Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

Bild:
<< vorherige Seite


"ben? sieh, was vermag die ungerechte Tirannei
"der weltlichen Gewalt, der Macht der Finsterniß?
"Hör du Ritter Christi, reuth hervor neben dem
"Herrn Christum, beschütz die Wahrheit, erlang
"der Märtirer Kron, du bist doch sonst ein alt
"Menniken (Männchen). Jch hab von dir gehört,
"daß du dir selbst noch zwei Jahr zugeben hast,
"die du noch [t]ügest etwas zu thun, dieselben leg
"wohl an, dem Evangelium und dem wahren christ-
"lichen Glauben zu gut. -- -- -- O Erasme
"halt dich hin, daß sich Gott dein rühme, wie vom
"David geschrieben steht, denn du magsts thun,
"und fürwahr du magst den Goliath fällen."

Nach dieser Erleichterung seines frommen,
sorgenerfüllten Herzens führt Albrecht Dürer nach
gewohnter Weise sein Tagebuch weiter fort.

"Jtem am achten Tag nach Corpus Christi
"bin ich gen Mecheln mit den Meinen zu Frau
"Margareth gefahren. Bin zur Herberg geweßt
"zum golden Haupt, bei Meister Heinrich, Maler,
"da haben mich zu Gast geladen in meiner Herberg


„ben? ſieh, was vermag die ungerechte Tirannei
„der weltlichen Gewalt, der Macht der Finſterniß?
„Hör du Ritter Chriſti, reuth hervor neben dem
„Herrn Chriſtum, beſchütz die Wahrheit, erlang
„der Märtirer Kron, du biſt doch ſonſt ein alt
„Menniken (Männchen). Jch hab von dir gehört,
„daß du dir ſelbſt noch zwei Jahr zugeben haſt,
„die du noch [t]ügeſt etwas zu thun, dieſelben leg
„wohl an, dem Evangelium und dem wahren chriſt-
„lichen Glauben zu gut. — — — O Erasme
„halt dich hin, daß ſich Gott dein rühme, wie vom
„David geſchrieben ſteht, denn du magſts thun,
„und fürwahr du magſt den Goliath fällen.“

Nach dieſer Erleichterung ſeines frommen,
ſorgenerfüllten Herzens führt Albrecht Dürer nach
gewohnter Weiſe ſein Tagebuch weiter fort.

„Jtem am achten Tag nach Corpus Chriſti
„bin ich gen Mecheln mit den Meinen zu Frau
„Margareth gefahren. Bin zur Herberg geweßt
„zum golden Haupt, bei Meiſter Heinrich, Maler,
„da haben mich zu Gaſt geladen in meiner Herberg

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p>
          <cit>
            <quote><pb facs="#f0267" n="255"/><lb/>
&#x201E;ben? &#x017F;ieh, was vermag die ungerechte Tirannei<lb/>
&#x201E;der weltlichen Gewalt, der Macht der Fin&#x017F;terniß?<lb/>
&#x201E;Hör du Ritter Chri&#x017F;ti, reuth hervor neben dem<lb/>
&#x201E;Herrn Chri&#x017F;tum, be&#x017F;chütz die Wahrheit, erlang<lb/>
&#x201E;der Märtirer Kron, du bi&#x017F;t doch &#x017F;on&#x017F;t ein alt<lb/>
&#x201E;Menniken (Männchen). Jch hab von dir gehört,<lb/>
&#x201E;daß du dir &#x017F;elb&#x017F;t noch zwei Jahr zugeben ha&#x017F;t,<lb/>
&#x201E;die du noch <supplied>t</supplied>üge&#x017F;t etwas zu thun, die&#x017F;elben leg<lb/>
&#x201E;wohl an, dem Evangelium und dem wahren chri&#x017F;t-<lb/>
&#x201E;lichen Glauben zu gut. &#x2014; &#x2014; &#x2014; O Erasme<lb/>
&#x201E;halt dich hin, daß &#x017F;ich Gott dein rühme, wie vom<lb/>
&#x201E;David ge&#x017F;chrieben &#x017F;teht, denn du mag&#x017F;ts thun,<lb/>
&#x201E;und fürwahr du mag&#x017F;t den Goliath fällen.&#x201C;</quote>
          </cit>
        </p><lb/>
        <p>Nach die&#x017F;er Erleichterung &#x017F;eines frommen,<lb/>
&#x017F;orgenerfüllten Herzens führt Albrecht Dürer nach<lb/>
gewohnter Wei&#x017F;e &#x017F;ein Tagebuch weiter fort.</p><lb/>
        <p>
          <cit>
            <quote>&#x201E;Jtem am achten Tag nach Corpus Chri&#x017F;ti<lb/>
&#x201E;bin ich gen Mecheln mit den Meinen zu Frau<lb/>
&#x201E;Margareth gefahren. Bin zur Herberg geweßt<lb/>
&#x201E;zum golden Haupt, bei Mei&#x017F;ter Heinrich, Maler,<lb/>
&#x201E;da haben mich zu Ga&#x017F;t geladen in meiner Herberg<lb/></quote>
          </cit>
        </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[255/0267] „ben? ſieh, was vermag die ungerechte Tirannei „der weltlichen Gewalt, der Macht der Finſterniß? „Hör du Ritter Chriſti, reuth hervor neben dem „Herrn Chriſtum, beſchütz die Wahrheit, erlang „der Märtirer Kron, du biſt doch ſonſt ein alt „Menniken (Männchen). Jch hab von dir gehört, „daß du dir ſelbſt noch zwei Jahr zugeben haſt, „die du noch tügeſt etwas zu thun, dieſelben leg „wohl an, dem Evangelium und dem wahren chriſt- „lichen Glauben zu gut. — — — O Erasme „halt dich hin, daß ſich Gott dein rühme, wie vom „David geſchrieben ſteht, denn du magſts thun, „und fürwahr du magſt den Goliath fällen.“ Nach dieſer Erleichterung ſeines frommen, ſorgenerfüllten Herzens führt Albrecht Dürer nach gewohnter Weiſe ſein Tagebuch weiter fort. „Jtem am achten Tag nach Corpus Chriſti „bin ich gen Mecheln mit den Meinen zu Frau „Margareth gefahren. Bin zur Herberg geweßt „zum golden Haupt, bei Meiſter Heinrich, Maler, „da haben mich zu Gaſt geladen in meiner Herberg

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/267
Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/267>, abgerufen am 21.11.2024.