zum Schmucke des Hauptaltars immer ein Kunst- werk, das hauptsächlich auf den Heiligen Bezug hatte, dem zu Ehren die Kirche erbaut war. Und so enthält auch das Jnnere des Hauptaltars dieser Kirche eine in Holz geschnitzte und reich vergoldete, fast kolossale Abbildung der von der heiligen Drei- einigkeit umgebenen Mutter Gottes, die aller Wahrscheinlichkeit nach noch dieselbe ist, von welcher Kurike in seiner Kronick, als im Jahr 1517 von Meister Michell überantwortet, spricht. Sehr achtenswerthe Kunstkenner, welche aber diese Kirche nie sahen, fühlten sich durch diese in der Kronick enthaltne Stelle bewogen, das Danziger Bild für diese Tafel zu halten und es deshalb dem Meister Michael Wolgemut zuzuschreiben. Bötticher aber, der bis ins Jahr 1615 bei dieser Kirche als Kir- chenvorsteher angestellt war, nennt in seinem im Manuscript vorhandenen historischen Kirchenregister den Verfertiger der Tafel auf dem Hauptaltar einen Priester, Namens Michael, und bemerkt, daß das Malwerk nebst dem Vergülden des Altars 3386 Mark gekostet habe, und der Kontrackt darüber mit
zum Schmucke des Hauptaltars immer ein Kunſt- werk, das hauptſächlich auf den Heiligen Bezug hatte, dem zu Ehren die Kirche erbaut war. Und ſo enthält auch das Jnnere des Hauptaltars dieſer Kirche eine in Holz geſchnitzte und reich vergoldete, faſt koloſſale Abbildung der von der heiligen Drei- einigkeit umgebenen Mutter Gottes, die aller Wahrſcheinlichkeit nach noch dieſelbe iſt, von welcher Kurike in ſeiner Kronick, als im Jahr 1517 von Meiſter Michell überantwortet, ſpricht. Sehr achtenswerthe Kunſtkenner, welche aber dieſe Kirche nie ſahen, fühlten ſich durch dieſe in der Kronick enthaltne Stelle bewogen, das Danziger Bild für dieſe Tafel zu halten und es deshalb dem Meiſter Michael Wolgemut zuzuſchreiben. Bötticher aber, der bis ins Jahr 1615 bei dieſer Kirche als Kir- chenvorſteher angeſtellt war, nennt in ſeinem im Manuſcript vorhandenen hiſtoriſchen Kirchenregiſter den Verfertiger der Tafel auf dem Hauptaltar einen Prieſter, Namens Michael, und bemerkt, daß das Malwerk nebſt dem Vergülden des Altars 3386 Mark gekoſtet habe, und der Kontrackt darüber mit
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zum Schmucke des Hauptaltars immer ein Kunſt-
werk, das hauptſächlich auf den Heiligen Bezug
hatte, dem zu Ehren die Kirche erbaut war. Und
ſo enthält auch das Jnnere des Hauptaltars dieſer
Kirche eine in Holz geſchnitzte und reich vergoldete,
faſt koloſſale Abbildung der von der heiligen Drei-
einigkeit umgebenen Mutter Gottes, die aller
Wahrſcheinlichkeit nach noch dieſelbe iſt, von
welcher Kurike in ſeiner Kronick, als im Jahr 1517
von Meiſter Michell überantwortet, ſpricht. Sehr
achtenswerthe Kunſtkenner, welche aber dieſe Kirche
nie ſahen, fühlten ſich durch dieſe in der Kronick
enthaltne Stelle bewogen, das Danziger Bild für
dieſe Tafel zu halten und es deshalb dem Meiſter
Michael Wolgemut zuzuſchreiben. Bötticher aber,
der bis ins Jahr 1615 bei dieſer Kirche als Kir-
chenvorſteher angeſtellt war, nennt in ſeinem im
Manuſcript vorhandenen hiſtoriſchen Kirchenregiſter
den Verfertiger der Tafel auf dem Hauptaltar einen
Prieſter, Namens Michael, und bemerkt, daß das
Malwerk nebſt dem Vergülden des Altars 3386
Mark gekoſtet habe, und der Kontrackt darüber mit
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/94>, abgerufen am 21.11.2024.
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