. O Erasme Roterodame wo wilt du blei-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p>
          <cit>
            <quote><pb facs="#f0266" n="254"/><lb/>
&#x201E;blinden Lehr will la&#x017F;&#x017F;en bleiben, die doch die<lb/>
&#x201E;Men&#x017F;chen, die &#x017F;ie Vater nennen, erdicht und auf-<lb/>
&#x201E;ge&#x017F;etzt haben, dadurch uns das kö&#x017F;tlich Wort an<lb/>
&#x201E;viel Enden fäl&#x017F;chlich ausgelegt wird, oder gar nit<lb/>
&#x201E;fürgehalten.&#x201C;</quote>
          </cit>
        </p><lb/>
        <p>
          <cit>
            <quote>&#x201E;Darum &#x017F;ehe ein jeglicher, der da Martinus<lb/>
&#x201E;Luther Lehre lie&#x017F;t, wie &#x017F;ein Lehr &#x017F;o klar durch&#x017F;ich-<lb/>
&#x201E;tig i&#x017F;t, &#x017F;o er das heilige Evangelium führt.<lb/>
&#x201E;Darum &#x017F;ind &#x017F;ie in großen Ehren zu halten, und<lb/>
&#x201E;nit zu verbrennen, es wäre denn daß man &#x017F;ein<lb/>
&#x201E;Widerpart, die allezeit die Wahrheit widerfech-<lb/>
&#x201E;ten, ins Feuer würf mit allen ihren Opinionen,<lb/>
&#x201E;die da aus Men&#x017F;chen Götter machen wollen. Aber<lb/>
&#x201E;doch i&#x017F;ts gut, daß man wieder neuer lutheri&#x017F;cher<lb/>
&#x201E;Bücher Druck hatt. O Gott i&#x017F;t Luther todt, wer<lb/>
&#x201E;wird uns hinfür das heilig Evangelium &#x017F;o klar für-<lb/>
&#x201E;tragen? Ach Gott, was hätt er uns noch in zehn<lb/>
&#x201E;oder zwanzig Jahren &#x017F;chreiben mögen! O ihr alle<lb/>
&#x201E;fromme Chri&#x017F;tenmen&#x017F;chen, helft mir flei&#x017F;&#x017F;ig be-<lb/>
&#x201E;weinen die&#x017F;en gottgei&#x017F;tigen Men&#x017F;chen, und Gott<lb/>
&#x201E;bitten daß er uns einen andern erleuchten Mann<lb/>
&#x201E;&#x017F;ende. O Erasme Roterodame wo wilt du blei-<lb/></quote>
          </cit>
        </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[254/0266] „blinden Lehr will laſſen bleiben, die doch die „Menſchen, die ſie Vater nennen, erdicht und auf- „geſetzt haben, dadurch uns das köſtlich Wort an „viel Enden fälſchlich ausgelegt wird, oder gar nit „fürgehalten.“ „Darum ſehe ein jeglicher, der da Martinus „Luther Lehre lieſt, wie ſein Lehr ſo klar durchſich- „tig iſt, ſo er das heilige Evangelium führt. „Darum ſind ſie in großen Ehren zu halten, und „nit zu verbrennen, es wäre denn daß man ſein „Widerpart, die allezeit die Wahrheit widerfech- „ten, ins Feuer würf mit allen ihren Opinionen, „die da aus Menſchen Götter machen wollen. Aber „doch iſts gut, daß man wieder neuer lutheriſcher „Bücher Druck hatt. O Gott iſt Luther todt, wer „wird uns hinfür das heilig Evangelium ſo klar für- „tragen? Ach Gott, was hätt er uns noch in zehn „oder zwanzig Jahren ſchreiben mögen! O ihr alle „fromme Chriſtenmenſchen, helft mir fleiſſig be- „weinen dieſen gottgeiſtigen Menſchen, und Gott „bitten daß er uns einen andern erleuchten Mann „ſende. O Erasme Roterodame wo wilt du blei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/266
Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/266>, abgerufen am 18.12.2024.